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KNOWHOW

Wie man Podcasts abonniert

Hörst du noch Radio oder abonnierst du schon Podcasts? Ich gehöre zu jenen, die Hitradios mit ihrer ewig gleichen Musikleier nicht aushalten und Talk-Radio bevorzugen. Dank dem Comedy-Podcast kann ich mir die komplette Aufwach-Sendung am Morgen sparen und in dieser Zeit besseres Musik oder gute Nachrichten konsumieren. Während dem Autofahren oder zu Hause kann man nebenher so viel Interessantes erfahren, wenn man guten Sendungen zuhört. Nur: Die Auswahl im Äther ist beschränkt und selbst im Zeitalter des Internet-Radios läuft gerade meist nichts, das einen interessiert, wenn man einmal Zeit hätte.

Auch wenn die meisten irgendwann schon einmal davon gehört haben, zähle ich damit ganz bestimmt nicht zur Mehrheit der Medienkonsumenten. Es ist jammerschade, dass so wenige davon Gebrauch machen, kann man doch genau das hören, was man will, wo und wann man gerade Zeit dafür hat.

Podcasts (manchmal markenneutral Netcasts genannt) sind vergleichbar mit Radio- oder TV-Sendungen, nur dass man sie über das Internet abonnieren kann. Dafür muss man sich nirgends registrieren oder etwas bezahlen. Die Technik hinter dem Abo-Mechanismus nennt sich RSS. Im Unterschied zu Newsfeeds von Blogs oder auch der Futurezone sind in RSS-Feeds von Podcasts noch Verweise zu Audio- oder Videodateien enthalten.

Sobald der Betreiber eines Podcasts eine neue Episode online gestellt hat, wird diese von einem so genannten "Podcatcher" (siehe Apps unten) abgeholt und steht zum Konsum bereit.

Podcasts gibt es zu beinahe jedem denkbaren Thema - von Kultur und Sport über Film und Musik bis hin zu Wissenschaft, Wirtschaft oder Technik. Es gibt Schätzungen, wonach weltweit über 150.000 solcher Sendungen in Aboform auf Nutzer warten. Das qualitative Spektrum reicht vom privaten Gequatsche von Hobbyisten bis hin zu exzellenten und professionell produzierten Serien von Rundfunkanstalten.

In Österreich gibt es vergleichsweise wenige private Podcaster und auch die Radiosender des ORF könnten durchaus mehr "on demand" anbieten. Richtig reichhaltig ist das Programm der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland. Hier gibt es Dutzende Perlen, die auf Entdeckung warten. Wer englisch versteht, kann sich durch einen enormen Fundus britischer und amerikanischer Podcasts wühlen.

Podcasts gibt es seit etwa 2003. Das Kunstwort setzt sich aus iPod und dem englischen Wort für Senden (Broadcasting) zusammen. Seit 2005 ist es fixer Bestandteil von Apples Mediaplayer-Software iTunes.

Auch wenn es schon zuvor Podcatcher gab, iTunes hat das Ganze populär gemacht. Apple verband den Abo-Mechanismus mit einem Podcast-Verzeichnis - bis heute das umfangreichste seiner Art.

Um loszulegen, geht man im iTunes Store in die Rubrik Podcasts. Dort erhält man Vorschläge oder kann in Rubriken stöbern. Alternativ dazu kann man auch die Suche bemühen. Hat man gefunden, was man sucht, kommt man auf die Detailseite.

Dort erhält man neben einer Beschreibung und einer Auflistung der letzten verfügbaren Episoden sowie Nutzerbewertungen. Das - im Übrigen jederzeit kündbare - Abo beginnt man mit einem Klick auf den "Abonnieren"-Button. Fortan werden alle neuen Episoden umgehend auf den eigenen PC oder Mac geladen und können auf den iPod oder andere mobile Geräte übertragen werden.

iTunes war die erste Anwendung, die mit einem blauen Punkt anzeigte, ob eine Episode bereits gehört wurde. Auf der Detailseite zu jedem Podcast lassen sich weitere Episoden herunterladen oder festlegen, was mit bereits gehörten Episoden passiert. Üblicherweise werden diese nach dem Konsum wieder gelöscht.

Der blaue Punkt von iTunes wurde von allen Podcast-Anwendungen in der einen oder anderen Form übernommen. Nicht gehörte Episoden sind somit leicht identifizierbar.

Der Podcast-Teil von iTunes war zu seiner Zeit ein exzellenter Anfang. Heute gibt es aber längst bessere und bequemere Möglichkeiten, Podcast-Episoden abzuholen. Einerseits musste zur Übertragung auf ein iPhone oder iPad das Gerät mit dem Kabel angesteckt werden (es sei denn man nutzt den Wlan-Sync mit dem iPhone). Andererseits musste iTunes zum Empfang geöffnet sein. War man länger nicht am Rechner, erhielt man keine neuen Episoden mehr.

Mühsam. 

Smartphones haben mit ihrer ständigen Verbundenheit zum Internet auch das Empfangen von Podcasts verändert und viel einfacher gemacht. Alles, was man heute braucht, ist die richtige App.

