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The Witcher 3 Complete Edition im Test: Ein ruckeliges Vergnügen

Geralt erstrahlt in der PS5-Version jetzt mit hochauflösenden Texturen

Für die Mehrheit der Gamer*innen war The Witcher 3: Wild Hunt der Einstieg in die Witcher-Serie. Während Teil 1, 2 und die Bücher eine treue Fan-Gemeinde hatten, war erst der 2015 erschienene dritte Teil der Durchbruch für die Saga rund um den Hexer Geralt.

Das mit Lob überhäufte Open-World-Game wurde weltweit über 40 Millionen mal verkauft. Der Erfolg ebnete schließlich den Weg für die beliebte Witcher-Serie auf Netflix.

Kostenloses Update oder Complete Edition

Kurz vor Ende 2022 erschien das Next-Gen-Update für Witcher 3, für PS5, Xbox Series X/S und PC. Dem Versuch der Geldmacherei mit einem fast 8 Jahre altem Spiel kann man dem Entwickler CD Projekt RED aber nicht vorwerfen: Das Update ist kostenlos, wenn man bereits eine PC-, PS4-, oder Xbox-One-Version des Games besitzt.

Wer bisher das Vergnügen noch gar nicht hatte, bekommt um 50 Euro die Complete Edition. Neben dem Hauptspiel beinhaltet sie die 2 erschienenen Erweiterungen, die derzeit immer noch zusammen 30 Euro kosten. Der Preis ist also einigermaßen fair, für einen aufpolierten, knapp 8 Jahre alten Klassiker.

Doch wie spielt sich das Game in der heutigen Zeit? Und zahlt es sich aus, nochmal bis zu 150 Stunden (100 Stunden Hauptspiel, 50 für die DLCs) in das Game zu investieren? Ich habe Witcher 3 auf der PS5 getestet.

Hübscher...

Das Next-Gen-Update bringt das Spiel vor allem grafisch nach vorne. Die Charaktere haben jetzt 4K-Texturen – Yennefer sieht hübscher aus denn je. Ray-Tracing sorgt für bessere Lichteffekte (nicht auf Xbox Series S verfügbar). Die Fernsicht wurde verbessert, ebenso die Vegetation, die Schatten, das Wasser, sowie einige Texturen in der Umgebung.

Weiters wurde ein neues Wetter hinzugefügt, sowie Grafik-Bugs entfernt, wie etwa das Clipping der Haare mit manchen Rüstungen. Am meisten profitiert die PC-Version. Die bekommt zusätzlich Ray-Tracing-Schatten und -Reflexionen, sofern die Hardware mitmacht.

Wie ein 8 Jahre altes Spiel sieht Witcher 3 auf der PS5 jedenfalls nicht aus – wie ein 2022er- oder 2023er-Game aber auch nicht. Es ist schon nett anzuschauen, aber an die Pracht eines God of War: Ragnarök kommt es bei weitem nicht heran.

… aber holprig

Der erste positive Eindruck schwindet, sobald man sich bewegt. Das Game tut sich sichtbar schwer, die angestrebten 30 fps zu erreichen. Es ruckelt sogar schon, nur wenn man sich in der Gegend umsieht, selbst wenn keine Monster oder anderen Charaktere in der Nähe sind.

Als Alternative kann in den Einstellungen der „Performance-Modus“ gewählt werden. Dann gibt es aber kein Ray-Tracing und auch die hier versprochenen 60 fps kann das Spiel nicht halten. Es ist zwar etwas flüssiger, aber trotzdem nicht stabil. Man kann sich also aussuchen, ob es mit schöner Grafik oder nicht ganz so schöner Grafik ruckelt.

Kampfsystem ist nicht so gut gealtert

Etwas schockiert war ich vom Kampfsystem. Nach dem exzellenten System von God of War wirken Kämpfe in Witcher 3 fast chaotisch und konfus, speziell mit mehreren Gegnern, was fast immer der Fall ist.

