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Chatbot

WienBot: Die Stadt Wien hat einen Chatbot

"Darf ich hier eigentlich parken?" Diese Frage hat sich wohl jeder einmal gestellt, der in Wien schon mit dem Auto unterwegs war. Selbst Anrainer sind bei diesem Thema oft überfragt und die Google-Recherche ist mühsam. Seit kurzer Zeit kann man aber einen Chatbot um Hilfe bitten. Der “WienBot” ist der offizielle Chatbot der Stadt Wien und derzeit nur für den Facebook Messenger verfügbar. Ein Chatbot ist ein Programm, mit dem der Nutzer über eine Konversation interagiert. Der “WienBot” kann so beispielsweise auf die Frage “Wie melde ich meinen Wohnsitz um?” die passende Antwort auf das Smartphone liefern.

Der Chatbot ist bereits seit einigen Monaten verfügbar, öffentlich beworben wurde er jedoch nicht. Er sei als Hobby-Projekt eines Entwicklers entstanden, wie die Stadt Wien auf Anfrage der futurezone erklärt. Zu Beginn konnte er lediglich die 100 häufigsten Suchanfragen auf wien.gv.at beantworten, nun wird er laufend erweitert. Mittlerweile zählt er mehr als 200 sogenannte “Stories” - das sind für den Messenger angepasste Antworten, die der Chatbot auf bestimmte Fragen hin ausspuckt.

Schwieriges Parken

Seit kurzer Zeit gibt er auch Auskunft darüber, wie lange man in einem bestimmten Bezirk parken darf - allerdings mit Einschränkungen. Denn Parken in Wien ist dermaßen komplex, dass es sich nicht immer mit einer Messenger-Nachricht erklären lässt. Allein auf wien.gv.at werden dem Thema Parken rund 50 Unterseiten gewidmet. So muss man sich vorerst mit den allgemeinen Parkzeiten für Bezirke zufrieden geben, weiterführende Informationen werden als Link angeboten. Die Themen Parkpickerl, Handy-Parken und einige mehr kann der WienBot aber ebenfalls im Messenger erklären.

Das Erkennen der Fragen ist hin und wieder noch etwas holprig. So ist der WienBot auf die Frage “Wie kann ich mich abmelden” ahnungslos, bei “Wie kann ich meinen Wohnsitz abmelden” gibt es hingegen das passende Ergebnis. Im Hintergrund arbeitet der WienBot mit Keyword-Listen, die mit bestimmten Szenarien verknüpft sind. “Künstliche Intelligenz”, die die Bedeutung der Sätze erkennen soll, kam ebenfalls kurz zum Einsatz, wurde aber wieder entfernt. Der Nutzen war einfach zu gering.

Servus Alexa

Als “Sicherheitsnetz” dient die Suchfunktion: Wird keine passende Antwort gefunden, startet der WienBot eine Suche auf der Website und liefert einen Link zu den Ergebnissen. Nur wenn die Suche ebenfalls nichts zutage fördert, muss er aufgeben. Dann entschuldigt sich der WienBot und weist darauf hin, dass er sich bemühe, schlauer zu werden. Bei der Anrede hält sich der Chatbot übrigens an die Richtlinien der Stadt Wien. Wie auf Facebook und Co. wird man mit “Sie” angesprochen - auch auf Wunsch der Facebook-Community. Das “Servus” und “Baba” lässt man sich jedoch nicht nehmen.

Die Funktionen sollen nun laufend ausgebaut werden, sowohl mithilfe von User-Feedback als auch den Jahreszeiten entsprechend. So wird es, passend zu den wärmeren Jahreszeiten, beispielsweise Informationen zu den Wiener Schwimmbädern geben. Die Entwickler waren aber vor allem von der großen Menge an belanglosen Konversationen überrascht. Sei es nun die Frage nach dem Sinn des Lebens, ob der WienBot auch Siri und Alexa kennt oder wer Nachfolger von Bürgermeister Michael Häupl wird - der Chatbot werde mittlerweile fast alles gefragt.

Noch immer Prototyp

Da der WienBot nicht offiziell beworben wurde, nutzen derzeit nur rund 80 bis 85 Personen den Chatbot regelmäßig. Die Auswertung der Daten erfolgt unter den gleichen strengen Richtlinien, die auch für die anderen Digitalangebote der Stadt Wien gelten. So werden die Daten nach der Auswertung gelöscht, sodass sie zumindest vonseiten der Stadt nicht mehr eingesehen werden können.

In welcher Form der Chatbot veröffentlicht wird, ist unklar. Es sei künftig auch möglich, dass es statt einem drei oder vier Chatbots mit spezifischen Funktionen geben könnte. So könnte es einen eigenen Chatbot für Events in Wien geben - eine Funktion, die ebenfalls für den WienBot in Planung ist. Auch andere Plattformen habe man bereits im Auge. Der Facebook Messenger ist, neben WhatsApp, hierzulande wohl einer der am häufigsten genutzte Messenger, aber bei weitem nicht der einzige. Auch Skype und Telegram bieten beispielsweise Chatbot-Plattformen an.

Chatbot-Hotspot Wien

Österreich hat sich im vergangenen Jahr zu einem internationalen Chatbot-Hotspot entwickelt. So fand im Oktober mit der ChatbotConf die erste Chatbot-Konferenz Europas in Wien statt. Mehrere namhafte Speaker, unter anderem von Facebook, Google, IBM, Slack und Microsoft, kamen anlässlich des Events nach Wien. Zudem gibt es mehrere heimische Entwickler, die mit ihren Chatbots international Erfolge feiern konnten. Die Voting-Plattform Swelly hat die komplette Funktionalität ihrer App als Messenger-Chatbot nachgebaut und konnte so 1,8 Millionen Nutzer gewinnen. Und auch die österreichische Musik-Plattform Record Bird feierte mit ihrem Chatbot internationale Erfolge.

Wie groß die heimische Chatbot-Entwickler-Community ist, ist unklar. Über Trainings-Programme wie Lemmings, bei dem fast jeder lernen kann, wie man Chatbots entwickelt, sowie regelmäßige Hackathons und Meetups findet zumindest immer wieder Austausch statt. Bereits Ende April soll mit dem BotBarCamp das erste Chatbot-Barcamp in Wien stattfinden. Zudem kommt mit “Elevate” der erste Chatbot-Accelerator Europas aus Wien. Dieser wird von The Ventury organisiert und greift Chatbot-Entwicklern mit Coaching, Ressourcen und Kontakten unter die Arme.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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