Für alle Smartphone-Plattformen gibt es eine ganze Reihe von Anwendungen, die nicht nur Episoden per RSS-Feed abholen, sondern auch ein umfangreiches Verzeichnis von Podcasts mitbringen. Viele sind gratis, einige kosten etwas. Eine Suche bringt jede Menge Ergebnisse in Apples App Store, Googles Play Store oder Microsofts Windows Phone Store zu Tage. Stellvertretend für viele sehr gute Apps, seien hier zwei vorgestellt.

Downcast für iPhone und iPad kostet 1,79 Euro und ist die mit Abstand beste App dieses Genres, die mir untergekommen ist. Sie bietet alles, was man sich wünschen kann: ein Podcast-Verzeichnis, das auch viele heimische Anbieter enthält, Playlisten, den simultanen Download mehrerer Episoden (wahlweise nur wenn man in einem Wlan ist), einen Sleep-Mode und - wichtig vor allem für US-Podcasts - Tasten zum Überspringen der Werbeblöcke. Zudem synchronisiert die App ihre Informationen über die Apples iCloud an ein iPad.

Unter Android habe ich alle möglichen Apps ausprobiert. Pocket Cast war mir 3,13 Euro wert, weil die App dem liebgewonnenen Downcast vom iPhone am nächsten kommt. Sie dürfte auf dasselbe Podcast-Verzeichnis zugreifen, weil Treffer und Vorschläge sehr ähnlich sind. Auch hier gibt es Tasten zum Vor- und Zurückspringen. Für die Synchronisation mit anderen Geräten bedarf es eines eigenen Accounts beim App-Hersteller.

Es gibt hunderte Apps dafür, viele sind sehr gut.

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Hat man sich seine Podcasts zusammengeklickt und will die App oder gar das Handy-Betriebssystem wechseln, braucht man dies nicht erneut tun. Die meisten Anwendungen unterstützen die Übertragung aller Feeds (allerdings nicht der Audio- und Videodateien) mit Hilfe einer OPML-Datei. Dazu exportiert man die OPML-Datei in der alten App und importiert diese in der neuen. Je nach App kann dies einmal mehr und einmal weniger aufwendig sein. Häufig geschieht dies über die Dropbox.

In iTunes speichert man seine Feeds unter Datei - Mediathek - Mediathek exportieren.

Thematisch sortierte Listen von Podcast gibt es nicht nur in iTunes oder diversen Apps. Websites wie podster.de bieten darüber hinaus auch noch Charts an, die gleich zeigen, was beliebt ist und somit einen guten Ausgangspunkt darstellen.

Zwei amerikanische Dienste gehen noch einen Schritt weiter. Mit ihren Apps kann man Podcasts streamen, ohne diese zuvor abonniert und heruntergeladen zu haben. Mit TuneIn Radio und Stitcher Radio benötigt man somit keinen zusätzlichen Speicherplatz am Gerät, allerdings sollte man bei häufigem Streaming unterwegs immer einen Blick auf den Datenzähler machen.

Neben personalisierbaren Smartphone-Apps bieten beide noch einen anderen Mehrwert für Podcasts: Sie bieten das Bestell-Radio auf einer Reihe vernetzter Stereoanlagen wie etwa dem Soundsystem von Sonos oder Logitechs Squeezebox an.

Wer nicht über entsprechende Systeme verfügt, kann sich zumindest von Apple-Geräten via AirPlay und günstiger Hardware auf die Stereoanlage verbinden.

Wer die abonnierbaren MP3- oder Videodateien am liebsten am Computer anhört, kann sich diese unmittelbar nach Erscheinen in die Dropbox oder Google Drive stellen lassen. Verantwortlich dafür ist ein Dienst namens Podcast Gallery. Auch wenn der Dienst recht praktisch ist, kann man selbiges mit dem genialen Website-Verbinder IFTTT auch selbst erledigen. In diesem Falle muss man allerdings die URLs der Podcast-Feeds von der jeweiligen Website holen.

Außerdem kann man sich mit IFTTT-Rezepten und den Benachrichtungsdienst Boxcar über neue Episoden des Lieblings-Moderators per Push-Nachricht informieren lassen oder Episoden am eigenen Tumblr-Blog teilen und vieles mehr.

Google hat mit dem letzten Relaunch von YouTube die Kanäle in den Vordergrund gerückt. Um Videos seiner Lieblings-Publisher sehen zu können, muss man jedoch auf die Website gehen. Mit einigen Tricks, lassen sich YouTube-Kanäle auch in Video-Podcasts verwandeln. Sobald neue Filme online gestellt werden, flutschen diese automatisch als Datei auf das Gerät oder in den eigenen Cloud-Speicher. Wie das geht, verrät ein unlängst bei Lifehacker veröffentlichtes Tutorial.

Was sind Podcasts?

Was wird geboten? Garantiert für jeden etwas

Die Anfänge mit iTunes

Praktischer und besser: Abo per Smartphone-App

Von einem Gerät zum nächsten: Übertragen von Feeds

Podcast-Verzeichnisse

Direkt auf die Stereoanlage

Die Cloud als Podcast-Client

YouTube Kanäle per Podcast abonnieren

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Georg Holzer

Geek aus dem Süden, der mindertalentiert aber dafür umso lieber fotografiert und kocht. Den Kopf immer voller Ideen hat, kaum etwas davon umsetzt und dennoch einen richtig fetten digitalen Fußabdruck hinterlässt. Liebt (das nun befreite) Kärnten und mag Wien immer noch nicht. Private Webseite: http://georgholzer.at

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