Allerdings liegt das eher daran, wie sich Open-World-Action-Games weiterentwickelt haben. Sobald man ein paar Stunden Spielzeit in Witcher 3 investiert hat, macht das Kampfsystem wieder einigermaßen Sinn. Wer zuvor nicht Witcher 3, aber eben neuere Games (Stichwort God of War) gespielt hat, sollte sich jedenfalls nicht abschrecken lassen: Das Game ist es wert, dass man sich zu Beginn durchbeißt, um die richtige Balance aus blocken, rollen und ausweichen zu finden.

Kleine aber feine Updates

Wenn man das Originalspiel zum letzten Mal vor 7+ Jahren gezockt hat, wird man manche Verbesserungen womöglich gänzlich übersehen. Aus heutiger Sicht sind die nämlich Standard.

Dazu gehören ein Fotomodus, dass die Karte jetzt einfacher zu benutzen ist und zwischen Armbrust und Bomben im Radialmenü gewechselt werden kann, ohne das Inventar zu öffnen. Das Pferd Roach lässt sich präziser steuern und bei Bedarf trabt es auch rückwärts. Beim Reiten an Holzzäunen oder Felsen hängenzubleiben, gehört aber immer noch zum Alltag.

Man kann jetzt langsamer gehen, wenn man den Analog-Stick nur leicht drückt. Auf der PS5 werden die erweiterten Rumble- und Trigger-Effekte des Controllers unterstützt. Das Wirken eines Zauberzeichens fühlt sich so mächtiger an und beim Galoppieren spürt man die auf den Boden schlagenden Hufe.

Es gibt auch eine zusätzliche Kameraoption und alternative Steuerungsarten für das Wirken von Zeichen und Sprinten. Ob es wirklich eine Verbesserung ist, muss man für sich selbst herausfinden. Man sollte sich die Zeit nehmen und ein bisschen mit den Eintellungen herumprobieren, um das beste Setup zu finden.

Da ginge noch mehr

Einige andere Dinge, die verbesserungswürdig sind, wurden nicht ausreichend überarbeitet. Die Crafting-Menüs sind immer noch unnötig kompliziert. Es wirkt fast schon wie ein langweiliges Mini-Game, um die Rohstoffe zu erhalten, die man braucht, bei dem man ständig zwischen den Zerlegen- und Schmiede-Menüs herumschalten muss.

Das Plündern von Kisten und besiegten Monstern ist weiterhin nervig, weil man oft die Kamera ein paar mal herumdrehen muss, bis endlich der Prompt zum Drücken der X-Taste kommt. Und in hektischen Kämpfen ist die Standard-Kameraeinstellung immer noch suboptimal. Die alternative Kamera ist zwar dynamischer, aber näher an Geralt dran, was unübersichtlich sein kann.

Fazit

Meine emotionale Rückkehr zu The Witcher 3 ist eine Achterbanfahrt. Erst habe ich mich über die Ankündigung gefreut. Dann habe ich befürchtet, dass das Update nicht gut sein wird. Dann war ich positiv von der besseren Grafik überrascht – und schließlich von den vielen Rucklern enttäuscht. Die kleinen Updates ließen wieder Freude aufkommen – knapp gefolgt von Frust, weil ein paar Sachen immer noch lästig sind.

Insgesamt macht es aber doch wieder viel Spaß, zurück in Temerien zu sein. Mit dem Next-Gen-Update hat man jetzt einen guten Grund, nochmal 100+ Stunden in das Game zu stecken, um andere Entscheidungen als vor knapp 8 Jahren zu treffen – z.B. um diesmal mit Triss statt Yennefer zusammenzukommen. Als kleinen Bonus gibt es noch eine neue Nebenaufgabe, die von der Netflix-Witcher-Serie inspiriert ist.

Wer Witcher 3 noch nicht gespielt hat: Mit der Complete Edition und dem Next-Gen-Update gibt es einen sehr guten Grund, das Game auf der PS5 und Xbox Series X nachzuholen. Wenn man sich mal an die Eigenheiten gewöhnt hat, kann man tief in das Witcherversum eintauchen und ist die nächsten Wochen oder Monate damit beschäftigt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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