Digital Champion: „Hätte mir mehr Einfluss gewünscht“
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Meral Akin-Hecke war seit dem Sommer 2013 Österreichs erste „Digital Champion“ (hier geht's zum ersten Interview mit ihr auf der futurezone). Vom damaligen Staatssekretär Josef Ostermayer (SPÖ) ernannt, machte sie sich gemeinsam mit Kollegen aus 24 EU-Ländern auf ehrenamtlicher Basis Gedanken darüber, wie man möglichst viele Menschen dazu bringen kann, die Chancen von digitalen Medien zu nutzen.
Die Initiative wurde von der damaligen EU-Kommissarin Neelie Kroes ins Leben gerufen, um Menschen dazu zu bewegen, online zu gehen und ihre digitalen Kompetenzen zu stärken. Akin-Hecke legte das Amt nun zurück (mehr über ihre Nachfolgerin lest ihr hier). „Vier Jahre sind genug und ich werde mich jetzt verstärkt anderen Projekten widmen“, erzählte sie beim 15. Netzpolitischen Abend im Metalab Wien.
"Will auch weitermachen"
„Ich hätte mir in meiner Funktion erwartet, dass man mit den Themen schneller in die Breite gehen kann. In den vier Jahren hätte ich mir mehr Einfluss gewünscht“, erklärte die Wirtschaftsinformatikerin im Gespräch mit der futurezone. „Dass ich mein Amt zurücklege, heißt außerdem nicht, dass ich nicht weitermachen will. Ich werde weiterhin daran arbeiten, dass alle Gemeinden in Österreich digitalisiert werden und dazu mit dem Gemeindebund sprechen. Außerdem werde ich die Webinare weitermachen“, so Akin-Hecke, die vor ihrer Zeit als "Digital Champion" bereits die Event-Serie "Digitalks" aufgebaut hatte und in diesem Bereich insgesamt zehn Jahre lang tätig war.
In ihrer Funktion als „Digital Champion“ hat Akin-Hecke nicht nur zahlreiches Networking mit verschiedenen Organisationen und der Zivilgesellschaft betrieben, um viele Ideen einzusammeln, sondern auch mit der Plattform WerdeDigital.at eine Anlaufstelle für Informationen rund um die Digitalisierung geschaffen. Im Jänner wurde etwa das Nachschlagewerk „Das neue Arbeiten im Netz“ veröffentlicht. „Auch wenn die Schiene für die Arbeitswelt zu Ende ist werde ich die Plattform weiterbetreiben. Hier möchte ich verstärkt mit Lehrerenden zusammenarbeiten“, so die Wirtschaftsinformatikerin.
Erfolgreiche Projekte
Am meisten von ihrer Zeit als „Digital Champion“ in Erinnerung geblieben sei ihr der erste Besuch in Brüssel. „Es war beeindruckend, die anderen Digital Champions zu treffen, weil sie alle großartige Persönlichkeiten sind. Neelie Kroes war außerdem ein großes Vorbild.“ Über Kroes Nachfolger Günther Oettinger sagte Akin-Hecke lediglich: „Er hat uns immer eine Stunde lang zugehört. Dann ist er wieder zur Industrie gegangen.“
Auch die Organisation der „EU Code Week“ in Österreich, bei der es darum ging, Kinder fürs Programmieren zu begeistern, wird Akin-Hecke nicht vergessen. „Es war so ein Lichtblick, als da fünf Tage lang Schüler im Museumsquartier gesessen sind, um sich mit dem Programmieren vertraut zu machen. Hier habe ich den Sinn meiner Arbeit am deutlichsten gesehen und mir gedacht: Da sollten wir weiter machen und es größer machen.“
Lehrende digital ausbilden
Die Initiative von Sonja Hammerschmied ( SPÖ), digitale Medienkompetenz an Schulen zu fördern, begrüße sie. „Das sage ich schon seit zehn Jahre und ich war schon immer dafür, dass Lehrende ausgebildet werden. Kompetenz und Wissen müssen vor allem zuerst den Lehrenden vermittelt werden, damit es an Schulen auch gelebt werden kann.“
Die Arbeit, digitale Medienkompetenz in Österreichs Gesellschaft zu verankern, sei „noch nicht getan“. „Wir sind erst am halben Weg, aber auf einem guten Weg. Jetzt müssen wir weitere Schritte setzen, wie wir die gesamte Bevölkerung erreichen können“, so Akin-Hecke. Dazu müssen man in der NGO-Arbeit auch mal die eigenen Interessen zurückstecken und die fürs Gemeinwohl darüber stellen, so die Digitalexpertin in ihren "Learnings", die sie auch auf der Website veröffentlicht hat. Ihr Ratschlag an ihre Nachfolgerin lautet daher: "Alle inkludieren und für alle da sein. Die Digitalisierung braucht uns."
Nicht nur Hass bekämpfen
Akin-Hecke hofft, dass die Rolle des „Digital Champion“ weiterhin auf die Integration und Inklusion aller Stakeholder und Menschen setzt. Es sei wichtig, dass gegen Hass im Netz vorgegangen werde, so Akin-Hecke. „Aber wir müssen vorher verstehen, was unsere digitale Umwelt eigentlich aus macht. Wenn ich das gar nicht kenne und nur über Hass spreche, bin ich abgehalten davon, den Rest kennenzulernen.“
Akin-Heckes Motto: „Immer lächeln, und weitermachen!“ Das wird sie wohl auch bei ihrer weiteren Arbeit beibehalten.
Kommentare