Sophia, a robot with Saudi Arabian citizenship, interacts during the innovation fair in Kathmandu, Nepal
© REUTERS / NAVESH CHITRAKAR

Meinung

Wenn die Roboter ins Stottern kommen

Sophia Robot ist ein von Hanson Robotics menschlichem Vorbild geschaffener Roboter, ein sogenannter Androide. Laut dem Unternehmen aus Hong Kong handelt es sich um den besten Androiden, den man heute bauen kann. Darum wurde sie wohl auch beim 4Gamechangers-Festival als Keynote-Redner auf die Bühne geschickt - es ist kurios und sieht lustig aus.

Das Interview, das der Moderator mit dem Roboter führen durfte, hat dann aber schnell gezeigt, wo die Grenzen der Technik heute liegen. Sophia spricht zwar verständliches Englisch, kann einfache Phrasen auf Deutsch wiederholen und reagiert teilweise glaubhaft auf Fragen, ein Gespräch führen kann sie aber nicht. Sie reagiert auf manche Fragen nicht, kann einfachen Anweisungen nicht folgen und weicht auf allgemeine Floskeln aus, wenn sie mit einer Aussage nichts anfangen kann. Zudem konnte sie ihre Arme auf Grund einer technischen Panne derzeit nicht bewegen.

Bunte Spielzeuge statt Lösungen

Hübsch anzusehende Spielereien, die mit großen Versprechungen verbunden sind, aber einer genaueren Prüfung nicht standhalten, sind nicht nur unter Robotern häufig zu finden. Vielmehr hat sich die Tech-Branche zumindest teilweise darauf spezialisiert, die Aufmerksamkeit von Medien und Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Lösungen für reale Probleme sind dagegen eher Mangelware.

Von selbstfahrenden Autos, über Hyperloops bis zu Smartphones mit unfassbaren neuen Features reicht die Liste der Versprechungen, die auf Sand gebaut sind. Die Tech-Branche gleicht nicht mehr nur auf Messen und anderen Events einem Vergnügungspark für Erwachsene, in dem an jeder Ecke bunte, blinkende Spielzeuge warten. Der Glaube an technologische Lösungen und ein Haufen Versprechungen sind die Attraktionen, mit denen die Zuseher gelockt werden.

Golem ohne Zettel

Der Auftritt des Roboters ist hier keine Ausnahme. Ohne menschliche Führung offenbart der aufgemotzte Golem seine Schwächen schnell. Dass er auf die Annäherungsversuche des Moderators nicht reagiert, sei noch verziehen. Und aus der Ferne betrachtet wirkt Sophia tatsächlich fast menschlich. Aus der Nähe ist ihre statische Mimik aber ziemlich gruselig. Selbst von einer schlechten Imitation eines Menschen ist der Android noch meilenweit entfernt. Da helfen auch vorprogrammierte Antworten, die einen Auftritt im österreichischen Frühstücksfernsehen referenzieren, wenig. Wo es eine produktive Einsatzmöglichkeit für Sophia geben soll, ist nach dem Auftritt schwer abzuschätzen. Wenn das die Roboter sein sollen, die unsere Jobs übernehmen, dann können wir noch viele Jahre lang beruhigt schlafen.

Die Technikjünger sollten aufpassen, dass sie ob der blinkenden Lichter nicht das Wesentliche aus den Augen verlieren. Sinnvolle Produkte, die echte Probleme lösen. Was bedeutet es, ein gutes Leben zu führen und welche Voraussetzungen sind dafür nötig? Einfach nur die Zahl der verfügbaren Produkte und Services zu erhöhen, wird auf Dauer nicht ausreichen. Vielleicht hätte Sophia wider Erwarten Antworten auf diese Fragen gehabt. Sie sitzt aber schon in ihrer Kiste, auf dem Weg zum nächsten Event.

 

Disclaimer: Die futurezone ist Medienpartner des 4Gamechanger-Festivals

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Markus Keßler

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