© KURIER/Vogel

Politik

FPÖ empört vor OÖ-Wahl mit Social-Media-Auftritten

Ein Fairnessabkommen für den Wahlkampf ist in OÖ an der Zustimmung der FPÖ gescheitert. Sie ist es auch, die mit ihren Auftritten in sozialen Netzen die meiste Empörung hervorruft: Etwa ein verändertes ÖVP-Video auf Facebook oder die Ankündigung einer blauen Disco-Nacht, die zum Shitstorm führte. Die Facebook-Werbung einer ÖVP-Kandidatin mit Kopftuch sorgte aber ebenso für Aufruhr.

Als erste Partei nutzte die ÖVP das Internet als Plattform für die Wahl am 27. September. So verkündete im Februar 2014 Landeshauptmann Josef Pühringer in einem Youtube-Viedo seinen neuerlichen Antritt als Spitzenkandidat. Seitdem folgen vom LH immer wieder Videobotschaften zur Lage seines Bundeslandes. Die Junge ÖVP präsentierte Anfang dieser Woche ihre Wahlspots in den Kinos zuerst online.

Kopftuch-Kritik

Ärger heimste sich die ÖVP mit einer Kandidatin für den Welser Gemeinderat ein. Auf deren Facebook-Seite bittet die Frau türkischer Abstammung um Vorzugsstimmen. Die auf Listenplatz 61 Gereihte wirbt mit Kopftuch und einem Koranspruch für sich. Anstoß an einer Vermischung von Politik und Religion nahm daran nicht nur die eigene Partei, auch von den Grünen kam Kritik.

Den Blauen arbeitete diese Internetperformance einmal mehr zu, reagieren sie doch in erster Linie nur auf die Auftritte ihrer Gegner im Netz. Sowohl Bundesparteichef Heinz-Christian Strache, der in Wien wahlkämpft, als auch der oö. Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner wetterten sofort, dass "neben der SPÖ auch die ÖVP ihre Grundsätze jetzt endgültig über Bord" werfe. Inzwischen hat die ÖVP-Kandidatin aufgegeben, beleidigende Postings und Angst um ihrer Familie hätten den Ausschlag für ihren Rückzug gegeben, teilte sie wenige Tage später mit.

FPÖ klaut Video

Ende August hatte ein verfremdetes Wahlwerbevideo der Schwarzen als blaue Eigenwerbung im sozialen Netz die Runde gemacht: Auf der ÖVP-Homepage war eine "Liebeserklärung" an das Bundesland zu hören und zu sehen. Interpretiert wird "Oberösterreich - Mei Dahoam" von der Seer-Sängerin Sabine "Sassy" Holzinger, Eric Papilaya und den St. Florianer Sängerknaben. Wenige Tage später erschien das überarbeitete Video auf Straches Facebook-Seite. Statt der Sänger waren allerdings Auftritte von ihm und Haimbuchner hineingeschnitten worden. ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer sprach von einer "Sauerei". Die FPÖ wäscht ihre Hände in Unschuld, sie hätten das Video so auf Facebook gefunden und übernommen. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der ursprünglichen Posterin um eine gefaktes Facebook-Profil.

Einen Sturm der Entrüstung nicht nur bei den politischen Mitbewerbern löste hingegen die Internet-Ankündigung einer Linzer Großdiskothek aus. Am 25. September werde dort die "sensationelle blaue Nacht mit HC Strache", der seinen neuen Rap präsentieren werde, steigen. Schon kurze Zeit später war der Widerstand im Netz formiert. Eine virtuelle Gegenveranstaltung "die blaue Nacht ohne mich" war ins Leben gerufen, mit mittlerweile knapp 22.000 Gästen. Für den eigentlichen Event posteten bisher knapp 1.800. Inzwischen hat sogar das "Bündnis gegen rechts" für den 25. September einen Fackelzug durch Linz angekündigt, laut Facebook wollen rund 1.000 Gegner der Blauen mitmarschieren.

Offline-SPÖ

Weniger für Aufruhr sorgen die Auftritte der Grünen in sozialen Netzwerken. Dem Beispiel seines Koalitionspartners folgend sagte auch Spitzenkandidat Rudi Anschober vor einem Jahr auf seiner Facebook-Seite "Ja, ich will" zum Antritt am 27. September. In einer Video-Botschaft auf Youtube wandte er sich jüngst an die Oberösterreicher und warnte vor der "blauen Hetze". Für Schmunzeln sorgte Anfang August eine Kampagne zum Klimaschutz mit ausschließlich Social-Media-Sujets. So sprach etwa der LH mit sonnenverbranntem Gesicht "Sakrament, die Sonne brennt".

Die SPÖ verzichtet weitgehend auf die Nutzung neuer Medien im Wahlkampf. Spitzenkandidat Reinhold Entholzer setzt vielmehr auf den direkten Draht und sucht das Gespräch mit den Oberösterreichern "draußen", wie er sagt. Denn ein Grund, warum die Roten bei der vergangenen Landtagswahl 14 Prozentpunkt verloren haben, war laut parteiinterner Analyse, dass man "das Ohr zu wenig bei den Leuten" gehabt habe. Die Linzer Roten greifen im aktuellen Wahlkampf aber dann doch auf das Internet zurück - am 27. September finden in OÖ auch Gemeinderatswahlen statt. Auf Youtube präsentierten sie ein Musikvideo für ihre Stadt. Andy Gabauer hat den Wahlkampfslogan "Mein Herz schlägt Linz" vertont. Zum Ende singen ihn sogar Bürgermeister Klaus Luger und die anderen SPÖ-Regierungsmitglieder, was allerdings auch für Häme bei den politischen Mitbewerbern gesorgt hat. 16.500 Mal wurde der Ende Juni ins Netz gestellte Song bisher aufgerufen.

Die NEOS, die um den Einzug in den Landtag kämpfen, verbinden ihre zentrale Forderung im Wahlkampf mit einer Internetpetition. Mehr als 1.000 Personen haben bereits der Halbierung der Parteienförderung zugestimmt. Die Vorwahl für die Kandidaten der Landtag- und Gemeinderatswahlen fand auch online statt. Derzeit bloggen Neos-Frontfrau Judith Raab und ihr Team zu aktuellen Themen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare