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Markenrecht

Plagiatsverdacht: Hat Apple sein Logo geklaut?

Apple klagt nicht nur Hightech-Unternehmen, weil sie diese oder jene Patente verletzen oder Gebrauchsmuster kopieren, sondern auch Firmen, die mit Hightech weniger am Hut haben. Vor einigen Wochen ist dies der Besitzerin eines Cafes in Bonn passiert: Christin Römer hat ihr Cafe „Apfelkind“ mit einem roten Apfel-Logo versehen, der mit der Silhouette eines Mädchens verziert war. Nach der Anmeldung beim Patentamt in München erhob Apple

, weil „eindeutig eine Verwechslungsgefahr“ bestünde.

Apple hat kopiert
Dabei dürfte sich Apple bei seinem angebissenen Apfel - mittlerweile eines der bekanntesten Logos der Welt - selbst geistige Anleihen genommen haben. Denn 1973, drei Jahre bevor Apple gegründet wurde, war ein angebissener Apfel bereits ein Sujet des französischen Mode- und Parfum-Hauses „The House of Worth“. Zufällig stieß die futurezone im Web auf dem größten Werbung- und Anzeigen-Archiv des Österreichers Hans Böck, adsandbrands.com, auf ein Anzeigen-Sujet – ein Parfum-Flacon in der Form eines angebissenen Apfels. Das Sujet, das international verwendet wurde, erschien in der „Brigitte“, Ausgabe 9, November 1973, also drei Jahre bevor Apple seinen angebissenen Apfel vorstellte.

Dass dieses Design in den USA nicht bekannt war, dagegen spricht das Faktum, dass „The House of Worth“ eine in Amerika etablierte Marke war, deren Bekanntheit auf den Zweiten Weltkrieg zurückgeht. Das berühmteste Parfum war „Je Reviens“ und das war ein beliebtes Mitbringsel von US-Soldaten, bedeutet doch „je reviens“ so viel wie „ich komme zurück“. Für „Je Reviens“ wurden über die Jahre verschiedenste Fläschchen kreiert, eines davon hatte den Look eines angebissenen Apfels.

Ungeschützter Apfel
„The House of Worth“, das jetzt „Worth Parfumes“ heißt, hat sich seit den 70er Jahren zwar mehrere Wortmarken mit der Kombination Worth registrieren lassen, „allerdings nicht den Flacon mit dem ausgebissenen Apfel“, erklärt der Wiener Markenjurist Meinhard Ciresa. Er gibt allerdings zu bedenken, dass ein Schutz des angebissenen Flacons wohl nicht ausreichen würde, um Apple zu klagen. „Die Frage ist nämlich, ob das Design als Logo gilt, damals dürfte kein formeller Schutz bestanden haben“, so Ciresa, „damals gab es auch noch kein Geschmacksmuster.“ Auf letzteres beruft sich Apple derzeit in den Klagen gegen Samsung. Apple wirft Samsung vor, beim Galaxy Tab 10.1 das Geschmacksmuster des iPad zu kopieren.

Verwirrende Markenklassen
Zudem: Hätte Worth 1973 den Apfel-Flacon schützen lassen, hätte dieser Schutz nur für die Klasse 3 gegolten, also „Parfums“. „Computer und Zubehör“ zählten damals wie heute zur Klasse 9 der insgesamt 45 Klassen im Markenrecht. Heute wäre ein Markenschutz für eine berühmte Marke anders zu sehen, da er für mehrere oder gar alle Klassen gilt. Das sei auch der Grund, warum weltbekannte Firmen, von Apple über Red Bull bis zu Hugo Boss streng gegen Firmen vorgehen, die Markenbilder verwenden, die nahe an die ihren kommen. Ciresa: „Sie wollen eine Ausbeutung, ein Verwässern ihrer Marke verhindern.“

„Da es damals wie heute keinen Ideenschutz gab bzw. gibt, ist es rechtlich gesehen egal, wer die Idee hatte oder für sich reklamiert“, so Ciresa. Damals gab es auch den Designschutz noch nicht, mit dem sich heute sogar dreidimensionale Marken eintragen lassen, wie das Beispiel des Lindt Schokohasen zeigt. Mit einer Klage gegen Apple hätte Worth Parfumes daher wohl keine Chance, meint Ciresa.

Seit 1976 ziert der Apfel die Produkte des Computer-Herstellers aus Cupertino – anfangs war er bunt, dann weiß, dann schwarz und jetzt ist der Apfel transparent, silber oder schwarz. Das erste Schriftbild, das noch kein eigenes Logo war, war ein Apfel, in dem die Wörter „apple computer inc.“ eingebettet waren. Dieser Schriftzug wurde „Motter Tektura“ genannt und war eine österreichische „Erfindung“, sie stammte vom Voralberger Grafiker Othmar Motter. Das eigentlich erste Apple-Logo zeigte Isaac Newton unter einem Apfelbaum und sah wie ein Kupferstich aus. Der Entwurf von Ron Wayne war aber zu kleinteilig, das Logo hatte nicht die Signalwirkung und ließ sich auch schlecht auf Geräte anbringen. Diese Vorzüge brachte der Apfel mit.

Entworfen hat ihn Rob Janoff, er war Artdirector in der Agentur von Regis McKenna – den Biss ließ er sich einfallen, damit der Apfel nicht mit einer Kirsche verwechselt wird. Da der Biss im Englischen (to bite = beißen) wie „Byte“ ausgeprochen wird, wurde dies als Anlehnung ans Computer-Zeitalter zur zweiten – konstruierten – Erklärung.

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