© Max Kroptiz/Wien Energie

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Was die Energieleitstelle in Wien an den Feiertagen leistet

Es sieht ein wenig aus wie bei „Raumschiff Enterprise“: In einem Rundcockpit sitzen die Mitarbeiter der neu errichteten Energieleitstelle in Wien Erdberg, um von dort aus das gesamte Wärmenetz Wiens mit mehr als 410.000 Haushalten zu managen. Das Team „Strom und Gas“ sowie das Team „Lastverteiler Fernwärme und Wasserkraft“ können sich durch eine Glaswand sehen und sich bei Bedarf jederzeit absprechen. Auf den Bildschirmen werden die wichtigsten Messwerte aus dem Netz dargestellt, von den Temperaturen über den Druck bis hin zu den Aggregatszuständen der Kraftwerke, die gerade in Betrieb sind.

Gerald Wurstinger leitet seit mehr als 10 Jahren das Team „Lastverteiler Fernwärme und Wasserkraft“, das bis vor kurzem noch am Standort Spittelau beheimatet war. Für den Umzug von Spittelau nach Erdberg habe es viele Gründe gegeben, sagt Wurstinger im Gespräch mit der futurezone. „Einerseits ging es um die organisatorische Zusammenführung der beiden Teams, sowie um die Ergonomie der Arbeitsplätze. Am neuen Standort haben wir optimale Arbeitsverhältnisse, was Akustik und Licht betrifft. Und die neue Kommandozentrale ist am höchsten Stand der Technik“, so der Teamleiter. Die Energieleitstelle von Wien Energie gehört damit zu den modernsten Warten Europas.

Geringerer Wärmebedarf

Ein Team von rund 20 Personen sorgt rund um die Uhr im Schichtdienst dafür, dass die Wärme genau dann ankommt, wenn sie benötigt wird. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag arbeitet das Team in der neuen Energieleitstelle daran, dass niemandem kalt wird, auch nicht zu Weihnachten. „Die Feiertage sind für uns ganz normale Arbeitstage“, sagt Wurstinger. Rund um Weihnachten ändert sich auch im Fernwärmenetz nicht viel, außer, dass der durchschnittliche Wärmeverbrauch in dieser Zeit etwas geringer ausfällt als sonst. „Die Wärmebedarfskurve liegt etwa 2 bis 4 Prozent unter den normalen Werten“, sagt Wurstinger. „Früher sind relativ viele fortgefahren, doch das nimmt tendenziell eher ab.“

Auch die Corona-Krise hat sich nur geringfügig beim Wärmeverbrauch bemerkbar gemacht. Rund 1 bis 3 Prozent weniger Wärme sei produziert worden, sagt Wurstinger. „Das lag daran, dass viele Firmen zugesperrt haben. Aber aktuell spürt man davon nichts mehr im Netz.“ Generell sind die Prognosen, die von den Teams erstellt werden, sehr treffsicher. Die Mitarbeiter können sich dabei auf Daten verlassen, die bis zum Jahr 1996 zurückreichen.

Die Arbeit in der Energieleitzentrale sei außerdem „echte Teamarbeit“, so der Leiter. 5 Personen arbeiten jeweils in einem Team fix zusammen, und zwar dauerhaft. „Gewechselt wird nur, wenn jemand in Pension geht“, so Wurstinger. Für den Job müsse man eine technische Ausbildung vorweisen und man wird „mindestens ein Jahr lang“ ins Fernwärmenetz eingeführt, bevor man einer fixen Schicht zugeteilt wird.

Wetterdaten entscheidend

In der Energieleitzentrale laufen alle Informationen zusammen: Von den Wetterstationen bis zu den Energiehandelsmärkten und den Kraftwerken. Die Wetterdaten, die von der Hohen Warte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) stammen, spielen bei der Berechnung des Wärmebedarfs eine wesentliche Rolle. Nicht nur große Wetterumschwünge müssen in die Berechnungen miteinbezogen werden, sondern auch kleine Temperaturschwankungen. „Wenn es draußen ein paar Grad wärmer oder kälter wird, weil die Nebeldecke aufreißt, spielt das eine enorm große Rolle“, erklärt Wurstinger. „Nur 1 Grad weniger bedeutet einen zusätzlichen Wärmebedarf von 60 Megawatt. Das entspricht der gesamten Leistung der Müllverbrennungsanlage Spittelau“, sagt der Experte.

Generell zeichnet sich unter der Woche im Winter eine „klassische Fernwärmekurve“ ab. „Das bedeutet eine Morgenspitze, weil die Heizung in der Früh aufgedreht wird und Warmwasser verbraucht wird beim Duschen. Mittags geht die Kurve nach unten und abends gibt es wieder eine Spitze“, sagt Wurstinger. Am Wochenende ist die Wärmebedarfskurve eher flach, was nicht zuletzt daran liegt, dass Betriebe geschlossen und einige Wienerinnen und Wiener regelmäßig fortfahren oder Ausflüge machen. „Wir haben eine hohe Treffergenauigkeit bei unseren Prognosen“, so Wurstinger.

Gerüstet für die Zukunft

Und das muss sich auch sein, denn das Fernwärmesystem wird in den nächsten Jahren noch deutlich kleinteiliger und damit komplexer zu steuern. Im Winter müssen die Experten auf viel mehr Kraftwerks-Quellen zurückgreifen als im Sommer: die Müllverbrennungsanlagen wie die in Spittelau, das Kraftwerk Donaustadt, die Manner-Schnittenheizung in Hernals oder die Großwärmepumpe Simmering kommen zum Einsatz. Mit der Umstellung auf immer mehr erneuerbare Quellen nimmt der Steuerungsbedarf weiter zu. Dafür ist das Team nun gut gerüstet.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Wien Energie.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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