Neue Mobilfunker stoppen Preiserhöhungen in Österreich
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Gute Nachrichten für Österreichs Handynutzer: Der Start neuer Mobilfunkanbieter im kommenden halben Jahr dürfte der Regulierungsbehörde RTR zufolge weitere Preiserhöhungen verhindern. "Wir rechnen im nächsten halben Jahr mit drei Anbietern", sagte RTR-Chef Johannes Gungl in einem heute, Freitag, veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Deren Start werde eine "stark preisdämpfende Wirkung" haben. "Es kann sein, dass wir in der nächsten Zeit keine Preissteigerungen mehr sehen werden - das ist durchaus wahrscheinlich", sagte Gungl. Diese Quereinsteiger (MVNO) mieten sich in die Netze etablierter Mobilfunkbetreiber ein, treten aber mit eigenen Marken auf und können so für zusätzlichen Wettbewerb sorgen.
Denn um Kunden zu gewinnen, müssten die Quereinsteiger günstigere Tarife anbieten, als die Platzhirsche. Das sind allen voran die Telekom Austria mit ihrer Marke A1, die Deutsche-Telekom- Tochter T-Mobile und Hutchison (Drei). "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Wettbewerb sehr stark über den Preis getrieben ist. Deswegen glaube ich, dass sich neue Anbieter preislich differenzieren werden und wollen", sagte Gungl. Österreich galt lange Zeit als der am härtesten umkämpfte Mobilfunkmarkt Europas. Doch mit der Übernahme von Orange durch Hutchison Anfang 2013 schrumpfte die Zahl der Betreiber mit eigenem Netz auf drei von vier - und der erbitterte Preiskampf war beendet. Nach Angaben der RTR stiegen die Mobilfunkpreise seither durchschnittlich um mehr als 20 Prozent.
Bislang kaum virtuelle Betreiber
Genau das wollten die Wettbewerbshüter eigentlich verhindern. Die EU-Kommission verhängte im Zuge der Übernahme strenge Auflagen für Hutchison: Der Betreiber muss sein Netz bis zu 16 Quereinsteigern zu günstigen Bedingungen zur Verfügung stellen. Doch knapp zwei Jahre nach der Fusion hat bisher noch kein MVNO den Betrieb aufgenommen. Interesse haben der Kabelnetzbetreiber UPC sowie das Televoting-Unternehmen Mass Response angemeldet. Der deutsche Lebensmitteldiscounter Hofer (Aldi Süd) will als Quereinsteiger im Netz von T-Mobile starten. Die MVNO könnten sich nach Ansicht von Gungl zu einer echten Konkurrenz für die etablierten Anbieter entwickeln. "Ich halte es für durchaus realistisch, dass diese neuen Anbieter in drei Jahren mehrere hunderttausend Kunden anziehen können", sagte er. Die Analysten von Espirito Santo erwarten, dass allein die Liberty-Global-Tochter UPC in den kommenden vier Jahren 430.000 österreichische Mobilfunkkunden anlocken kann.
Die insgesamt 2 Mrd. Euro teure Auktion für neue Mobilfunkfrequenzen für schnelles Internet (LTE) hält die RTR weiterhin für rechtlich korrekt. T-Mobile hatte gegen die Versteigerung Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof eingelegt, der eine Entscheidung für Oktober oder November angekündigt hat. "Wir haben keine Indikation vom Verwaltungsgerichtshof - weder in welche Richtung es geht, noch wann die Entscheidung fallen wird", sagte Gungl. Sollte das Gericht die Auktion jedoch aufheben, müsse der Staat die 2 Mrd. Euro schweren Erlöse an die Betreiber zurückzahlen und die RTR die Versteigerung wiederholen.
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