Wie Samsung den Kamera-Zoom am Handy revolutionieren will
Üblicherweise sind Kameras mit optischem Zoom in der Periskop-Bauweise (engl.: Periscope Cameras) aufgebaut. Dabei wird das einfallende Licht durch ein Prisma umgelenkt. Es durchläuft mehrere Linsen, die es vergrößern, bis es schließlich auf den Sensor fällt. Der wandelt das Licht in ein digitales Bild um.
Das funktioniert zwar seit Jahren akzeptabel, hat aber Nachteile. Diese will Samsung jetzt mit einer neuen Bauweise beseitigen.
Lichtstärkere Kameras
Samsung nennt die neue Technologie All Lenses on Prism (ALoP). Dabei befinden sich die Vergrößerungslinsen nicht zwischen Prima und Bildsensor, sondern vor dem Prisma. Das hat mehrere Vorteile. Einer davon ist, dass Linsen mit einem größeren Durchmesser verwendet werden können, die mehr Licht auf den Sensor treffen lassen.
Bei der normalen Teleskop-Bauweise liegen die Linsen der Länge nach im Kameramodul. Will man hier die Linsen im Durchmesser vergrößern, muss das Gehäuse des Smartphones dicker werden oder zumindest die hervorstehenden Beule, in der die Kameras bei vielen Smartphones sitzen.
Bei ALoP sind die Linsen der Höhe nach geordnet. Dadurch kann der Durchmesser größer werden, ohne, dass das Smartphone dicker werden muss. Laut Samsung wird dadurch eine größere Blendenzahl möglich. Das heißt: Mehr Licht trifft auf den Sensor. Mehr Licht bedeutet wiederum bessere Aufnahmen bei Nacht und schwierigen Lichtverhältnissen und weniger Chance zu verwackeln, weil die Belichtungszeit kürzer ist.
Samsung gibt als Beispiel an, dass eine ALoP mit einem Äquivalent von 80mm eine Blendenzahl von f 2.58 hat. Samsung konkretisiert leider nicht, ob sich die 80mm auf das Kleinbild-Äquivalent (35mm) beziehen, oder die übliche Brennweite der Hauptkamera bei Galaxy-Smartphones, die 24mm beträgt. Da Samsung in seiner Aussendung zu ALoP davon spricht, sie für Zoomgrößen von 3x-3,5x einsetzen zu wollen, sind wohl 24mm gemeint. Die 80mm Brennweite würde so einem 3,3-fach optischen Zoom entsprechen.
Damit würde ALoP bei der Lichtstärke zwischen Samsungs aktuellen Kameramodulen für Spitzenmodell-Smartphones liegen. Beim S24 Ultra hat die 3-fach-Zoomkamera f 2.4 und die 5-fach-Zoomkamera f 3.4.
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Kleinere Beule am Smartphone
Was viele User mehr freuen dürfte: Ein ALoP-Kameramodul ist flacher und kürzer als eine Periskop-Kamera. Das heißt: Die ungeliebte Kamera-Beule an der Gehäuserückseite kann kompakter ausfallen – in der Breite und in der Höhe. Oder, falls ein Hersteller auf die Beule verzichten will: Das gesamte Smartphone kann dünner gebaut werden als mit einer Periskop-Kamera.
Außerdem hat die ALoP-Kamera eine runde Linse, statt einer rechteckigen. Wer sich schon immer an der Ästhetik der einen, rechteckigen Linse an der Rückseite gestört hat, wird bei zukünftigen Handys diesen Anblick wohl nicht mehr ertragen müssen.
Kameramodul auch für andere Smartphone-Hersteller
Samsung wird die ALoP-Kameramodule als OEM-Produkt anderen Herstellern anbieten. Damit könnten womöglich auch Mittelklasse-Handys einiger Produzenten in den Genuss von Zoomkameras kommen, bei denen bisher aus Platzmangel im Gehäuse darauf verzichtet wurde.
Wann ALoP zum ersten Mal in Smartphones zu sehen sein wird, ist derzeit nicht bekannt. Womöglich könnte es schon in ein paar Wochen so weit sein. Voraussichtlich wird Samsung seine S25-Serie im Jänner vorstellen. Einen konkreten Hinweis darauf, dass ALoP schon hier zum Einsatz kommen wird, gibt es aber noch nicht.
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