Junge Start-ups stellen im Silicon Valley regelmäßig bei so genannten Pitches Venture Capitalists ihre Ideen vor, um Geldgeber zu überzeugen
Junge Start-ups stellen im Silicon Valley regelmäßig bei so genannten Pitches Venture Capitalists ihre Ideen vor, um Geldgeber zu überzeugen
© Gerald Reischl

Reischl's Valley Blog

Pitch! Pitch! Pitch!

Es war eine U-Tafel, aufgebaut in einem Raum in der Club-Bar des Palo Alto Golf Course - an der Stirn saßen die Vertreter fünf bekannter Venture Capitalist-Firmen aus dem Silicon Valley, wie DFJ, The Angels Forum, SF Angels oder Garage Technology Ventures. Auf den beiden Seitenarmen nahmen die Pitcher Platz und andere Interessierte, die einmal sehen wollten, wie so ein Pitch abläuft, aber auch Unternehmer, die selbst in junge Firmen investieren wollen.

Pitch ist im Start-up-Jargon eine Art Verkaufsgespräch, ein Anpreisen der Idee. Unter dem Motto „Find out if you are on the Road to Getting Funded or on some other Road“ lud VCTaskforce zu einem „Pitch Fest -American Idol Style!“ ein. Für 5 Dollar Eintritt durfte man zusehen oder pitchen – und sich das Feedback der VCs abholen. „Wir wollen ein Gefühl vermitteln, wie es sein kann, vor einem wirklich wichtigen und entscheidenden Publikum zu stehen und seine Idee zu verkaufen“, sagt Veranstalterin June Riley, die in einem Atemzug gleich ihre anderen Kurse in Spiel brachte: vom „Elevator Pitch Workshop“ über „Building the Perfect Pitch“ bis hin zum „Demo Pitch Workshop“. So sehr auch das nach Verkaufen klang, pitchen zu können ist die Grundvoraussetzung, um im Valley erfolgreich zu sein.

Silicon Valley - Pitch-Veranstaltung

60 Sekunden

Der Ablauf sah zwei Runden vor – in der ersten durfte jeder Pitcher sein Unternehmen, seine Idee, sein Projekt bzw. Produkt vorstellen und hatte exakt 60 Sekunden Zeit. Bei einem „Time“ - eine Assistentin ließ auf einem iPhone die Stopp-Uhr mitlaufen - mussten die Ausführungen sofort gestoppt werden. Danach stimmte die fünfköpfige Jury ab, jeder Juror hielt entweder ein gelbes oder blaues Kärtchen in die Luft.

Der Pitcher erhielt – entsprechend welche Farbkarte am häufigsten in die Höhe gezeigt wurde - entweder ein gelbes oder blaues Kärtchen. Welche Bedeutung die Farben hatten, wurde zwar nicht verraten, um die Spannung aufrecht zu erhalten, aber schon nach dem dritten Pitch wusste ich, dass Gelb Weiterkommen bedeutet. Interessant war, dass sich die VCs ziemlich einig waren, was die Bewertung der Ideen anlangte, es war fast immer ziemlich eindeutig. Die Mehrheit der 22 Start-ups zeigten „more of the same“, mit Floskeln wie „riesiges Potenzial“, revolutionär“ oder „globaler Markt“ – VCs lassen solche Aussagen freilich kalt.

Die Tell-them-more-Runde

Sechs der 22 Ideen/Unternehmen schafften es in die zweite „Tell them more“-Runde, in der die Pitcher 120 Sekunden Zeit hatten, ihr Unternehmen noch genauer vorzustellen. Einige von ihnen nutzten die Chance, wirklich Interesse zu wecken, zwei der Ideen fand auch ich recht spannend - der indische Programmierer Mandeep Waraich stellte sein Service „Adio“ vor – interaktive Radio- bzw. Audio-Werbung. Hört man künftig einen interaktiven Werbespot, in dem man zum Test eines Produkts eingeladen wird, kann man dieses mit einem einfachen „Yes“ ordern, oder etwa mit einem „Remind me“ an einen Kinofilm erinnert werden. Beides – Gutschein wie Erinnerung – wird im Smartphone gespeichert. Derzeit kämpft er noch mit den Tücken der Spracherkennung, erzählte er mir.

Nicholas Ayala stellte seine App Qmi vor – ein Service das in den USA populär werden könnte, weil man sich dort in Restaurant stets anstellen muss – auch wenn man reserviert hat. Um die Wartezeit zu verkürzen kann das Restaurant mit den Wartenden via App kommunizieren, indem sie ihnen schon vorher Menüs etc aufs Smartphone liefert.

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Ermunternde Worte

Am Ende des Pitch Fests gab es ein Bild – die Gewinner (es gab die Anerkennung, unter die besten gekommen zu sein), wurden mit den VCs abgelichtet – und da waren doch recht klingende Namen dabei. Bill Reichert, Direktor von Garage Technology Ventures: „Es gibt kein Patentrezept, was und wie die richtigen 60 Sekunden sein müssen. Aber man muss Fragen beantworten, man muss spüren, welche Fragen ein VC in seinem Kopf ausbrütet und muss sie intuitiv beantworten.“ Mohanjit Jolly von DSF machte allen Anwesenden Mut: „Es ist zäh, ein Entrepreneur zu sein, manche haben 50, 60 gar 100 Mal vor VCs gepitched, erst dann ist der Ball ins Rollen gekommen.“ Daher heißt es auch – Pitch! Pitch! Pitch! Üben, üben, üben. Wobei das wohl nicht bei allen Ideen hilft.

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