Pokémon Tekken angespielt und Deutschland deklassiert
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Nintendo hat in die Europazentrale in Frankfurt zu einem Preview-Event geladen. Neben Hyrule Warriors: Legends, Bravely Second und der Gamescom-Demo von Yo-Kai Watch, gab es ein Spiel, auf das ich besonders gespannt war: Pokémon Tekken.
Das Beat-em-Up konnte erstmals in einer Close-to-Release-Version auf der Wii U gespielt werden. Bisher sind hauptsächlich japanische Gamer in den Genuss des Spiels gekommen, dort ist es seit Juli 2015 unter dem Namen Pokkén Tournament in den Spielhallen zu finden. Im Gegensatz zu den klassischen Pokémon-Games befiehlt man hier nicht Pocket Monsters in rundenbasierenden Kämpfen, sondern steuert sie direkt in 1 vs. 1 Beat-em-Up-Fights, wie man es eben von Tekken, Dead or Alive oder Street Fighter kennt.
Als damals leidenschaftlicher Tekken-3-Spieler (alles was danach kam, war kein echtes Tekken mehr) und gelegentlicher Pokémon-Spieler (gelbe Version FTW!) hatte ich große Hoffnungen. Nach den ersten Runden und dem Durchprobieren der Charaktere kam die Ernüchterung: Der Konter-Move ist zu stark, in der 3D-Phase verfolgen Moves Charaktere im Sidestep, Button Smasher, meh.
Immerhin das am Schluss kurz ausprobierte Pokémon, Lohgock, eine Weiterentwicklung von Flemmli (mein Starter-Pokémon von Rubin) sagte mir zu und ich gab ein wenig versöhnt und dennoch enttäuscht den Controller ab.
Die Wende
Nintendo kündigte danach noch ein Turnier für die anwesenden Journalisten und Games-Blogger an. Da ich mir die anderen Games schon angesehen hatte und Kollege Stefan Kuntner von VolumeGames so viel Enthusiasmus für das Turnier zeigte, habe ich mich auch eingeschrieben – und ging als Sieger hervor. Stefan hat freundlicherweise auch das oben eingebundene Video gemacht, das eine Runde des Turniers, aus meiner Perspektive, zeigt.
Als Einziger der 23 Teilnehmer spielte ich mit Lohgock, gewann alle Kämpfe mit 2:0 und hatte das Gefühl in Kontrolle zu sein. Und das macht ein gutes Beat-em-Up aus. Nicht das Gewinnen, sondern der Eindruck selbst für Sieg oder Niederlage verantwortlich zu sein. Die deutschen Gaming-Journalisten und -Blogger als Österreicher auf ihrem Home Turf zu schlagen, ist natürlich ein netter Bonus.
Nichts für Beat-em-Up-Fans
Dieses Kontroll-Gefühl ist bei Beat-em-Ups nicht selbstverständlich und schon gar nicht bei einem Game wie Pokémon Tekken. Die Entwickler haben nämlich von vornherein klargestellt, dass das Game nicht für Beat-em-Up-Pros, sondern als Actionspiel für Pokémon-Fans gedacht ist.
Dafür wurde das Game um einige typische Beat-em-Up-Elemente reduziert. Es wird nicht zwischen Low-, Mid- und High-Attacks unterschieden, weshalb ein Block auch immer ein Block ist, egal von welcher Höhe der Angriff kommt.
Beim Konter-Move (X+A gleichzeitig drücken) braucht es kein präzises Timing, da er mehrere Sekunden ausgeführt wird. Schlägt der Gegner einen während des Moves, wird der Konter ausgeführt. Am Ende des Konters wird ein Schlag ausgeführt – so kann dem Gegner Schaden zugefügt werden, auch wenn dieser nicht in den Konter hineingeschlagen hat.
