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Dr. Mario World: Launiger Klassiker im Sog der Lootbox

Das Konzept ist fast schon so altbewährt wie die Games selbst. Spieleklassiker aus längst vergangenen Zeiten werden aus der verstaubten Schatztruhe gekramt und für alte Hasen sowie neue Generation frisch aufgelegt. Mit oftmals großem Erfolg. Viele Spiele ziehen allein schon aufgrund der Nostalgie jede Menge Gamer an.

Die jüngere Generation möchte sich möglicherweise einfach nur ansehen, was man früher als cool bezeichnet hat. Gerade Nintendo konzentriert sich seit mittlerweile einigen Jahren deutlicher auf den mobilen Markt. iOS und Android hat im Gegensatz zu einer Konsole nämlich fast jeder.

So sollte es nicht sonderlich überraschen, dass sich die Japaner durch das eigene Spielearchiv wühlen, um den ein oder anderen Titel neu aufzulegen. Mit Dr. Mario World gibt es nun erneut einen Nintendo-Klassiker für Smartphone und Tablet, der schon in den Neunzigern Spielern viel Freude bereitet hat. Dass sich der alte Titel auch auf einigen Allzeit-Bestenlisten unter den Nintendo Games findet, setzt die Latte für den Neuzeit-Nachfolger relativ hoch an.

Im Schatten von Tetris

Dr. Mario mag zwar als einer der besten Multiplayer im Nintendo-Universum gelten, nichtsdestotrotz konnte sich der Titel nicht gegen einen anderen Klassiker durchsetzen. Tetris, mittlerweile stolze 35 Jahre auf dem Markt, wird oft als der große Bruder des Spieles bezeichnet. Und das aus gutem Grund. Das Spielprinzip von Dr. Mario in der Orignalversion ähnelt dem Klötzchen-Spiel nämlich auf den ersten Blick relativ stark. Der Unterschied fällt dann erst auf den zweiten Blick auf.

Während Tetris den Match-Charakter über die Zeit beibehalten hat, entwickelte sich die Nintendo-Version mehr zum Puzzle. So waren beide in den Neunzigern noch relativ schnell, was bei den heutigen Version nur noch für Tetris gilt. In Dr. Mario World bekommen wir zum Spielen ein paar Pillen in die Hand. Mit diesen Pillen gilt es Viren zu bekämpfen, die in jedem Level einen fixen Platz zugeordnet bekommen. Es gilt hier also jede Pille, die mit jeweils zwei Farben ausgestattet ist, den passenden Viren zuzuordnen. Im Singleplayer ist Zeit eher kein Faktor.

Entspanntes Puzzeln

Statt ständig mit neuen Pillen beworfen zu werden, können wir uns hier in Ruhe entscheiden. Jeder Schritt kann hier geplant werden. Die jetzige sowie nächste Pillen-Farbe wird uns dabei in einem Feld am unteren Rand angezeigt. Zug zum Zug lässt sich so die Positionierung der Pseudo-Blöcke planen. In der Einzelspieler-Version stellen auch Mauern und andere Gegensände kein Hindernis dar. Die Platzierung auf dem Feld kann völlig frei vonstatten gehen. Dies geht soweit, dass fallende Teile nach Dreier-Combos ebenfalls genommen und frei über das Spielfeld gezogen werden können.

Mit etwas Geschick lassen sich hier aus kleineren Combos ganze Block-Killer basteln. Das Ziel in jedem Level ist die Bekämpfung der Viren. Um etwas Abwechslung in die Angelegenheit zu bringen, gibt es zwischendurch aber die eine oder andere Aufgabe. Unter anderem wird von uns verlangt, rund um die Ziegelmauern aufzuräumen, damit sämtliche Münzen eingesammelt werden können. Hin und wieder bietet der Singleplayer auch ein Zeitlimit, dass uns aus der verschlafenen Taktiererei holt.

