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Serie "Inside Facebook"

Facebook startet E-Mail-Funktion

"Wenn man mit jemandem etwas online teilen will, dann sollte es so einfach wie möglich sein und sich wie ein Gespräch anfühlen", sagte Facebook-Entwickler Joel Seligstein, als das soziale Netzwerk Mitte November seinen neuen Nachrichten-Dienst präsentierte. Was Seligstein damit sagen wollte: Die Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Menschen sollte unabhängig von bestimmten Geräten oder Kommunikationskanälen funktionieren.

Die neuen Facebook-Nachrichten sollen dem entgegen kommen. Es wird dem Nutzer überlassen, ob er lieber - wie bisher - direkt innerhalb des Netzwerks kommuniziert oder aber über E-Mail, SMS oder Chat in Kontakt mit den Facebook-Freunden treten will. Nach und nach aktiviert das Netzwerk nun die neuen Funktionen für seine Mitglieder. Wer den Dienst bereits hat, kann seine Freunde über Einladungen Schritt für Schritt dazu holen. Wann letztlich alle Facebook-Nutzer über die neuen Nachrichten verfügen werden, ist allerdings noch offen.

Aufbau und Erscheinungsbild

Die optische Aufmachung sieht recht vertraut aus. Klickt man auf den Menüpunkt "Messages" (Nachrichten) am linken Bildschirmrand, öffnet sich wie bisher eine Liste mit Konversationen mit verschiedenen Facebook-Kontakten. Das Untermenü auf der linken Seite bietet nun allerdings nicht mehr die Punkte "Updates" und "Gesendet" an, sondern nur noch den Punkt "Other" (Sonstiges), wo hauptsächlich Massen-Nachrichten, etwa Einladungen oder Benachrichtigungen von Facebook-Fanseiten landen.

Eine wesentliche Neuerung findet sich in der Sortierung der Nachrichten. Diese werden nicht mehr chronologisch nach Sendedatum angezeigt, sondern nach Personen. Innerhalb einer einzelnen Nachricht wird nun nicht mehr nur eine kurze Unterhaltung gespeichert, sondern die komplette Gesprächshistorie, die man mit einer anderen Person hat.

Schon auf den ersten Blick erweist sich diese Zusammenführung zu einem großen chronologischen "Thread" als klares Plus der neuen Nachrichtenfunktionen. Ältere Unterhaltungen sind nun ganz leicht auffindbar, der Nutzer muss nicht mehr Seite für Seite in der Inbox durchsuchen, um eine bestimmte Nachricht wiederzufinden. Allerdings: Die Nachrichten haben nun auch keinen Betreff mehr, angezeigt werden nur noch die an einer Unterhaltung beteiligten Personen.

Die zweite wichtige Neuerung: Alle Nachrichten mit einer anderen Person, egal ob sie über die klassischen Messages gesendet oder als SMS, Chat oder E-Mail verfasst wurden, laufen jetzt an einem Ort zusammen. So wird etwa ein wie bisher geführtes Chat-Gespräch danach automatisch als Konversation im Nachrichtenpostfach angelegt bzw. ein bestehender Gesprächsverlauf mit einer anderen Person eben um diesen Chat erweitert.

E-Mail

Im Vorfeld wurde lange spekuliert, wie ein eigener Facebook-E-Mailservice aussehen könnte. Von "Gmail-Killer" und ähnlichem war die Rede. Inzwischen weiß man: einen vollwertigen E-Maildienst hat Facebook nicht aus dem Boden gestampft, das sei auch nie die Absicht gewesen, hieß es bei der Präsentation der neuen Messages im November. Eine eigene Facebook-E-Mailadresse "@facebook.com" gibt es aber. Darüber kann auch herkömmlicher Mailverkehr in die Facebook-Inbox integriert werden, grundsätzlich auch von Personen, die selbst gar nicht in dem Netzwerk angemeldet sind.

Über die Privatsphäre-Einstellungen - zu finden unter "Auf Facebook vernetzen", Menüpunkt "Dir Nachrichten schicken" - lässt sich unter anderem auch kontrollieren, welche E-Mails im Facebook-Postfach landen. Stellt man auf "Alle", erreichen einen auch Mails, die von Personen stammen, die keine Facebook-Mitglieder sind. Das bietet allerdings mehr Angriffsfläche für mögliche Spamattacken. Wählt man "Nur Freunde", dann empfängt man theoretisch jene Mails, die von persönlichen Facebook-Kontakten stammen und von der Adresse abgeschickt werden, mit der die jeweilige Person im Netzwerk angemeldet ist.

Im Postfach wird bei Mails von Facebook-Mitgliedern nur der Name der Person angezeigt, nicht die E-Mailadresse, von der die Nachricht geschickt wurde. Kommt eine Mail von einer "fremden" Person bzw. Adresse von außerhalb des Netzwerks, kann Facebook diese natürlich keinem Nutzer zuordnen und entsprechend ist dann meist die E-Mailadresse als Absender zu sehen. Sowohl das Empfangen wie auch das Antworten auf Mails funktioniert tadellos, wie sich im FUTUREZONE-Test zeigte - egal ob die Mails von Facebook-Freunden oder von Personen außerhalb stammen.

Selbst E-Mails verschicken kann man nur aus dem Netzwerk heraus, die @facebook.com kann nicht in andere Dienste, wie zum Beispiel Gmail, eingespeist werden, um von dort aus Mails mit dieser Adresse zu versenden. Dies würde auch der Idee hinter den neuen Nachrichten widersprechen. Denn Facebook will damit nicht nur den Nutzern, die Kommunikation erleichtern, sondern natürlich noch mehr User auf seine Seite holen bzw. auch möglichst lange dort halten.

SMS

Ähnlich wie E-Mails fließen nun auch SMS in die Facebook-Inbox ein. Dazu muss man die Funktion allerdings zunächst aktivieren. Facebook selbst verrechnet für SMS-Nachrichten nichts, die Kosten werden über den jeweiligen Mobilfunkanbieter abgerechnet. Derzeit unterstützt in Österreich nur "3" die SMS-Option. Zur Aktivierung schickt man eine SMS an eine von Facebook vorgegebene Nummer, danach erhält man per SMS einen Code zurück, den man auf Facebook eingibt und bestätigt. Danach wird die SMS-Funktion umgehend freigeschaltet.

Verfassen von Nachrichten

Schreibt man eine neue Nachricht, können nun auch direkt Attachments und Fotos angehängt werden. Optional kann man die Message auch als SMS versenden lassen. Die Nachrichten können sowohl an Facebook-Freunde als auch an E-Mailadressen außerhalb des Netzwerks verschickt werden.

Innerhalb des Postfachs stehen verschiedene Optionen zur Auswahl, wie und wo die Nachrichtenstränge angezeigt werden sollen. Neben der Lagerung im "Hauptpostfach" können weniger wichtige Messages unter "Sonstiges" gelistet bzw. dorthin verschoben werden. Zudem gibt es ein Archiv, in das man Nachrichten nach Belieben übertragen kann. Ein großer Nachteil des neuen Systems: Es können nur noch ganze Unterhaltungsstränge mit einer Person gelöscht werden, einzelne Nachrichten aus dem Gesprächsverlauf lassen sich nicht mehr entfernen.

Mehr zum Thema:

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(Claudia Zettel)

In der neuen Serie Inside Facebook gibt
die FUTUREZONE regelmäßig Einblick in die aktuellsten Entwicklungen und wichtigsten Funktionsweisen des Online-Netzwerks.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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