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Sonys verkannte MiniDisc geht in Pension

Vor rund 21 Jahren lancierte Sony ein magneto-optisches Speichermedium mit der Hoffnung den Umgang mit Musik zu revolutionieren. Die Audiokassette war zu anfällig und mit der CD konnte man zu der Zeit zwar Musik abspielen, aber nicht aufnehmen. Die MiniDisc konnte alles. Zumindest sah Sony darin das große Potenzial der kleinen Scheibe. Groß wurde diese im Westen trotzdem nie wirklich. Zu viel Konkurrenz und zu hohe Preise machten es der MiniDisc außerhalb Japan schwer.

Geburtsjahr 1991
1991 stellte Sony die MiniDisc vor, 1992 begann der Verkauf. Ziel von Seiten des japanischen Konzerns war es nicht nur der CD Konkurrenz machen, sondern auch als Nachfolger der aus der Mode gekommenen Audiokassette zu dienen. Die Speicherung der Audiodaten erfolgte im komprimierten ATRAC-Format (Adaptive Transform Acoustic Codec). Somit fand eine komplette Musik-CD auch auf einer MiniDisc mit nur 164 bis 177 MB Platz. Nachteil dieses proprieträren Sony-Formats war, dass die Dateien nur auf Sony Geräten abspielbar waren. Dies führte zu einem enormen Nachteil in der Verbreitung. Der wesentlicher Vorteil der MiniDisc gegenüber der CD lag in und der einfachen  Handhabung bei Schnitt und Aufnahme und in der Wiederbeschreibbarkeit. Somit konnte man Audiodateien nicht nur abspielen, sondern diese selbst aufnehmen und unzählige Male wieder beschreiben.

Big in Japan
Trotz der großen Speicherkapazität, der Wiederbeschreibbarkeit und der Kompaktheit der MiniDisc fand die in ein Gehäuse verpackte, magneto-optische Scheibe außerhalb von Japan kaum eine größere Anhängerschaft. Dort konnte sie zumindest einen Teil des Marktes erobern, da CDs in Japan deutlich teurer verkauft wurden. In den westlichen Ländern führten das begrenzte Kontingent an Musikalben und die relativ teuren Abspielgeräte der MiniDiscs nur zu teilweisem Anklang. Besonders der Preis ließ die Zielgruppe der MiniDisc, nämlich musikaffine Jugendliche, vom Kauf abschrecken.

MP3 killed the MiniDisc star
In speziellen Berufsgruppen, darunter Toningenieure, DJs und Journalisten, waren die MiniDiscs jedoch beliebt, da sich Aufnahmen damit wesentlich einfacher bearbeiten ließen als mit Tapes oder mit CDs. Abgesehen von diesen Randerscheinungen blieb der Erfolg der MiniDisc aus. Im ersten Jahr konnte Sony nur 50.000 Stück verkaufen. In die breite Massengesellschaft kam die MiniDisc erst Jahre später und auch dort nie wirklich richtig an. Als Apple 2001 seinen iPod lancierte und wiederbeschreibbare CDs immer bekannter und beliebter wurden, fielen die Verkaufszahlen von Audiokassettte und MiniDisc bis zu 70 Prozent. Somit verpasste das MP3-Format der MiniDisc den letzten Todesstoß.

Eine Ära geht zu Ende
Nun 21 Jahre später verabschiedet sich Sony langsam von seiner MiniDisc. Überraschend ist dieser Abschied nicht. Schon im Juli 2011 kündigte Sony an, die Herstellung tragbarer MiniDisc-Geräte aufgrund der zurückgehenden Nachfrage einzustellen. Diese Ankündigung wird nun umgesetzt. Im März 2013 soll der letzte Player für MiniDiscs von Sony ausgeliefert werden. Hersteller, wie zum Beispiel Onkyo, wollen weiterhin neu gefertigte MiniDisc-Player im Premiumbereich anbieten. Die Scheiben selbst werden zukünftig aber noch von Sony produziert und verkauft.

Stimmen aus dem Netz
Das Ableben der MiniDisc stößt im Netz auf unterschiedliche Meinungen. Während die Einen belächelnd fragen „Wait, what, MiniDisc isn`t dead already?", kommen bei den Anderen nostalgische Gefühle auf. So schreibt Jürgen Vielmeier von neuerdings.com: „Auf Wiedersehen, MiniDisc! Bei manchen Dingen weiß man erst hinterher, was man an ihnen hatte." Vielleicht hat er Recht und der MiniDisc ergeht es ähnlich wie der Polaroid Kamera. Die erlebte auch wenige Jahre später nach Produktionsstop ein Revival.

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