© Kim Kyung-Hoon, reuters

Stellungnahme

PlayStation-Datenleck: Sony entschuldigt sich

„Wir entschuldigen uns zutiefst für die großen Sorgen und den Ärger, den wir unseren Kunden bereitet haben“, sagte Sony-Vizepräsident Kazuo Hirai am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Tokio, bevor er sich zusammen mit Vorstandskollegen tief und lange verbeugte. Es war die erste öffentliche Äußerung von Sony nach Bekanntwerden des beispiellosen Datenklaus von 77 Millionen Nutzern.

Hirai erklärte, die Sicherheitsmaßnahmen des Computer-Systems seien verbessert worden. Es seien höhere Standards für den Datenschutz und die Verschlüsselung eingeführt worden. Sony arbeite rund um die Uhr daran, die Dienste wieder zur Verfügung zu stellen, wolle aber davor sicherstellen, dass zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zum Tragen kommen, sagte Hirai.

Neustart in der kommenden Woche
In der kommenden Woche sollen ausgewählte Dienste, darunter Online-Gaming für PlayStation 3 und PlayStation Portable, Chat-Funktionen sowie das Abspielen von Filmen aus dem PlayStation Netzwerk wieder zur Verfügung stehen. Innerhalb eines Monats solle das PlayStation Netzwerk gänzlich wieder hergestellt sein, kündigte Hirai an.

Kompensationen
Um eine Kundenflucht zu Konkurrenzprodukten wie der Wii von Nintendo oder der XBox von Microsoft zu vermeiden, bot Sony bestehenden Nutzern an, einige Dienste, darunter das PlayStation Plus Service sowie den Dienst Music Unlimited,  30 Tage lang kostenlos in Anspruch zu nehmen. Hirai stellten den Nutzern auch kostenlose Downloads in Aussicht.

"Auswirkungen auf gesamte Industrie"
Der Angriff auf das PlayStation Netzwerk habe bedeutende Auswirkungen auf die gesamte Industrie, sagte HiraiSony habe das FBI und andere Behörden kontaktiert und um Hilfe gebeten. Ermittlungen zu dem "kriminellen Cyber-Angriff" auf das Sony Datenzentrum im kalifornischen San Diego wurden aufgenommen, so Hirai.

"Keine Hinweise auf Kreditkartenbetrug"
Bei dem in der abgelaufenen Woche bekanntgewordenen Datenklau wurden von Angreifern persönliche Daten von 77 Millionen Nutzern des PlayStation Netzwerks und des Dienstes Qriocity abgegriffen. Dabei wurden Namen, Anschriften, Email-Adressen, Geburtsdaten, User-Namen, Passwörter und möglicherweise auch Kreditkarteninformationen gestohlen.

Hirai sagte, dass auch Daten von zehn Millionen Kreditkarten betroffen sein könnten. Bislang habe Sony jedoch keine Hinweise auf Kreditkartenbetrug in Zusammenhang mit dem Datenleck erhalten.

Nutzer spät informiert
Sony hatte die betroffenen Nutzer erst am vergangen Dienstag, mehrere Tage nach der Schließung des PlayStation Networks, über den Datendiebstahl informiert und sich scharfe Kritik von Nutzern und Datenschützern eingehandelt.

„Wir haben die Erklärung so früh wie möglich bekanntgegeben, sagte Hirai, der Nachfolger von Sony-Chef Howard Stringer werden soll. Wenige Stunden vor der Veröffentlichung hatte Sony als großer Nachzügler der von Apples iPad dominierten Branche seinen neuen Tablet-Computer vorgestellt.

Sony setzt mit dem PlayStation Network jährlich rund 500 Millionen Dollar um. Sony könne noch nicht einschätzen, wie sich der Angriff auf die Bilanz auswirken werde, erklärte Hirai.

Rechtliche Folgen
Der Datendiebstahl könnte für Sony rechtliche Folgen haben. Im US-Bundesstaat Kalifornien wurde bereits die erste Sammelklage eingereicht. Erste Ermittlungen von Staatsanwälten in den USA sind bereits im Gange. Auch US-Regulierungsbehörden könnten sich in den Fall einschalten.

US-Kongressabgeordnete kritisierten in einem Schreiben an das Unternehmen Sonys Informations- und Sicherheitspolitik und forderten eine Stellungnahme des Unternehmens. Auch in Großbritannien sind bereits Untersuchungen der Behörden angelaufen.

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