Remote Play im Praxistest
Remote Play im Praxistest
© Thomas Prenner

PlayStation Remote Play im Test: Ein holpriges Vergnügen

PlayStation Remote Play im Test: Ein holpriges Vergnügen

Hat man in den vergangenen Monaten die eine oder andere Sony-Pressekonferenz verfolgt, dann ist einem die Phrase “One Sony” immer wieder untergekommen. Der Konzern will unter diesem Slogan näher zusammenrücken und seine unterschiedlichen Services stärker miteinander verknüpfen. Der Grund dafür ist klar: Einzelne, weniger erfolgreiche Sparten, sollen vom Erfolg anderer profitieren. Mit Remote Play will Sony soll das eher schwächelnde Smartphone-Segment durch das starke Geschäft mit der Spielekonsole PlayStation punkten.

Remote Play ermöglicht es, PlayStation-Games auf die Z3-Tablets und Smartphones zu streamen und sie darauf zu spielen, sofern man sich im gleichen Netzwerk wie die Playstation 4 befindet, auf der die Spiele laufen.

Ganz neu ist die Idee jedoch nicht, bereits 2011 war es möglich, PlayStation-3-Spiele auf eine PSP und später sogar zu Sonys Vaio-Notebooks zu streamen. Mit dem neuen Remote Play wandert die Funktion auf die PlayStation 4 und auf Android-Geräte.

Das Einrichten

Das Einrichten des neuen Remote Play dauert mit einem frisch zurückgesetzten Smartphone oder Tablet nur wenige Minuten. Dazu muss man zuerst die PlayStation-App öffnen, die auf den Sony-Geräten vorinstalliert ist, und sie dann mit der Playstation verbinden.

Voraussetzung dafür ist, dass sich beide Geräte im gleichen Netzwerk befinden. Ist das der Fall, kann man die Playstation-App öffnen, wo sofort die Konsole erkannt werden müsste. Anschließend wählt man den Punkt verbinden. Dann muss man auf der PlayStation in den Einstellungen den Punkt “PlayStation App-Verbindungseinstellungen” auswählen. Macht man das, wird auf dem Fernseher ein Zahlencode angezeigt, den man in der App eingibt. Danach müsste die Verbindung stehen.

Anschließend braucht es noch die Remote Play App aus dem Play Store. Öffnet man jene, müsste die PlayStation sofort gefunden werden und der Verbindungsaufbau starten. Nach etwa fünf bis sechs Sekunden ist die Verbindung aufgebaut und man sieht auf seinem Smartphone oder Tablet den Screen der Playstation.

Im Test mit dem Xperia Z3 Tablet Compact und dem Z3 Compact war die Verbindung mit der PS4 jeweils in weniger als fünf Minuten hergestellt. Auch Probleme beim Erkennen oder ähnliches traten nicht auf, was zu einem frustfreien Einstieg in das Remote Play beiträgt.

Bedienung per Touch

Steuern kann man die PlayStation wahlweise per Touch oder per PlayStation-Controller. Die Touch-Variante ist dabei die weniger bequeme, funktionierte im Test jedoch erstaunlich gut. Im Touch-Modus hat man in der Remote-Play-App zwei Möglichkeiten: Entweder man hält es im Querformat, was zur Folge hat, dass die Bedienelemente im Bild liegen. Steuerkreuz sowie Funktionstasten sind dabei fix platziert. Linker und rechter Analogstick sind flexible platzierbar und tauchen dort auf, wo man den linken oder rechten Daumen hat.

Die zweite Möglichkeit ist, das Tablet oder Smartphone im Hochformat zu halten. Das obere Drittel des Displays ist dann die Spielanzeige, die unteren zwei Drittel sind nur Steuerelemente. In der Praxis haben beide Varianten ihren Reiz, wenngleich man für die Hochkant-Version schon das Z3-Tablet braucht, damit die Spielanzeige nicht zu klein wird. Insgesamt funktioniert die Steuerung per Touchscreen besser, als man es vielleicht vermuten würde. Die Eingaben werden rasch und genau erkannt und mit etwas Übung beherrscht man die Touchscreen-Steuerung bald sehr gut.

Bedienung per Controller

Die zweite Möglichkeit ist, die Spiele via Bluetooth angeschlossenen Controller zu steuern. Dazu kann der gewöhnliche PS4-Controller genutzt werden, man muss ihn lediglich mit dem Handy koppeln. In den Pairing-Modus gelangt man, wenn man gleichzeitig die PS-Taste sowie die Share-Taste gedrückt hält, bis das Licht weiß blinkt. Die Verbindung müsste dann von der Remote-Play-App automatisch hergestellt werden. Im Test hat das in einen von zwei Fällen funktioniert. Beim zweiten Mal musste die Verbindung manuell im Bluetooth-Menü des Handys hergestellt werden, was allerdings ebenfalls problemlos funktionierte.

