US-Präsident Donald Trump bei der Präsentation geplanter Zölle am vergangenen Mittwoch
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Trump hat Zölle vermutlich mit ChatGPT berechnet

Als Donald Trump die übergroße Zolltafel präsentierte, wurden umgehend eine zentrale Frage aufgeworfen: Wie kommt der US-Präsident auf die jeweilige Höhe der Zölle? Die Zahlen wirken auf den ersten Blick ziemlich willkürlich. Selbst als Laie könnte man zur Annahme gelangen, dass sie keinen Sinn ergeben

Von einem "außergewöhnlichen Unsinn" spricht aber auch ein Experte. Nämlich der Wirtschaftsjournalist James Surowiecki, der gleich eine Idee parat hält, wie die US-Regierung die Höhe der Zölle berechnet hat. 

Demnach wurde einfach das Handelsbilanzdefizit eines Landes mit den USA herangezogen und durch dessen gesamtes Exportvolumen in die USA dividiert. Anschließen wurde diese Zahl halbiert und schon hat man die Höhe der Zölle

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Berechnung ergibt keinen Sinn

Selbst die konservative US-Denkfabrik American Enterprise Institute stellte die Berechnung der Zölle infrage. Die Formel sei fehlerhaft und ergebe ökonomisch keinen Sinn, teilte das Institut mit. Im Ergebnis seien die Zölle deutlich überhöht angesetzt worden.

Das Weiße Haus holte zum Gegenschlag aus und wollte erklären, dass die Zollberechnung wesentlich komplexer sei. Die offizielle Zollformel sei aber nur eine "aufgehübschte Variante" von Surowieckis Version, schreibt das renommierte Magazin Politico

Wie kommt er drauf?

Aber wie ist die Trump-Regierung überhaupt auf eine solche Methode gekommen? The Verge meint, dass es sich möglicherweise so zugetragen haben könnte, wie wenn ein Grundschüler kurz vor dem Abgabetermin draufkommt, dass er die Hausübung vergessen hat: Er greift auf einen KI-Chatbot zurück

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AI-Tools als mögliche Ratgeber

Ob das tatsächlich stimmt, lässt sich schwer beweisen. Es liegt jedenfalls der dringende Verdacht vor, dass die KI-Modelle von ChatGPT, Gemini, Claude oder Grok zumindest als vage Inspiration für die Trump'sche Zollberechnung hergehalten haben. Warum sich diese Mutmaßung aufdrängt, kann jede und jeder selber herausfinden. 

Man muss nur die AI-Tools nach dem ökonomischen Rat fragen: "Was wäre eine einfache Möglichkeit für die USA, Zölle zu berechnen, die anderen Ländern auferlegt werden sollten, um die bilateralen Handelsdefizite zwischen den USA und jedem ihrer Handelspartner auszugleichen? Das Ziel: Die bilateralen Handelsdefizite sollen auf null gebracht werden."

Auf diese Frage wird meist die zuvor genannte Formel hervorgezaubert. In den sozialen Netzwerken kursieren seither unzählige Postings, in denen die KI-Chatbots in verschiedenen Varianten nach einer solchen Zollberechnung gefragt werden. Das Ergebnis ist vielfach dasselbe und nährt die Spekulationen, wonach die KI-Modelle eine Rolle bei der Berechnung gespielt haben könnten. 

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Gemini-AI warnt vor den Folgen der Zölle

Gemini dürften die Trump-Berater dafür entweder nicht verwendet oder ignoriert haben. Die Google-KI weist nämlich auf die Gefahren einer solchen Zollpolitik hin und hält einige Tipps parat. Demnach sollten nicht alle Produkte gleich behandelt werden. Zielführend wäre, Zölle auf bestimmte Branchen zu konzentrieren. 

Außerdem warnt Gemini: "Andere Länder könnten mit Gegenzöllen reagieren, was zu einem Handelskrieg führen könnte. Zölle könnten zu höheren Preisen für Verbraucher, geringerer Wettbewerbsfähigkeit und negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft führen."

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