Das Wunsch-E-Auto der Österreich ist noch etwas von der Realität entfernt.
Das Wunsch-E-Auto der Österreich ist noch etwas von der Realität entfernt.
© Deloitte/Wien Energie

Österreicher wünschen sich E-Autos mit 650 km Reichweite

Österreicher wünschen sich E-Autos mit 650 km Reichweite

„Laut der aktuellen Studie kostet das Wunsch-E-Auto 20.000 Euro, fährt mit einer einzigen Ladung 650 Kilometer und ist nach einer Stunde wieder vollständig aufgeladen“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. Zusammen mit dem Institut für Strategisches Management und Wien Energie wurden insgesamt zum dritten Mal erhoben, wie das Verhältnis der Österreicher zum Thema Erneuerbare Energien und E-Autos unter 1006 Studienteilnehmern sowie 261 Jugendlichen zwischen 15 und 25 erhoben.

Die Zahl der Wunsch-Reichweite ist freilich noch sehr utopisch: Aktuelle E-Auto-Modelle, die derzeit auf den Markt kommen, erzielen eine Reichweite von 200 bis 250 Kilometer. Beim neuen Renault Zoe liegen die Hersteller-Angaben etwa bei 300 Kilometer.

E-Autos werden dominieren

Im Bereich Elektromobilität ist der Trend eindeutig: Die Zulassungszahlen in Österreich steigen im Europavergleich deutlich und auch die Kaufabsicht ist sehr hoch. Für 52 Prozent ist ein eigenes Elektroauto mittlerweile eine realistische Option. 42 Prozent der Befragten, die prinzipiell ein Elektroauto kaufen würden, wollen dies bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre tun.

Studienergebnisse

Unter den Jugendlichen ist die Bereitschaft, auf E-Autos zu setzen, noch größer: 61 Prozent können sich vorstellen, ein E-Auto zu kaufen. Unter den Erwachsenen liegt die Zahl nur bei 51 Prozent. Auch die Hälfte der Befragten denkt, dass in 20 Jahren E-Autos das Straßenbild dominieren werden.

Verbot von Dieselautos in Städten

46 Prozent, also ebenfalls falls die Hälfte, sprechen sich zudem für ein Verbot von alten Dieselautos in Innenstädten aus. „Zu geringe Reichweite bei den Fahrzeugen, eine unzureichende Ladeinfrastruktur und nach wie vor zu hohe Preise sind in der Praxis oftmals noch hinderlich“, nennt Marterbauer als aktuelle Hemmnisse.

Doch E-Mobilität war nicht der einzige Fokus der Studie. Deutliche 85 Prozent ziehen die Weiterentwicklung erneuerbarer Energietechnologien dem Ausbau fossiler Energiequellen vor. Eine große Mehrheit von 81 Prozent erwartet sich dadurch ein nachhaltigeres Wirtschaftswachstum. Vor allem die Jugendlichen legen zudem mehr Fokus darauf, woher der Strom eigentlich kommt. Der wichtigste Grund für den Einsatz Erneuerbarer Energien ist dabei der Umweltschutz.

Photovoltaik-Akzeptanz

In Österreich werden Solarenergie (87 Prozent sehr positiv/positiv) und Wasserkraft (86 Prozent) am positivsten bewertet, Windkraft folgt mit 74 Prozent. Das entspricht in etwa dem länderübergreifenden Durchschnitt.

„Das Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung für erneuerbare Energien nimmt zu. Die Generation von morgen trägt diese Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Energiesystem mit“, sagt Studienautorin Nina Hampl von der WU Wien. Besonders akzeptiert ist der Ausbau der Photovoltaik. 47 Prozent der Haushalte wollen sich etwa an einer gemeinschaftlichen Photovoltaikanlage beteiligen. Davon erwartet man sich vor allem deutlich niedrigere Stromkosten.

Konsumenten werden zu Prosumern

Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie, hat ein solches Geschäftsmodell bereits entwickelt und sieht in der seit Anfang 2018 wirksamen „kleinen Ökostromnovelle“ Chancen und Vorteile für die Konsumenten in diesem Bereich. „Mit dem neuen Fördersystem können wir davon ausgehen, dass immer mehr Menschen zu Prosumern werden. Sie produzieren mit ihrer Photovoltaikanlage eigenen Strom und können diesen durch den Einsatz von Stromspeichern auch verkaufen oder gemeinschaftlich nützen“, erklärt Strebl.

63 Prozent der Befragten halten es tatsächlich für wahrscheinlich, ihren Strom in Zukunft direkt von der Photovoltaikanlage des Nachbarn zu beziehen. Die Digitalisierung wird im Energiebereich weitgehend positiv gesehen. Ganz allgemein betrachtet betonten die befragten Österreicher jedoch die ständige Erreichbarkeit als wachsenden Stressfaktor sowie die steigende Gefahr von Hackerangriffen.

Bürgerbeteiligung

Die direkte finanzielle Beteiligung von Privatpersonen an Projekten zur Nutzung von erneuerbaren Energien, also an sogenannten „Bürgerprojekten“, ist eines der positiven Beispiele der Digitalisierung, der bei den Befragten gut ankommt. Laut Studie zeigen rund 30 Prozent Interesse oder planen eine Beteiligung. Allerdings besteht bei mehr als 60 Prozent der Befragten noch ein Informationsdefizit über die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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