Google I/O 2012

YouTube: "Es wird weiterhin Katzenvideos geben"

"YouTube hat inzwischen über eine Million Content-Partner", verrät Tom Pickett, Director of Content Operations bei YouTube gleich zu Beginn des Meetings. Das Partner-Programm des Videoportals, bei dem Leute Werbung in ihre Videos integrieren und damit Geld verdienen können, läuft inzwischen seit fünf Jahren und soll künftig stark erweitert werden. So ist es in vielen Ländern mittlerweile nicht mehr nur professionellen Content-Anbietern wie zum Beispiel Medienunternehmen vorbehalten, sondern kann auch von Einzelpersonen genutzt werden. Der größte Teil der Partner stammt derzeit noch aus den USA, Europa wachse stark, sagt Picket. "Wichtig für den Erfolg des Programms ist es jedenfalls, sich ein Publikum zu schaffen. Es geht darum, wie man die User richtig anspricht."

Die Werbeeinnahmen werden zwischen YouTube und den Content-Produzenten aufgeteilt, wobei die Urheber den größeren Anteil bekommen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten Werbung in den Videos zu integrieren, eine der wichtigsten Formen ist ein kurzer Clip, bevor das Video startet. Der Clip kann von den Usern weggeklickt werden, daher nennt YouTube diese Werbeform auch "Skippable Ads". Sie machen mittlerweile 65 Prozent der gesamten Werbung auf YouTube aus.

Florierendes Geschäft
In den USA verdient YouTube mittlerweile in etwa so viel Geld wie die etablierten Kabelsender. Auf dieses Niveau habe man sich im Laufe der vergangenen drei Jahre hochgearbeitet, so Pickett. "Wichtig ist es für uns jetzt, die Zeitdauer zu steigern, die die Nutzer auf YouTube verbringen. Im Vergleich: Es werden in den USA täglich fünf bis sechs Stunden ferngesehen, auf YouTube bleibt ein Nutzer in der Regel nicht länger als 20 Minuten", sagt Picket. Die beliebtesten Genres auf YouTube seien Musik, Filme und alles, was Unterhaltung (Comedy) im Allgemeinen betrifft.  "Dinge wie regelmäßige Talkshows ziehen immer ein recht großes Publikum an, auch Koch- und Sportshows sind sehr beliebt", sagt der YouTube-Manager.

Paid Content Modelle werden ausgebaut
YouTube wurde nicht zuletzt deswegen so groß und populär, weil die Inhalte dort in der Regel gratis sind. Dennoch hat die Plattform bereits einige kleinere Projekte mit Bezahlinhalten am Laufen. "Paid Content ist mit Sicherheit ein Thema für uns, das liegt auch daran, dass viele Rechteinhaber nur dann mit uns zusammenarbeiten wollen, wenn sichergestellt ist, dass wir kostenpflichtige Abomodelle anbieten", sagt Pickett auf futurezone-Nachfrage. Konkretes dazu könne er derzeit aber nicht sagen. Es würden Gespräche mit diversen Firmen aus der Unterhaltungsindustrie laufen, Verträge habe man aber noch nicht unterzeichnet. "Wir werden aber jedenfalls unsere Abomodelle in Zukunft ausbauen", betont Pickett.

Channels bekommen mehr Gewicht
Um die Leute tatsächlich länger auf der Seite zu halten, soll den Channels künftig noch mehr Augenmerk geschenkt werden. "Unsere Prämisse ist: Für jeden Youtube-Nutzer muss es unzählige Stunden an Videos geben, die ihm gefallen würden. Das Ziel ist: Die Nutzer sollen den Content leichter finden können", erklärt YouTube-Chefentwickler Chris Goodrow.

Channels seien etwas, das die Nutzer einfach verstehen können, weil sie es vom Fernsehen gewöhnt sind. Am wichtigsten sei, dass sie mit dem Abonnieren eines Kanals immer wissen, wo sie welche Inhalte finden und was sie zu erwarten haben, wenn sie das nächste Mal wieder kommen. "Die Nutzer suchen sich aus, was sie abonnieren und dann kann YouTube auf Basis der geschauten Videos ihnen auch ähnliche Inhalte anbieten, wenn sie wieder vorbeischauen", so Goodrow.

