Hovercraft-Hybrid: So funktionieren die schnellsten Kriegsschiffe der Welt
Sogenannte Surface Effect Ships (SES) kombinieren die Vorteile eines Hovercrafts, mit denen eines regulären Boots. Durch das norwegische Unternehmen ESNA erleben SES gerade ein Comeback.
Solche SES können aber nicht nur als Fähren und für Wartungsarbeiten für Offshore-Windanlagen genutzt werden. Wenn es nach Eureka Naval Craft geht, sollen sie in Küstennähe und geeigneten Gewässern eine Vielzahl von militärischen Aufgaben übernehmen.
Die flexibel einsetzbaren Hybrid-Hovercrafts seien für hohe Geschwindigkeiten konzipiert und sollen daher besonders schnelle Einsätze ermöglichen. Sie sollen für Patrouillen, Abriegelung von Gewässern, Aufklärung, Angriffe, Luftverteidigung und logistische Operationen sowie für Evakuierungen herangezogen werden können. Seine SES will das US-Unternehmen Anfang November auf der Rüstungsmesse EURONAVAL in Paris vorstellen.
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Bis zu 93 km/h schnell
Die Hybrid-Hovercrafts sollen in insgesamt 4 Varianten gebaut werden. Das Aircat Bengal sowie das Aircat Lynx kommen auf eine Länge von 36 Meter, haben eine Reichweite von 1.000 Nautischen Meilen (1.852 Kilometer) und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Knoten, was ungefähr 93 km/h entspricht.
Das ist für ein bewaffnetes militärisches Schiff in der Größe sehr schnell. Solche Geschwindigkeiten werden üblicherweise nur mit Tragflügelbooten erreicht. Diese setzten sich aber im militärischen Bereich nicht durch.
Dazu gehörte etwa die Pegasus-Klasse der US Navy. Sie war 41 Meter lang und schaffte 48 Knoten (89 km/h). Alle der nur 6 gebauten Patrouillenboote wurden 1993 außer Dienst gestellt.
Noch im Dienst sind 16 Schiffe der Independence-Klasse der US Navy. Die futuristisch aussehenden Schiffe für Küstenkriegsführung werden seit 2008 gebaut. Sie sind 127 Meter lang und erreichen dank eines Trimaran-Rumpfes eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 44 Knoten (81 km/h).
Das Kriegsschiff hat jedoch einige Probleme. Die Baukosten wurden um das 3-fache überschritten. Zudem wurde im Mai 2022 festgestellt, dass 6 der damals 13 aktiven Schiffe der Independence-Klasse Risse in ihren Hüllen hatten.
Diese entstehen, wenn die Schiffe schneller als 15 Knoten fahren. Laut dem Hersteller Austal würden diese Risse nicht die Einsatzfähigkeit der Schiffe reduzieren.
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Bewaffnung der Aircats
Als Primärbewaffnung gibt Eureka für die Aircat Bengal und Lynx unter anderem 3 30mm-Kanonen an. Jede hat auf ihrer Waffenstation ein eigenes Radar, das zusammen mit einem hemisphärischen 360-Grad-Radar arbeitet.
Dadurch sollen auch Angriffe von Drohnenschwärmen abgewehren werden können. Solche 30mm-Waffenstationen werden von mehreren Herstellern für Fahrzeuge und Schiffe angeboten.
Die Schiffe können zusätzlich mit Raketenwerfern, eigenen Drohnen und Maschinengewehren ausgestattet werden. Durch die modulare Bauweise können auch Antischiffsraketen, Torpedos und Seeminen mitgeführt werden, wenn es die Mission erfordert. Dadurch können diese SES auch zur Bekämpfung von Schiffen und U-Booten genutzt werden.
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Besatzung und Logistik
Zur Crew gehören 5 bis 7 Personen, die Schiffe bietet Platz für 15 bis 17 Personen. Werden Bengal und Lynx zur Seerettung genutzt, können kurzfristig 34 Personen untergebracht werden.
Die beiden kleineren Schiffe - Aircat Jaguar und Aircat Panther - sind 17,5 Meter lang, haben eine Reichweite von 350 Nautischen Meilen (648 Kilometer) und erreichen ebenso einen Top-Speed von 50 Knoten beziehungsweise 93 km/h.
Jaguar ist als Landungsschiff gedacht, um Soldaten und Fahrzeuge von größeren Schiffen an Land zu bringen. Bis zu 24 Soldaten oder 2 Militärfahrzeuge sollen transportiert werden. Als optionale Bewaffnung gibt es ein Maschinengewehr im Kaliber .50 BMG auf einer Waffenstation, mit dem auch Drohnen und Raketen abgewehrt werden sollen.
Panther ist ein unbemanntes Schiff. Es soll entweder Nachschub an Truppen an Land in umkämpfte Gebiete gebracht werden, oder offensiv und defensiv genutzt werden können. Dazu kann es mit einem Starter für Loitering Munitions ausgerüstet werden (Kamikazedrohnen), Antischiffsraketen oder Waffen zur Luftabwehr. Die USA haben großes Interesse an der Kombination aus unbemannten Schiffen und Loitering Munitions und testen diese bereits seit einiger Zeit.
Katamaran mit Luftkissen
Die Technologie für die Aircats holt sich Eureka von ESNA. Zwischen den 2 Rümpfen des Katamarans ist ein Luftkissen. Ist das Luftkissen ausgeschaltet, wird das Schiff durch den Auftrieb der beiden Rümpfe getragen. Bei aktiviertem Luftkissen bleiben kleine Teile der Rümpfe im Wasser - hauptsächlich zur besseren Steuerung.
Durch den geringeren Wasserwiderstand sind höhere Geschwindigkeiten bei weniger Treibstoffverbrauch möglich. Im Vergleich zu einem normalen Hovercraft bringen Wellen das SES weniger stark ins Schaukeln. Außerdem kann ein moderner Wasserstrahlantrieb genutzt werden.
Im militärischen Bereich sind SES bisher kaum vertreten. Die USA haben verschiedene Boote seit 1960 getestet, aber keine in Verwendung. Russland hat mit der Bora-Klasse 2 66 Meter lange SES in seiner Flotte. Sie sollen bis zu 55 Knoten (102 km/h) schnell sein.
Nordkorea soll mit der Nongo-Klasse 6 SES in seiner Flotte haben. Diese sind 35 Meter lang und bis zu 48 Knoten (89 km/h) schnell.
Norwegen hat mit der Alta-Klasse 3 SES als Minenräumer im aktiven Dienst. Außerdem dienen 6 Stück der Skjold-Klasse als Lenkwaffen-Korvetten.
Die Schiffe sind 47 Meter lang. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 60 Knoten (110 km/h) gelten sie als die derzeit schnellsten bewaffneten Kriegsschiffe im aktiven Einsatz.
Sie sind mit 8 Antischiffsraketen ausgerüstet, die auch gegen Landziele genutzt werden können. Zudem gibt es eine 76mm-Kanone und 2 Maschinengewehre im Kaliber .50 BMG.
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