Sony bietet um 29 Euro optional eine Halterung an, mit der man das Tablet oder Smartphone direkt am Controller befestigt. Das Design ist dabei relativ simpel: Der Controller wird mit einer Art Klammer befestigt, das Tablet oder Smartphone per Saugnapf. Jener hat im Rahmen des futurezone-Tests das Tablet und Smartphone gut und sicher gehalten. Auch wenn die Halterung im ersten Moment etwa wackelig wirkt, hat im Rahmen des Tests ihren Dienst immer ohne Schwierigkeiten verrichtet. Den Winkel des Tablets kann man übrigens je nach Bedarf stufenweise regeln.

Bildqualität und Performance

In der Remote Play App hat man die Möglichkeit, zwischen hoher und mittlerer Bildqualität auszuwählen. Standardmäßig ist hier mittel eingestellt. Bei kleineren Displays wie beim Z3 Smartphone und beim Z3 Compact reicht diese Qualitätsstufe im Alltag völlig aus, beim Tablet ist es jedoch noch deutlich pixelig. Wesentlich schärfer wird es, wenn man die Option “hoch” auswählt.

Remote Play im Praxistest

Das Spielerlebnis auf den Tablets und Smartphones geht in beiden Qualitätsstufen in Ordnung, sofern man einen entsprechend leistungsstarken Router hat. Im Rahmen des Tests wurde eine Fritzbox 7390 verwendet, an die die PS4 laut Routerangaben mit 53Mbit/s via WLAN angeschlossen war. Das Z3-Tablet war demnach mit 300Mbit/s verbunden. Die Verzögerung beim Spielen war in beiden Qualitätsstufen am Tablet zwar merkbar, hielt sich aber bei den meisten Spielen soweit in Grenzen, dass man sie dennoch problemlos bedienen konnte und das Spielerlebnis nicht in einen Kampf mit den Nerven abkippt. Eine kleine Verbesserung der Performance war dann spürbar, als die PlayStation nicht über WLAN sondern über Gigabit-Lan an den Router angeschlossen war.

Im Einzelfall kommt es jedoch auch immer stark auf das Spiel an, das man damit steuern möchte. Bei sehr schnellen Sportspielen oder Shootern kann die kleine Verzögerung oft einen großen Unterschied machen. Wichtig für ein gutes Spieleerlebnis ist das jeweilige Setup zuhause. Router und PlayStation sollten im Idealfall im gleichen Raum sein bzw. das WLAN-Netzwerk sollte so erweitert sein, dass es zu keinen Verbindungsproblemen kommt. Gleiches gilt für das Tablet oder Smartphone. Rutscht der WLAN-Empfang mehr als eine Stufe unter das Optimum, machen sich Ruckler sehr schnell bemerkbar.

Kleinere Artefakte kommen aufgrund der Bildkomprimierung immer wieder mal vor und stören nicht, ab und zu treten jedoch auch umfangreichere Grafikfehler (siehe Bild) auf, bei denen das ganze Bild zur Unkenntlichkeit verpixelt ist.

Fazit

Bei einer Technik wie Remote Play besteht immer die Gefahr, dass die Funktion in Frust ausartet, da Ruckler und Lags das Potenzial haben, nahezu jedem Gamer den letzten Nerv zu rauben. Beim Remote Play war diese Gefahr nicht gegeben. Trotz zeitweiliger Ruckler oder Artefaktbildung war das Spielerlebnis insgesamt nie so sehr getrübt, dass man Tablet samt Controller in die Ecke schmeißen möchte. Dazu kommt, dass das Einrichten innerhalb weniger Minuten erfolgt, was ebenfalls wichtig für ein funktionierendes Konzept ist.

Für ambitionierte Spieler ist Remote Play dennoch nicht empfehlenswert, da man selbst unter idealen Voraussetzungen immer eine gewisse Verzögerung in Kauf nehmen muss.

Insgesamt ist das neue Remote Play eine gelungene Erweiterung der PlayStation. Die kleinen Ruckler steckt man weg, denn es macht einfach trotzdem Spaß, dass man seine PlayStation-Spiele nicht nur vorm Fernseher, sondern auch im Bett, in der Küche oder vielleicht sogar in der Badewanne spielen kann.

Einziges Manko ist, dass man für das Remote Play entweder ein Xperia-Gerät ab der Z2-Serie benötigt. Dass Sony die Funktion auch für andere Android-Geräte freischaltet, ist zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich, da man natürlich das eigene Smartphone-Geschäft damit antreiben möchte.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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