Überarbeitungen bei der Suche
Lange Zeit basierte die Suche bei den Videos hauptsächlich darauf, welche Clips besonders stark geklickt wurden. "Wir sind aber draufgekommen, dass es viele Videos gibt, die zwar oft geklickt, aber nicht immer auch geschaut werden", sagt Goodrow. Daher wird nun auch der Faktor Zeit, also wie lange jemand wirklich ein Video bzw. ob er es zuende gesehen hat als Parameter für den  Such-Algorithmus miteinbezogen. "Technisch bekommen wir sehr viel ohnehin von Google geliefert, wir konzentrieren uns jetzt auf die große Herausforderung, wie man neuen Content am besten und schnellsten finden kann", sagt der Entwickler-Chef.

Die Zukunft - Weiterhin auch Katzenvideos und Self-made Stars
Dass YouTube mit seinem Content-Partner-Programm und dem stärkeren Fokus auf Channels in Richtung professioneller Inhalte geht, ist nicht von der Hand zu weisen. "Es muss sich aber niemand Sorgen machen, die Katzenvideos und selbsternannten Stars wird es auch in Zukunft auf der Plattform geben", versichert Rajaraman. Vorstellbar sei aber, dass sie auch geordneter und übersichtlicher - etwa in thematisch passenden Kanälen - zusammengefasst werden.

"Wir haben unter unseren bestehenden Content-Partnern, die originäre Inhalte verbreiten, auch sogenannte Curators, die jenen, die neu ins Programm kommen, auch kostenlos Hilfestellung geben", sagt der YouTube-Produktchef. Einige bieten etwa zusätzlich zu ihrem eigenen Content auch Kanäle, in denen Videos mit Anleitungen veröffentlicht werden. Das langfristige Ziel:  

"YouTube in 5 Jahren soll zu allen erdenklichen Bereichen adequate Channels bieten. Wir wollen aber auch nicht zu sehr wie das Fernsehen werden", betont Rajaraman. "Wir wollen, dass die Interaktion und die Auseinandersetzung der User mit YouTube erhalten bleibt. Und wir wollen jeden, der in irgendeiner Form Videos konsumiert, dazu kriegen, zumindest einen YouTube-Channel zu abonnieren."

Google+ und YouTube rücken zusammen
YouTube ist mittlerweile, wie nahezu alle anderen Google-Services auch, mit Google+ verknüpft. "Die Verknüpfung hat zu einer Vereinfachung der Algorithmen geführt", sagt Goodrow. Im Backend werde jetzt vieles direkt von Google direkt erledigt. Künftig soll auch das Kommentarsystem durch die Verknüpfung mit dem sozialen Netzwerk verbessert werden. Konkrete Angaben dazu macht man bei YouTube aber noch nicht.

Auch wenn es zahlreiche User gibt, die einerseits nach wie vor gar nicht wissen, dass YouTube ein Google-Produkt ist und andererseits vielen die beinahe zwanghafte Zusammenführung aller Google-Services mit dem sozialen Netzwerk auf die Nerven geht: Die Verbindung zwischen YouTube und Google+ wird künftig verstärkt, wie YouTube-Produktchef Shiva Rajaraman sagt."Wenn beides zusammengeführt wird, macht es das Teilen von Videos einfacher", so Rajaraman. "Accounts werden verknüpft, Aktivitäten werden besser in einem Stream zusammengeführt." Wie die konkrete Umsetzung aussehen soll, verrät Rajaraman allerdings noch nicht.

"Google+ hilft YouTube einfacher zugänglich zu werden. YouTube-Links zählen zu den am meisten geteilten Links im Web überhaupt", so Rajaraman. Wenn YouTube sozialer und einfacher zu teilen wird, sei dies ein Erfolgsgarant für die Zukunft. "Wir werden aber niemanden zu Google+ zwingen, wer sich bei YouTube anmeldet, kann sich entscheiden, ob er das via Google+ will oder eben nicht."

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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