Der Doktor will bezahlt werden

Während wir anfangs noch mit dem Doktor Himself, Mario, spielen, kann nach etwas Spielzeit auch zu Dr. Peach oder Dr. Bowser gewechselt werden. Jede Figur hat dabei ihre eigene Spezialbewegung, die beispielsweise eine zufällige Reihe auswählt und sie zerstört, sobald die Spezialkraft voll aufgeladen ist. Für viele mögen die Charaktere auch die erste Begegnung mit Mikrotransaktionen in Dr. Mario World sein. Jede Figur kann gegen Münzen freigespielt werden.

Statt direkt wählen zu können, wird hier aber eher das Lootbox-System genutzt. Zwar gibt es keine seltenen Figuren, dass wir Duplikate erhalten, ist aber leider nicht ausgeschlossen. Es kann also eine lange Zeit dauern, bis wir alle Charaktere haben. Alternativ kann hier aber auch ordentlich Echtgeld investiert werden. Die Premium-Währung von Dr. Mario World sind Diamanten. Diese Diamanten können eingesetzt werden, um mehr Münzen zu erhalten. Mithilfe dieser Münzen können dann die bereits erwähnten Figuren freigeschaltet werden.

Scheitern kostet

Außerdem können wir damit Herzen erkaufen. Diese Herzen, von denen wir insgesamt fünf besitzen können, werden als eine Art Einsatz genutzt. Starten wir ein Spiel, wird ein Herz aufgebraucht. Schaffen wir ein Level, erhalten wir es wieder zurück. Scheitern wir aber, regeneriert sich das jeweilige Herz erst wieder nach 30 Minuten. Eine Mechanik, die am Anfang kein Problem darstellt. Mit zunehmender Spieldauer kommt es aber immer öfter vor, dass wir an einem Level mehrfach scheitern und Herzen verlieren. Nintendo haut hier also absichtlich die Bremse rein.

Zu guter Letzt können auch noch andere Items, wie etwa Power Ups mit Echtgeld bzw. den daraus generierten Münzen erkauft werden. Dr. Mario World unterscheidet sich hier also kaum von Candy Crush Saga mit seinem Zeitsystem. Wer sich doch mit dem Teufel einlässt und fünf neue Herzen kaufen möchte: diese sind für 30 Diamenten, also knapp unter 4 Euro, erhältlich.

 

Frustbekämpfung im Multiplayer

Der einfache Toiletten-Gamer wird nur selten echte Probleme mit den Herz-Zeit-Beschränkungen von World haben. Wer aber doch mal an die Grenzen stößt, kann sich in den Multiplayer retten. Hier geht es in Herausforderungen gegen Spieler aus der ganzen Welt, die es zu besiegen gilt. Die Herzbeschränkung aus dem Singleplayer gilt hier nicht und auch sonst ist der Multiplayer die simple Variante, die sich viele Fans von Dr. Mario sicherlich gewünscht haben.

Theoretisch können wir auch hier eine ruhige Kugel schieben. Weit kommen werden wir damit aber eher nicht. Im Kampf gegen andere Spieler gilt es in diesem Spielmodus nämlich, schnell und präzise zu sein. Jedes Mal, wenn wir Viren in unserem eigenen Feld killen, werden sie dem Gegner zugeschustert. Umso schneller wir sind, umso härter wird es für unseren Konkurrenten. Außerdem lassen sich mit Siegen sogar Münzen dazuverdienen, was praktisch aber deutlich länger als im Singleplayer dauert. Dankenswerterweise darf der Multiplayer aber ganz ohne Beschränkung bis zur Besinnungslosigkeit gezockt werden. Zumindest etwas Balsam für die geschundene Lootbox-Seele

Fazit

Dr. Mario World ist für Kenner des Spieles eine Gratwanderung. Nintendo schlängelt sich mit der Neuauflage zwischen nostalgischer Freude und Diamanten-Frust. Aus den Fehlern der Vergangenheit hat man einigermaßen gelernt. Zwar nervt der Singeplayer mit Zeitbeschränkungen, der kurzweilige Multiplayer bekämpft den Ärger aber sehr gut.

Dr. Mario World ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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