© UCLA Samueli School Of Engineering

Netzpolitik

Heute vor 50 Jahren wurde das Internet erfunden

Es fängt alles mit einer Panne an: Die erste Internetverbindung funktioniert nicht. Bereits nach dem „O“ im Wort LOG für „Login“, streicht der Computer seine Segel und hängt sich auf. Doch einige Stunden später klappt es: Ein kühlschrankgroßer Computer an der University of California in Los Angeles kommuniziert mit einem Computer der Stanford University bei San Francisco. Die Nachricht wurde vom Studenten Charles S. Kline übertragen. Im Dezember 1969 beteiligten sich an dem Netz nun auch die University of California (Santa Barbara) und die University of Utah in Salt Lake City.

Während die Mondlandung live im TV übertragen würde, bekam kaum jemand die historische Tat an der UCLA mit. Selbst den beteiligten Wissenschaftlern war die Tragweite nicht klar. „Wir wussten, dass wir eine wichtige neue Technologie entwickeln, von der wir erwarteten, dass sie für einen Teil der Bevölkerung von Nutzen sein würde, aber wir hatten keine Ahnung, wie bedeutsam das Ereignis war“, sagte der Vorgesetzte von Kline, Leonard Kleinrock, später.

Eigentlich sollten über das Arpanet, wie das kleine Computer-Netzwerk hieß, nur Universitäten kommunizieren, die für das Verteidigungsministerium forschen. Doch es kam alles anders. Zwei Jahre später fällt dem US-Informatiker Ray Tomlinson ein, dass es doch ganz nett wäre, auch Nachrichten zwischen zwei Computern, die über das Arpanet verbunden sind, zu verschicken.

Erste E-Mail

Der Informatiker nutzt für die E-Mail das @-Zeichen und sendet diese an einen Computer im Nebenzimmer. Tomlinson ist sich der Tragweite seiner Erfindung 1971 nicht bewusst. „Ich fand es eine niedliche Idee.“ Was in dieser Mail drin stand, weiß Tomlinson nicht mehr, als er in den 1990er-Jahren danach gefragt wird.

Auch die erste Spam-E-Mail folgte bereits sehr früh und zwar im Jahr 1978. Einen Meilenstein markiert als nächstes das Jahr 1981: Der IBM Personal Computer kommt auf den Markt. Er war für den privaten Gebrauch konzipiert.

Internet Protocol

Mit der Umstellung von Arpanet-Protokollen auf das „Internet Protocol“ beginnt sich ab dann auch der Name „Internet“ durchzusetzen. Wissenschaftler um Jon Postel vom USC Information Sciences Institute in Kalifornien entwickeln zudem die Architektur des Domain Name Systems (DNS). 1985 wird die erste Domain der Welt nordu.net registriert. Das Internet verbreitet sich nun auch schnell über die Grenzen der USA hinaus.

.at Domain eingetragen

Doch was ist in Österreich eigentlich passiert? Ende der 1980er-Jahre befassten sich noch hauptsächlich Universitäten damit. Dr. Peter Rastl, damals Leiter des Zentralen Informatikdienstes an der Universität Wien, bittet 1988 einen Mitarbeiter, eine E-Mail an US-Informatiker Jon Postel zu schicken. Postel soll Österreich in das Verzeichnis der Ländercodes aufnehmen. Postel antwortet kurz darauf: „Done.“

Die Top-Level-Domain .at ist im DNS eingetragen. Peter Rastl bedauert es heute, diese E-Mail nicht aufgehoben zu haben. „Damals haben wir in keiner Weise verstehen können, dass das eine historische Bedeutung hat.“ Ein Jahr später beschließt die National Science Foundation der USA, das Internet für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen. Am 10. August 1990 wird die Universität Wien an das weltweite Internet angeschlossen.

WWW

Doch was wäre das Internet ohne das World Wide Web? Dieses wurde vom britischen Wissenschaftler Tim Berners-Lee am Kernforschungszentrum Cern in Genf entwickelt. Sein Vorhaben: Ein Informationsmanagement-System zu erstellen, das den Datenaustausch unter Forschern vereinfachen soll.  Berners-Lee schafft damit allerdings die Grundlage für das heutige Internet. Das World Wide Web ist vereinfacht gesagt ein Datentransfer von elektronischen Hypertext-Dokumenten. Alle Webseiten können über das gleiche Adressformat erreicht werden. Es entsteht der erste Browser und die Homepage des Cern.

Mehr als ein Hype

Für Microsoft-Gründer Bill Gates ist das WWW  anfangs "nur ein Hype". Er revidiert seine Meinung in den Jahren darauf aber schnell, denn die Entwicklung ist von nun an nicht mehr zu stoppen. Immer mehr Menschen gehen online. Bereits im Jahr 2000 sind 160.000 Adressen mit der Top-Level-Domain .at registriert, knapp 20 Jahre später sind es 1,3 Millionen.

Die ersten Registrierungen werden von der Universität Wien administriert. Da das Interesse rasch zunimmt, wird es notwendig, diesen Bereich im Rahmen eines Unternehmens zu organisieren. 1998 wird die nic.at Internet Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H gegründet – seit 2012 nic.at GmbH, wie die Firma bekannt gab.

Vier Milliarden sind im Netz

Das Internet und die teilhabenden Unternehmen wachsen ab den 2000er-Jahren rasant. Bereits 1998 geht Google mit seiner Suchmaschine an den Start, 2001 wird die Enzyklopädie Wikipedia gegründet, 2004 folgt die Social-Media-Plattform Facebook und ein Jahr später YouTube. Als Apple 2007 sein erstes iPhone vorstellt, ändert sich auch das Nutzerverhalten. Von nun an kann man mobil mit dem Smartphone surfen. 50 Jahre nach seinen Anfängen nutzen mehr als vier Milliarden Menschen auf der Welt das Internet. 81 Prozent der Menschen in den Industriestaaten sind im Internet. In Entwicklungsländern liegt die Quote bei 41 Prozent (Quelle ITU, Zahlen aus 2018).

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