© Fotolia/Orf/Montage

Analyse

Heimische Firmen enttäuschen im Internet

Apples iPhone und iPad sind in aller Munde. Auch die Konkurrenz, seien es Nokia-Modelle oder Handys mit Google Android, stehen hoch im Kurs. Konsumenten und Experten sind sich diesmal einig, dass Smartphones, also auf Internet ausgelegte Mobiltelefone, die Zukunft gehört. Der Chip-Hersteller Qualcomm etwa prognostiziert, dass 2015 jeder zweite Handy-Besitzer solch ein multifunktionelles Telefon nutzen wird. Dass sich die Internet-Nutzung hin zu mobilen Geräten verschiebt, zeigt auch eine aktuelle Studie der Statistik Austria: Bereits 21 Prozent der heimischen Internet-Nutzer gehen über ein Mobiltelefon online.

Webseiten für mobile Endgeräte mangelhaft
Das mobile Web birgt mitunter jedoch Nachteile: Viele Webseiten sind noch nicht für die Nutzung mit dem Handy ausgelegt. Schriften sind zu klein, Menüstrukturen zu komplex, gewisse Funktionen führen ins Leere oder werden - weil auf Flash-Basis - gar nicht erst angezeigt. Die österreichische IT-Agentur Fonda hat nun eine Studie veröffentlicht, in der die hundert wichtigsten und größten Firmen in Österreich einem Webseiten-Test unterzogen wurden (Stand: Ende Oktober). Es wurde mit allen gängigen Smartphones und Tablet-PCs (iPhone iOS 4.1, Android 1.6, Symbian 9.4, Blackberry OS 5.0) geprüft, wie sich die Aushängeschilder der heimischen Wirtschaft im mobilen Web präsentieren. Unter anderem wurde analysiert, ob eine spezielle, für mobile Geräte angepasste Version der Homepage angeboten wird und diese trotzdem den vollen Inhalt zeigt, ob Seiten auch als App vorliegen. Weiters bewerteten die Tester, wie schnell die Seite lädt und wie einfach die Bedienung und Navigation funktioniert.

Nur zehn Firmen mit mobilem Auftritt
Die Ergebnisse zeigen, dass der Großteil der Unternehmen noch gar nicht oder erst sehr zögerlich auf den mobilen Surf-Trend reagiert. So bieten lediglich zehn Firmen eine Webseiten-Version an, die für Smartphones konzipiert ist (Asfinag, Austrian Airlines, BMW, Hofer, Immofinanz, ORF, Red Bull, Siemens, Telekom, XXXLutz). Ein weiteres Problem hierbei: Bei rund der Hälfte wird die angepasste Seite nicht automatisch geöffnet, die mobile Variante muss manuell angesteuert werden. Die Links hierzu sind meist gut versteckt. Der Wechsel zwischen optimierter Mobil-Version und "Vollversion" ist bei der Mehrheit ebenfalls mühsam, weil entsprechende Links nur prominent genug platziert sind.
Ähnlich mager sieht die Bilanz auch in Sachen Apps aus: Nur 17 Unternehmen bieten ein Mini-Programm an, wobei sich elf der Firmen ausschließlich auf eine iPhone-Lösung beschränken und andere Plattformen wie Android, Nokia oder BlackBerry außer Acht lassen.
Auf die Ergebnisse angesprochen, gaben 55,5 Prozent der Webverantwortlichen zwar an, dass die optimale mobile Nutzbarkeit ihrer Webseite wichtig ist, stuften solch einen Auftritt aber als noch nicht dringlich ein. Ein Drittel der untersuchten Firmen will auf den Trend weiterhin nicht reagieren. Rund zwei Drittel gaben allerdings an, an einer mobilen Version zu arbeiten beziehungsweise eine zu planen oder die bestehende Seite zumindest zu optimieren.

Rangliste
Die jeweils fünf besten beziehungsweise schlechtesten Unternehmen laut der Untersuchung:

Top:

[[419:body / Demonstration der verschiedenen mobilen Auftritte des ORF]]

ORF: Große Schrift, klar strukturiert, einfacher Wechsel zwischen Voll- und Mobilversion, Apps vorhanden.
Vivatis: Nur als Vollversion, die jedoch sehr gut mobil nutzbar ist, weil übersichtlich und gut navigierbar.
AUA: Mobile Version wird automatisch geladen, Inhalt aufs Wesentliche reduziert. Apps sind vorhanden.
Asfinag: Mobile Variante ist sinnvoll reduziert, Icons sind aber zu klein. Vollversion wird am iPad gut dargestellt, da auf Flash verzichtet wird.
Wiesenthal: Eine Mobil-Version fehlt, allerdings bietet die Vollversion genügend Übersicht und lässt sich einfach bedienen.

Flop:

[[420:body / Der mobile Auftritt von Alpla: Wegen Flash nicht anzeigbar.]]

Alpla: Es wird nichts angezeigt, da die Seite nur auf Flash setzt und keine Alternative bietet.
Heineken: Es wird nichts angezeigt, da die Seite nur auf Flash setzt und keine Alternative bietet. Eine App ist vorhanden.
Steinacher: Da nur Flash zum Einsatz kommt, ist lediglich das Hintergrundbild zu sehen. Inhalte werden nicht angezeigt.
Rauch: Ein Flash-Element hindert am Weiterkommen. Die Seite selbst ist zu kleinteilig, die Darstellung am iPhone/iPad fehlerhaft.
Borealis: Es fehlt eine durchgängige Menüstruktur, die Seite ist zu kleinteilig

Mehr zum Thema:

Jedes fünfte Unternehmen noch nicht im Web
Österreich: Laptops auf dem Vormarsch
Smartphones drängen Navis ab

(Benjamin Sterbenz)

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Benjamin Sterbenz

mehr lesen
Benjamin Sterbenz

Kommentare