© Illustration: Vinzenz Schüller/KURIER-Graphik

PRISM-Skandal

"Bei der US-Spionage geht es um Wirtschaft"

„Das haben wir schon vor Jahren gesagt, dass sich die NSA nicht für Bürger und Politiker in Österreich interessiert, da gehen die direkt auf die EU-Ebene", sagte Zeger gegenüber der APA. Seit 15 bis 20 Jahren geht es vorrangig um Wirtschaftsspionage, dabei werden erfolgreiche Unternehmen ausgespäht. „Wir dürfen nicht vergessen, Österreich ist ein Hochtechnologieland. Wir haben gute Unternehmen, wie AT&S, FACC, die OMV, AVL List und auch etliche Firmen, die sich mit Glasfasertechnologie beschäftigen," so Zeger.

Er habe mit etliche Leuten gesprochen, deren Unternehmen auch in den USA tätig seien: „Die sagen alle, die Vereinigten Staaten agieren ultraprotektionistisch". Vordergründig würde argumentiert, man müsse Terrorismus und Korruption unterbinden. Vor allem durch letzteres würden amerikanische Unternehmen Wettbewerbsnachteile erleiden, heiße es dann, und es gehe auch um die Erhöhung der nationalen Sicherheit der USA. „Das ist aber ein dehnbarer Begriff, da bringe ich jedes Unternehmen unter, ob mittelbar oder unmittelbar. Sogar wenn ich einem sogenannten `Schurkenstaat` Sand statt Öl abkaufe, finanziere ich unter diesem Aspekt den Terrorismus", führt Zeger aus.

Informationstechnologie in US-Hand
Ein grundsätzliches Problem sei es auch, dass man es in den Staaten der EU verabsäumt habe, eigene funktionierende Wege in der Informationstechnologie bei Hardware und Software zu gehen. Es habe da durchaus Ansätze gegeben, „ein Zoo an Betriebssystemen". Das sei aber vorbei, alle wesentlichen Systeme seien in den USA unter Patentschutz und nur dort gebe es die Fertigungslizenzen. Man dürfe nicht vergessen, dass die gesamte Informationstechnologie fast ausschließlich in US-Hand sei. Die Informationsströme würden über drei bis vier wichtige Knoten in den USA laufen.

Große Firmen seien sich durchaus bewusst, dass man sich mit einem Betriebssystem einen potenziellen Spion ins Haus hole. Aber einerseits seien Sicherungsmaßnahmen auch eine Kostenfrage, und Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) könnten es sich oft nicht leisten. Ein Lösungsansatz wäre, dass die EU sage, „wir stellen unsere eigenen Systeme her, geprüft von der ENISA (Europäische Agentur für Informations- und Netzsicherheit). Dann hätte man wenigstens eine Wahlmöglichkeit."

"Heimische Unternehmen brauchen sich nicht zu fürchten"
Kunstmann beim Kuratorium sicheres Österreich (KSÖ) erklärte gegenüber der futurezone genau das Gegenteil: "Die US-Amerikaner haben zwar seit 2001 massiv aufgerüstet, aber heimische Unternehmen brauchen sich davor nicht zu fürchten." "Sie sind nicht Ziel des Informationsaustausches der Geheimdienste".

Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass andere Länder - vor allem asiatische - von staatlicher Seite Interessen haben, deshalb soll man vor allem bei Parnteranbahnungen aus Asien vorsichtig sein. Zur NSA-Affäre sagte Kunstmann: "Das darf man nicht überbewerten. Wir haben klare Spielregeln in Österreich und sind gut geschützt. Nichtsdestotrotz sollte man seine Betriebsgeheimnisse immer gut absichern und sein Know-How schützen, denn jedes Unternehmen kann abseits der NSA-Spionage Ziel eines Angriffs oder Opfer von Datenmissbrauch werden."

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