Eigener Controller
Deshalb ist der leichte und aufs Wesentliche reduzierte Controller durchaus angenehm zum Spielen, obwohl er beim ersten Eindruck billig und fragil wirkt. Der Controller wird nicht von Nintendo sondern Hori hergestellt. Nach jetzigem Stand wird er in Österreich und Deutschland nicht zum Spielestart am 18. März verfügbar sein. Wann, und ob er überhaupt hierzulande erhältlich sein wird, ist noch nicht bekannt.
2-Phasen-Plan
Mitten im Kampf wechselt das Spiel in die 2D-Phase, wenn bestimmte Moves angebracht werden. In der 2D-Phase sind die Moves einiger Pokémon anders. Das fügt zwar ein bisschen Komplexität zum Spiel hinzu, im Grunde werden aber nur Moves ausgetauscht, die in 2D keinen Sinn machen, wie etwa Verfolgungs- oder Streuschüsse.
Komplex für Anfänger
Das Hin- und Herwechseln zwischen den Phasen soll eine taktische Komponente hinzufügen. Soll, weil man mit etwas Geschick die Distanzangriffe der Range-Pokémon gleich zu Beginn mit zwei Sprüngen überhüpfen und den Gegner so in den Nahkampf zwingen kann.
Da die Burst-Leiste sowohl durch eingesteckte als auch ausgeteilte Treffer aufgeladen wird, haben die Kontrahenten meist gleichzeitig den Burst-Modus bereit. Dadurch ergeben sich manchmal interessante Geplänkel: Beide wollen in der kurzen Zeit die stärkeren Schläge anbringen aber gleichzeitig darf die Abwehr nicht vernachlässigt werden, da der Gegner sonst die Burst-Attacke landen könnte.
Unterstützung
Ebenfalls vor dem Kampf wählbar ist eine Motivation. Das ist ein Buff, der entweder vor jeder Runde oder, je nach Buff, nur in der finalen Runde automatisch eingesetzt wird. Ein Pokémon-Insider-Witz: Wählt man den Zufalls-Buff aus, bekommt man in 90 Prozent der Fälle ein „Nichts passiert.“ zu sehen, anstatt eines hilfreichen Effekts.
Erster Eindruck
Namco hat sich mit Pokémon Tekken bemüht einen Spagat zu schaffen, der nahezu unmöglich wirkt. Ein Beat-em-Up mit Tiefe, dass gleichzeitig Fans eines anderen Genres und eines populären Franchises ansprechen soll. Das ist zumindest Großteils geglückt. Mit dem Grundprinzip „Schlag schlägt Griff, Block schlägt Schlag und Griff schlägt Block“ kommen Genre-Neulinge schnell ins Spiel und fühlen sich Beat-em-Ups-erprobte Gamer ebenfalls sofort wohl.
Die 3D-Phase wird die Pokémon-Fans begeistern, die 2D-Phase soll wiederum Beat-em-Upper zufrieden stellen. Die Unterstützungs-Pokémon können, taktisch richtig eingesetzt, eine drohende Niederlage abwenden und sind deshalb mehr als bloß ein Gimmick.
Nur 16 Pokémon
Das Spiel hat auch Schwachstellen, die den Langzeit-Spielspaß negativ beeinflussen können. Es gibt nur 16 Pokémon, davon ist Pikachu einmal normal und einmal als Luchador vertreten und auch Mewto ist doppelt vorhanden (normal und Schatten-Mewto).
Wenig Pokémon und wenig Attacken könnten dafür sorgen, dass online immer nur ein oder zwei Pokémon genutzt werden, weil diese durch bestimmte Kombos übermächtig sind. Hier bleibt zu hoffen, dass Namco das Balancing im Auge behält und nachbessert, falls es nötig ist. Auf das Nachreichen von neuen Pokémon muss man ebenfalls hoffen – bisher wurden noch keine DLCs für das Spiel angekündigt.
Meine Empfehlung: Mit dem Spielekauf abwarten, bis der passende Hori-Controller und mehr Pokémon als DLCs verfügbar sind, oder es eine Preissenkung gibt. Pokémon Tekken erscheint am 18. März 2016.
Happy Birthday Pokémon! Hier ist
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