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Netzpolitik

EU denkt über Regulierung von Kryptowährungen nach

Die EU-Kommission spricht sich ebenso wie der österreichische Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) für eine strengere Regulierung von Kryptowährungen aus. Das erklärte Vizepräsident Valdis Dombrovskis am Montag in Brüssel nach einem Gespräch mit Aufsichtsbehörden, Zentralbanken und Marktteilnehmern. Dafür sollen Chancen und Risiken sowie die bisherigen Regeln auf den Prüfstand. Ein konkreter Zeitplan wurde allerdings nicht genannt.

Starke Kursschwankungen

Dombrovskis sagte, Spekulation mit Kryptowährungen sei für Verbraucher und Investoren ein erhebliches Risiko. Sie könnten unter Umständen ihr gesamtes investiertes Geld verlieren. Über die Risiken müsse regelmäßig und deutlich aufgeklärt werden. Die wichtigste Kryptowährung Bitcoin war in den vergangenen Wochen extremen Kursschwankungen unterworfen.

Der Bitcoin-Dienstleister Max Tertinegg, Geschäftsführer und Mitgründer des Grazer Unternehmens Coinfinity, empfindet die Regulierungsvorstöße durchaus nachvollziehbar - man müsse dabei aber die richtige Balance finden, um nicht die Falschen zu treffen, warnt Tertinegg im Gespräch mit der APA. „Ich kann dem sehr wohl etwas abgewinnen, denn völlig unreguliert kann's nicht funktionieren“, sagte Tertinegg. „Aber wenn man es zu sehr reguliert, dann hat man das Problem, dass man diejenigen trifft, die es eigentlich nicht treffen soll.“

Ähnlich wie Gold besteuern

hatte sich dafür ausgesprochen, den Handel mit Kryptowährungen ähnlich zu behandeln wie den Handel mit Gold und Derivaten. Derzeit gilt beim Goldkauf eine Anonymitätsgrenze von 10.000 Euro, ab der man sich etwa beim Kauf am Bankschalter ausweisen muss. Darüber hinaus gelten die üblichen Bestimmungen zur Bekämpfung der Geldwäsche, wonach etwa Banken verdächtige Transaktionen der Geldwäsche-Meldestelle im Innenministerium melden müssen. Bisher seien das alles nur grundsätzliche Überlegungen, heißt es dazu aus dem Finanzministerium. Dabei wolle man mit Maß und Ziel vorgehen und Regelungen finden, „die einerseits Sicherheit geben und andererseits den Finanzstandort für Fintechs attraktiv halten“.

„Innerhalb eines begrenzten - auch größeren - Raumes ist das durchaus möglich“, sagte Tertinegg. Es werde wohl darauf hinauslaufen, dass sämtliche Börsen und gewerbliche Händler sich an gewisse Richtlinien halten müssen. „Aber was bringt mir das, wenn ich dann zu einer Börse in Russland, Shanghai oder wo auch immer gehen kann, wo diese Regeln anders sind?“
Zwar würden anonyme Transaktionen durch eine Verschärfung der Kontrolle erschwert und riskanter, aber „wer anonym Bitcoins kaufen möchte, wird wahrscheinlich auch Mittel und Wege finden das zu tun“. Es sei allerdings jetzt schon für den Großteil der Bitcoin-Nutzer Normalität, sich bei sämtlichen halbwegs seriösen Bitcoin-Börsen ausweisen zu müssen.

Limit von 500 Euro pro Tag

Coinfinity selbst handelt mit Bitcoins unter anderem über den Verkauf von Bitcoin-Bons in Trafiken oder mit Automaten. Dabei gibt es laut Tertinegg Limits auf der Verkäuferseite, also bei den Trafiken, und auf der Käuferseite. „Es gibt ein Limit von 500 Euro pro Tag sowohl beim Kauf als auch beim Einlösen.“ Will man mehr Bitcoin-Bons in Bitcoin umwandeln, „dann wird Ihnen die Möglichkeit angeboten sich auszuweisen, dann können Sie mehr einlösen, ansonsten müssen Sie warten“. Allerdings sei man nicht in der Lage zu kontrollieren, ob eine Trafik an einzelne Kunden Bons für mehr als 500 Euro verkauft, räumte der Coinfinity-Chef ein.

Zusätzlich zu den Bitcoin-Bons verkauft Coinfinity auch Bitcon über Automaten. „Da haben wir ein Limit von 250 Euro, die man pro Tag anonym kaufen kann. Darüber hinaus muss man direkt beim Automaten seine Ausweisdaten einscannen.“ Diese Daten werden dann vor dem Kauf geprüft, „man muss auch zusätzlich zum Ausweis-Scan ein Selfie von sich machen, und das wird dann gematched“. Wer Bitcoins direkt auf der Online-Plattform kauft, muss sich bei Coinfinity von Anfang an ausweisen.

Blockchain-Tests

Derzeit bereitet Coinfinity den Einsatz der „Lightning“-Technik vor, die einerseits mehr Bitcoin-Transaktionen in kürzerer Zeit erlaubt, diese Transaktionen aber auch nicht in die Blockchain schreibt. „Das bietet die Möglichkeit, anonyme Transaktionen zwischen zwei Parteien abzuwickeln, von denen der Rest der Welt nichts mitbekommt“, erklärte Tertinegg. „Das ist ein positiver oder negativer Nebeneffekt der ganzen Sache - je nach dem, wie man es betrachtet.“ Diese Technik werde voraussichtlich erst gegen Ende des Jahres im Echtbetrieb zum Einsatz kommen. „Sämtliche Limits, die wir haben, werden natürlich auch für Lightning-Transaktionen gelten.“

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