Smartwaches sind „Ins-Eck-Werf-Geräte“
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Die Idee, das Handy in eine Uhr zu integrieren, ist schon 15 Jahre alt. Schon 1998 kündigte der damalige Swatch-Boss Nicoals Hayek an, dass er eine Handyuhr auf den Markt bringen werde. Tatsächlich hatte Swatch zwei Jahre später die Swatch Talk im Portfolio, eine Uhr mit integrierter WAP-Funktion (so wurde die Technik mit der die ersten Ausflüge ins mobile Web möglich waren, genannt). Die Swatch Talk war aber – wenig überraschend - ein Ladenhüter. Sie verkaufte sich so schlecht, dass selbst Swatch nicht gerne über diesen Misserfolg spricht und sie in der Unternehmensgeschichte gerne verschweigt.
WristWatch war MistWatch
Zur Jahrtausendwende versuchte auch Motorola sein Glück. Die „WristWatch“ sollte das erste Video- Handy sein, mit GPS an Bord und Telefon-Funktion. Die Handy-Uhr hatte eine etwa einen Zentimeter lange Antenne, um sie zum Telefonieren verwenden zu können, musste man einen Ohrstöpsel anschließen. Die Zahleneingabe funktionierte über das Drücken von Knöpfen am Gehäuse. Auch die WristWatch wurde kein Renner. Genauso wenig wie die damaligen Versuche von Ericsson und Samsung.
Wie die Geschichte gezeigt hat, sind in Handys umfunktionierte Uhren Ladenhüter. Sie werden es immer sein, auch wenn Sony, Samsung, Qualcomm und demnächst Apple nun mit dem Namen „Smartwatch“ einen neuen Versuch wagen.
Handy-Uhr mit Akku?
Das beginnt schon bei der Akku-Laufzeit. Sind die Konsumenten schon sauer genug, dass sie ihr Smartphone ständig, nämlich täglich, aufladen müssen, werden sie wohl nicht bereit sein, ihre smarte Uhr alle zehn Stunden an ein Ladegerät hängen zu müssen. Der Akku hält nur dann länger, wenn man sie als normale Uhr nutzt – wofür die Smartwatch ja nicht entwickelt wurde.
Das Display – wer braucht eine smarte Uhr, die einem sagt, dass ein neues Mail eingelangt ist, wie das Wetter wird oder – eine Chuzpe an sich – Fotos machen kann? Wozu?
Schmalz-Watch statt Smartwatch
Und ad Telefonfunktion – sie kann zwar als Freisprecheinrichtung genutzt werden, aber wer tut das? Der Griff in die Gesäß-, Sakko- oder Handtasche, um das Smartphone herauszuholen, ist einfacher, als - völlig vertrottelt eigentlich - über eine Uhr am Handgelenk freizusprechen. Das haben wir vielleicht bei Michael Knight und K.I.T.T. geschätzt.
Hätte noch gefehlt, dass einer der Hersteller die skurrile Idee marktreif gemacht hätte, die vor 13 Jahren in den Laboren des japanischen Mobilnetzbetreibers NTT DoCoMo entstanden ist, ein Finger-Handy. Anstatt Lautsprecher oder Ohrstöpsel reicht beim Finger-Handy den Finger ins Ohr zu stecken (so erklärte mir der Erfinder Masaaki Fukumoto bei einer Handy-Messe in Tokio) oder ans Ohr zu halten. Töne wurden vom „Handy“ in Schwingungen „übersetzt“ und entlang der Handknochen weitergeleitet. Um ein Gespräch zu beenden, führte man Zeigefinger und Daumen zusammen.
Ins-Eck-Werf-Gerät
Eine Smartwatch ist eine Spielerei. Mehr nicht. Die Uhrzeit kann man vom Smartphone oder, wie viele Jahrhunderte davor, auf einer Uhr ablesen. Und überhaupt: Das Handy hat für viele ohnehin schon die Uhr ersetzt. Ich persönlich schau lieber auf meine Swatch, meine Rado oder Omega als auf ein Technik-Gimmick, das ständig nach einer Steckdose lechzt. Eine Smartwatch ist zwar kein Wegwerf- , aber ein Ins-Eck-Werf-Gerät.
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