Zeitungen erreichen mehr Menschen als das Netz
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Klassische Zeitungen verlieren zwar Leser, erreichen aber weltweit gesehen immer noch mehr Menschen als das Internet. Dies geht aus einem Bericht des Weltzeitungsverbandes WAN-IFRA hervor, der sich mit globalen Medientrends beschäftigt und am Donnerstag in Wien vorgestellt wurde. Täglich blickten 2,3 Milliarden Menschen in eine Zeitung, während nur 1,9 Milliarden das Internet nutzten.Nach der Untersuchung ist die Mediennutzung aber je nach Region extrem unterschiedlich - besonders bei Zeitungen. „Die Auflage ist wie die Sonne - sie steigt im Osten und sinkt im Westen“, sagte der Vorsitzende des Weltzeitungsverbandes, Christoph Riess. Im weltweiten Schnitt ging die Auflage aller Zeitungen zusammen aber im vergangenen Jahr um etwa zwei Prozent auf 519 Millionen Exemplare zurück.
Auflagen sinken
Am härtesten trifft es Verlage in Nordamerika und Europa: Dort sanken die Zeitungsauflagen im Fünfjahresvergleich dem Bericht zufolge um zweistellige Prozentsätze. Asien und Lateinamerika verzeichneten dagegen Zuwächse.Kleiner Trost für die Branche: Der weltweite Auflagenrückgang wird nach Schätzung des Verbandes mehr als ausreichend von einem Anstieg an Lesern ausgeglichen, die sich die digitale Version der Zeitungen ansehen. Damit lässt sich bisher nur nicht so viel Geld verdienen wie mit dem Print-Produkt und dessen Anzeigen.
Insgesamt verbringt jeder Mensch nach dem Bericht nur noch acht Prozent seiner für die Mediennutzung reservierten Zeit hinter einer Zeitung - die meiste Zeit machen je nach Region das Fernsehen oder das Internet aus. Die Branche sei in einer schwierigen Lage, da Leser nicht mehr einem Medium treu blieben, mehr Auswahl hätten und insgesamt weniger Zeitung läsen: „Wir müssen mehr tun, um sie anzusprechen und neue Wege finden, um Loyalität zu erzeugen“, sagte Riess.
"Hype um Gratiszeitungen vorbei"
Der Trend zu Gratiszeitungen hat sich aus Sicht des Verbandes deutlich abgeschwächt. „Der Hype ist vorbei“, sagt Riess. In vielen Regionen habe es zu viele Gratiszeitungen gegeben, die Folge seien „Zeitungskriege“ gewesen. Nun werde der Markt erwachsen, und obwohl die Zahl der Publikationen weniger werde, böte er immer noch Chancen.
Rund 1100 Medienverantwortliche treffen sich noch bis Samstag in Wien zum WAN-IFRA-Weltzeitungskongress und Forum. In Workshops und Diskussionsrunden geht es unter anderem um die Zukunft der Zeitung, neue Medien, Trends der Branche und Medienethik.
Kommentare