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Sportbund lehnt E-Sport ab und erfindet peinlichen Begriff

Der Deutsche Olympische Sportbund will den E-Sport nicht in Gänze unter sein Dach nehmen. Das ist ein Ergebnis der Beratungen einer 25-köpfigen Arbeitsgruppe, das der DOSB am Montag veröffentlichte. Der Dachverband sieht allerdings in elektronischen Sportartensimulationen, die sich eng am eigentlichen Sport orientieren, "für unsere Vereine und Verbände Potenzial für eine Weiterentwicklung", sagte die DOSB-Vorsitzende Veronika Rücker.

Der unterscheidet beim E-Sport fortan zwischen diesen Sportartensimulationen und dem selbst kreierten Begriff E-Gaming, zu dem sportferne Spiele wie Counter Strike, League of Legends oder virtuelle Kartenspiele gehören. Rücker sagte dazu: "E-Gaming passt nicht zu dem, was den gemeinwohlorientierten organisierten Sport prägt."

Auf Twitter hat sich die Entscheidung unterdessen einen kleinen Shitstorm hervorgerufen. Neben der Kritik an der Entscheidung des DOSB machen sich Twitter-User auch über die eigenwillige Wortschöpfung E-Gaming lustig.

Kritik aus der Szene

Der E-Sport-Bund Deutschland (ESBD) kritisierte diese Haltung. "Die Positionierung zeigt, dass es weiterhin kaum Verständnis über die E-Sport-Bewegung gibt", sagte Präsident Hans . "Die wenigen geplanten Maßnahmen binden den organisierten E-Sport nicht auf Augenhöhe ein. Damit stellt man sich an der DOSB-Spitze deutlich gegen die junge E-Sport-Bewegung." Der DOSB erteile einem möglichen Aufnahmeantrag durch seinen Verband damit schon jetzt eine deutliche Absage und lehne außerdem die Zuerkennung der Gemeinnützigkeit für Vereine mit E-Sport-Angebot ab.

Die vom ESBD vorgeschlagene Definition, nach der E-Sport das sportwettkampfmäßige Spielen von Video- bzw. Computerspielen nach festgelegten Regeln sei, übernimmt der DOSB ausdrücklich nicht. EBD-Chef Jagnow hält die Abgrenzungen zwischen Sportartensimulationen und E-Gaming für "völlig unsachlich und verwirrend". Er sagte: "Im DOSB positioniert man sich mit diesem Sonderweg komplett an der gesellschaftlichen Realität vorbei. Diesen Versuch der Spaltung wird die Generation E-Sport nicht mitmachen."

Der DOSB und E-Sport

Forciert wurde die Beschäftigung des lange im DOSB wenig beachteten Themas durch die Bundesregierung. Die hatte im März ohne Rücksprache mit dem Sportbund E-Sport in den Koalitionsvertrag aufgenommen und angekündigt, ihn "vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht" anerkennen zu wollen. DOSB-Präsident Alfons Hörmann wehrte sich dagegen und bekräftigte: "Die Frage, ob und inwieweit neue Entwicklungen unter das Dach von Sportdeutschland passen, werden wir aktuell und zukünftig im Sport verantwortungsbewusst und eigenständig klären."

Der Verband der deutschen Games-Branche (Game) kritisiert ebenfalls die Entscheidung des DOSB. Geschäftsführer Felix Falk sagte: "Der DOSB hat E-Sports leider nicht verstanden, wie nicht zuletzt die konstruierte Unterscheidung zwischen virtuellen Sportsimulationen und E-Gaming zeigt. Während Sportorganisationen anderer Länder schon viel weiter sind, vergibt der DOSB damit eine große Chance für den klassischen Sport in Deutschland."

Das Internationale Olympische Komitee beschäftigt sich ebenfalls mit dem E-Sport. Ein Forum im Juli in Lausanne war für IOC-Präsident Thomas Bach "der erste Schritt einer langen Reise." Eine Aufnahme von E-Sport bei den nächsten Sommerspielen 2020 in Tokio und 2024 in Paris ist allerdings keine Option.

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