Elektrobus an Überkopf-Ladestelle in Amiens, Frankreich

Sieht futuristisch aus, ist vielerorts aber schon Alltag: E-Busse im Öffi-Nahverkehr

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Österreich kommt bei E-Bussen langsam in Fahrt

Wenn man mit dem Bus fährt, macht man an sich schon etwas Gutes für den Klimaschutz. Unter den motorisierten Straßenfahrzeugen haben sie den niedrigsten CO2-Fußabdruck pro Passagier. Fährt der Bus mit Elektroantrieb, ist das natürlich noch vorteilhafter für das Klima. Weltweit gibt es große Bemühungen, Busflotten mit alternativen Antrieben auszustatten. Batterieelektrische Fahrzeuge sind hier die erste Wahl, aber auch Wasserstoff, alternative Treibstoffe, O-Busse (erhalten Strom aus einer Oberleitung) oder Hybride sind hoch im Kurs.

Boom in Europa seit 3 Jahren

Spitzenreiter bei der Verbreitung von E-Bussen ist China. Das Land investiert bereits seit Längerem massiv in die Technologie. In Europa hat es speziell in den vergangenen drei Jahren einen starken Anstieg bei den Verkaufszahlen von E-Bussen gegeben. Österreich hinkte bislang hinterher. Gerade einmal ein Prozent der 2021 neu zugelassenen Busse im Land fahren mit im Betrieb emissionsfreien Antrieben. Zum Vergleich: In den Niederlanden sind es 100 Prozent, der europaweite Schnitt liegt bei 23 Prozent. Doch Besserung ist in Sicht.

184 E-Busse sind derzeit in Österreich registriert. Bis 2026 soll sich diese Anzahl auf 682 Stück fast vervierfachen, wenn es nach der Bundesregierung geht. Seit heuer gibt es deshalb das Programm Emissionsfreie Busse und Infrastruktur (EBIN) der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Unternehmen, die einen E-Bus kaufen wollen, können auf diesem Weg 80 Prozent der Preisdifferenz zu einem konventionellen Dieselbus zurückerhalten. Die Aktion erfreut sich großer Beliebtheit.

"Das Echo auf die erste Ausschreibung war sehr groß. Gemeinden, Städte und Verkehrsverbünde sind sehr daran interessiert, den emissionsfreien Linienverkehr in Österreich kräftig auszubauen. Aufgrund der vielen förderungswürdigen Projekte hat das Klimaschutzministerium das Förderbudget nachträglich aufgestockt", sagt FFG-Geschäftsführer Klaus Pseiner.

CHINA-LIFESTYLE-TRANSPORT

In China werden jedes Jahr Zehntausende E-Busse neu zugelassen. Chinesische Hersteller reüssieren weltweit

Vorteil für "Second Mover"

Die Fördersituation sieht Transportwirtschaftsexperte Sebastian Kummer von der Wirtschaftsuniversität Wien als Hauptgrund, warum sich E-Busse in Österreich nicht wie im restlichen Europa verbreitet haben: "In anderen Ländern ist man weiter, aber manchmal ist es ganz gut, 'Second Mover' zu sein." Bei der Technik von E-Bussen habe es in den vergangenen Jahren große Fortschritte gegeben, die den Betrieb für Unternehmen viel attraktiver machen.

Ähnlich lautet die Einschätzung von Leonard Lechner vom Verkehrsverbund Vorarlberg. Der VVV nahm seine ersten E-Busse 2020 in Betrieb: "In den vergangenen zwei Jahren hat sich technisch sehr viel getan. Die Zuverlässigkeit ist jetzt höher." Das Unternehmen verfolge ähnlich wie viele andere ehrgeizige Dekarbonisierungspläne, habe sich dem Thema Elektrifizierung aber mit Bedacht und viel externer Unterstützung angenähert. Ein wesentlicher Faktor sei die Finanzierbarkeit gewesen, denn: "Ein E-Bus ist zur Zeit preislich noch weit von einem Dieselbus entfernt." Man kann mit 50 bis 100 Prozent Mehrkosten rechnen (Anm.). Das Förderprogramm EBIN sei hier sehr hilfreich. Der VVV habe bereits die Förderzusage für 56 weitere E-Busse erhalten und möchte danach noch weiter aufstocken.

Problem Leistungsdichte

Bereits seit 2013 haben die Wiener Linien Elektrobusse in ihrer Flotte. Die bisherigen Modelle sind eher klein und in der Innenstadt unterwegs. Zwei Linien werden komplett mit Elektrobussen betrieben. Größere E-Busse wurden seither nicht angeschafft, aber in der Zwischenzeit wurde das Thema gründlich untersucht, sagt Johannes Liebermann von den Wiener Linien.

Ein Problem sei lange Zeit die Leistungsdichte von batterieelektrischen Bussen gewesen. Der hügelige Westen der Stadt, relativ kurze Haltestellenabstände, kurze Intervalle und kurze Betriebspausen seien herausfordernd. Der Fortschritt der Technik ermögliche es aber auch in Wien, künftig mehr E-Busse einzusetzen.

Zweiter Wasserstoffbus in Wien

Vergangenen Winter haben die Wiener Linien ihren ersten Wasserstoffbus vorgestellt. Wasserstoff aus einem Hochdrucktank wird dabei in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt, der einen Elektromotor versorgt. Der Bus vom Typ Hyundai Elec City wird seit Jänner 2022 getestet, mal beladen mit alten Eisenbahnschienen, mal mit Fahrgästen. Nun folgt dem ersten ein zweiter Wasserstoffbus vom Typ Solaris Urbino Hydrogen. Auch er wird zunächst ohne Passagiere getestet und soll dann auf der Linie 39A zwischen Heiligenstadt und Sievering fahren. Die Linie soll bis Ende 2024 komplett mit Wasserstoffbussen betrieben werden.

Wasserstoff getankt wird in der Busgarage Leopoldau. Die dortige Tankstelle wurde im Dezember 2021 eröffnet und steht auch Unternehmen zur Verfügung, die Wasserstoff-Lkw betanken wollen. Laut Johannes Liebermann von den Wiener Linien können Wasserstoffbusse ihre Stärken im hügeligen Westen Wiens ausspielen. Die höhere Leistungsdichte von Wasserstoff gegenüber Batterien verspricht mehr Reichweite. In flacheren Teilen der Stadt sollen künftig eher batterieelektrische Busse zum Einsatz kommen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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