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Frankreich: Geheimdienst droht Wikipedia-Admin

Der französische Geheimdienst Direction Centrale du Renseignement Intérieur (DCRI) sorgt derzeit für große Diskussionen in der Wikipedia-Community. Der DCRI hatte gegenüber der Wikimedia-Stiftung, den Betreibern von Wikipedia, gefordert, dass ein Artikel über eine militärische Sendeanlage entfernt werde. Dieser solle vertrauliche militärische Daten enthalten, nähere Angaben wollte man jedoch nicht machen. Nach einer Prüfung konnte die Wikimedia allerdings keine vertraulichen Informationen finden, da der Artikel, wie nach Wiki-Richtlinien gefordert, auf öffentlich zugänglichen Quellen basiert.

Drohungen an Landsmann
Das DCRI gab sich mit dieser Entscheidung jedoch nicht zufrieden und wandte sich an einen Administrator der Wikimedia France und drohten diesem schwerwiegende strafrechtliche Konsequenzen an, sollte dieser den Artikel nicht löschen. Dieser gab schlussendlich nach und löschte den Artikel. Dieser Zustand blieb allerdings nicht für lange Zeit aufrecht. Nachdem der Vorfall an die Öffentlichkeit gelangte, wurde der Artikel umgehend wiederhergestellt.

Kein Mitarbeiter von Wikimedia
Die Wikimedia Stiftung veröffentlichte mittlerweile eine Presseaussendung, in der sie betonte, dass der betroffene Administrator kein Mitarbeiter von Wikimedia sei, da die Länderorganisationen rechtlich eigenständig seien. Das Hosting sowie die rechtliche Verantwortung liege derzeit allein in den Händen der in den USA angestammten Wikimedia Stiftung, weswegen derartige Anfragen nur an sie zu richten seien.

Streisand-Effekt
Musste sich der DCRI zuvor nur mit einer französischen Fassung des Artikels herumschlagen, gibt es nun den Artikel in elf verschiedenen Sprachen, darunter auch Deutsch. Die Wikimedia Stiftung bittet in der Aussendung dennoch ihre Autoren, Vorsicht beim Schreiben von Artikeln walten zu lassen. So könne die Rechtsabteilung der Wikimedia lediglich die Stiftung selbst vertreten, nicht aber für die Rechtssicherheit der Autoren garantieren. Für Notfälle gebe es jedoch ein eigenes Rechtsbeihilfeprogramm.

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