Stefan Kasberger bei seinem Vortrag zum Projekt am netzpolitischen Abend im Metalab.
Stefan Kasberger bei seinem Vortrag zum Projekt am netzpolitischen Abend im Metalab.
© Barbara Wimmer

Community-Projekt Offene Wahlen gestartet

Community-Projekt Offene Wahlen gestartet

Am 8. "Netzpolitischen Abend Österreich" (aka #netzpat), der am Donnerstag im Wiener Metalab stattgefunden hat, gab es erstmals eine Premiere: Das Projekt offenewahlen.at wurde während dem Vortrag von Stefan Kasberger von der Open Knowledge Österreich live gelauncht. Bei dem Projekt geht es darum, dass Informationen zu den Wahlen von jedem genutzt werden und möglichst bald nach der Wahl eingesehen werden können. Das soll Transparenz schaffen. Die futurezone sprach mit Kasberger über die Hintergründe der Initiative.

Futurezone: Von wem wurde das Projekt initiiert? Kasberger: Offene Wahlen Österreich ist ein Community-Projekt, das von Open Knowledge Österreich initiiert und koordiniert wird. Open Knowledge Österreich ist ein ehrenamtlicher Verein, der sich für freie Nutzung von Wissen einsetzt - und zwar für alle und jeden Zweck. Gemeinsam mit der Community wollen wir die Initiative jetzt vorwärts bringen.

Was sind jetzt nach dem Launch für Schritte geplant? Am 24. September wird es einen Hackathon im Metalab geben. Wir werden auch noch ein paar Infos zu Wahlrecht und Wahlforschung posten. Weiters sind wir schon auf das Feedback aus der Community gespannt und freuen uns auf möglichst viel Input und über Interesse. Um so mehr Leute sich einbringen, um so besser wird das Ergebnis. Im Prinzip genauso wie bei der Wikipedia, offenes Wissen lebt vom Beitrag von Vielen.

Was genau möchtet ihr mit offenewahlen.at erreichen? Wir wollen eine Schnittstelle für offene Daten, die am Wahltag für alle gleichzeitig zugänglich ist und einen offenen Datenstandard. Das ist uns am Wichtigsten. Weiters wollen wir aber auch Wissen rund um Wahlen sammeln und dann auf unserer Website für alle zugänglich machen - als freies Wissen. Damit das alles auch funktioniert, wollen wir die bestehenden Akteure rund um Wahlen aus Medien, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammen bringen, um sich kennen zu lernen, auszutauschen und ihr Know-How einzubringen.

Wie könnte ein offener Standard für Daten genau aussehen? Das wichtigste ist, dass die Attribute und die Struktur dokumentiert sind und so alle Nutzerinnen und Nutzer verstehen können, was da an Information drinnen steckt. Es sollte auf jeden Fall auch ein freies Dateiformat gewählt werden, damit möglichst viele Anwendungen damit umgehen können (maschinenlesbar). JSON und CSV haben sich dahin als Standard etabliert und so gut wie jede Software bzw. Programmiersprache kann damit arbeiten.

Warum ist es aus eurer Sicht wichtig, dass alle Wahlergebnisse gleich nach Wahlschluss für alle zugänglich sind? Was bringt das für Vorteile? Die Integrität von Wahlen, einer der zentralsten Akte in einer Demokratie, ist ein ganz wichtiger Punkt. Dazu muss der gesamte Prozess und vor allem die Zählung am Wahltag für alle nachvollziehbar sein. Durch eine Öffnung wird allen ermöglicht, sich die Abläufe genauer anzusehen. Dadurch wird Vertrauen geschaffen und es wird so den verschiedensten Vermutungen von Manipulation der Wind aus den Segeln genommen.

Warum wurde das bisher eigentlich nicht gemacht? Ist das zu kompliziert oder woran scheiterte das bisher? Es ist technisch mittlerweile ziemlich einfach geworden, die Ergebnisse gleich allen in einer sauberen Struktur und unter einer offenen Urheberrechts-Lizenz freizugeben. Ängste, Interessen und fehlendes Verständnis sind hier eher das Problem, als die Machbarkeit wenn man ehrlich ist.

Was war neben dem Schaffen von Transparenz noch eure Motivation für das Projekt? Uns geht es bei der Öffnung auch sehr viel darum, möglichst viel Innovation zu ermöglichen. Die Daten könnten von Studierenden ganz einfach auf der Uni verwendet werden. Vielleicht entwickelt auch ein Start-Up eine Informations-App aus den Daten oder man kann zu Hause mal ein bisschen mit Visualisierungen herum spielen und dabei etwas lernen, dass wirklich relevant ist.

Die Erfahrungen aus den internationalen Open Data Aktivitäten in Großbritannien und den USA zeigen, dass oftmals Ideen und Anwendungen aus der Öffnung heraus kommen, die man am Anfang noch gar nicht vermutet hat und der Nutzen auch oftmals sehr langfristig zu sehen ist. Frei nach dem Motto: Da draussen sind so viele geniale Ideen und Menschen, gebt ihnen doch mal die Chance und etwas Zeit um was zu basteln.

Wie geht es jetzt weiter? Wir hoffen auf Feedback und auf Interessierte, die sich in irgendeiner Form einbringen wollen. Ziel ist es, nach der Wahl im November dann konkrete Forderungen und einen Datenstandard zusammen zu haben, die man mit dem Innenministerium besprechen kann.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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