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Tipp

Neues Buch gibt Einblicke ins Darknet

Das Darknet ist Terra incognita - „es ist unbekanntes, digitales Land“. So schreibt der deutsche Autor Stefan Mey in seinem neuen Buch über den anonym nutzbaren Teil des Internets. „Darknet - Waffen, Drogen, Whistleblower“ bringt Licht ins Dunkel der digitalen Unterwelt mit ihren illegalen Marktplätzen sowie ihrem Raum für „gute“ Inhalte ohne Zensur oder Verfolgung durch autoritäre Regime.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein derart technisch abgeschirmtes Netz herzustellen, erläutert der freie Journalist, der auch schon für österreichische Medien gearbeitet hat. Das am meisten verbreitete Darknet ist jenes auf Basis der Software Tor („The Onion Router“), auf das sich Mey in seinem Buch konzentriert. Erreichbar ist es nur über den speziellen Tor-Browser.

Der Versand von Daten oder Nachrichten findet dabei nicht wie sonst im Internet direkt von einer IP-Adresse zur anderen statt, sondern wird „über eine Abfolge von drei Knoten geleitet, die über mehrere Länder verteilt sind“, erklärt der Autor. Jeder dieser Knoten kennt nur seinen unmittelbaren Vorgänger, damit weiß schon der zweite nicht mehr, von welchem Computer die Anfrage ursprünglich ausging. Das macht anonymes Agieren im Darknet möglich.

Marktplatz für illegale Waren

Händler bieten so geschützt Drogen, Waffen, gefälschte Ausweise oder Falschgeld an - in Shops die laut Mey an den „klassischen Onlinehandel“ wie von Amazon erinnern, samt Bewertung von Ware und Anbieter. Auch deutschsprachige Angebote sind verfügbar. Bezahlt wird über die anonyme Digitalwährung Bitcoin. Den Umsatz der großen Marktplätze im Darknet schätzten US-Forscher nach einer Erhebung zwischen den Jahren 2013 und 2015 auf 300.000 bis 600.000 US-Dollar (250.773,22 bis 501.546,44 Euro) pro Tag, geht aus dem Buch hervor.

Kinderpornografie wird im Darknet selbst überwiegend geächtet, stellte Mey bei seinen Recherchen fest. In vielen Foren und Marktplätzen ist das Thema tabu. Es gebe diese „üblen Aktivitäten“ im Darknet aber dennoch und die Zahl der Anfragen, die sich auf Missbrauchsseiten beziehen, sind laut einer Analyse hoch. Online-Aktivisten versuchen, den Betrieb solcher Angebote zu stören sowie User und Hintermänner zu identifizieren und öffentlich bloßzustellen, wie Mey betont.

Auch gute Seite

Das Darknet hat aber laut dem Autor auch eine „gute“ Seite. Whistleblower können brisante Informationen an Medien übermitteln, Facebook ist in Ländern erreichbar, die den Zugang zu dem sozialen Netzwerk verhindern wollen und Oppositionelle in Diktaturen haben einen Zufluchtsort im Netz. Zu letzterem findet sich allerdings „so gut wie nichts“, konstatiert Mey. Insgesamt sei damit recht überschaubar, was im „guten“ Darknet passiert. Der Autor gibt jedoch nicht die Hoffnung auf, dass das Darknet eine Chance sein könnte, „eine bessere Welt aufzubauen“.

Das Buch klärt auch über die paradoxe Konstellation auf, dass das Tor-Projekt überwiegend von der US-Regierung finanziert wird und dass eine von weltweit neun Tor-Weisen genannten Personen, die regelmäßig die mehr als 7.000 Knotenpunkte überprüfen, in Österreich sitzt. Die umfassende Einführung in das Darknet ist seit Dienstag erhältlich.

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