Hightech-Lust statt Technik-Frust
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Senioren können nichts mit moderner Technik anfangen, der schnelle Fortschritt überfordert sie, Computer sind ihnen zu kompliziert: So lauten gängige Klischees. Doch die Realität sieht anders aus. FUTUREZONE traf sich mit Mitgliedern der Initiative Grüner SeniorInnen in Wien zum Geräte-Test: Unterschiedliche Produkte - vom Seniorenhandy über Digitalkamera bis hin zum iPad - wurden von den Teilnehmern auf Herz und Nieren geprüft. Und die Begeisterung war groß.
"Ich will zu Weihnachten unbedingt ein iPad haben", sagt Birgit Meinhard-Schiebel, Vorsitzende der Seniorenvereinigung, und schnappt sich das Tablet. Die intuitive Touchscreen-Bedienung und das Design des Geräts begeistern auch den Rest der Runde - selbst jene, die vorher noch gar nichts von "einem iPad" gehört hatten. Erst als der Preis (ab 500 Euro) zur Sprache kommt, flaut das Interesse bei einigen wieder etwas ab.
"Obwohl", räumt Christa Lettner ein, "es ist immer eine Frage der Wertigkeit. Wichtig ist bei allen Geräten, dass das Preis-Leistungsverhältnis stimmt." Als Einzige aus der Gruppe zeigt sie sich vom Fleck weg von Emporias aktuellem Seniorenhandy-Modell überzeugt. "Man kann es drehen und wenden, wie man will - aber mit zunehmendem Alter sind die großen Tasten auf dem Handy ein Vorteil", sagt Lettner. Dass sie selbst noch kein Emporia besitzt, liegt wiederum am Preis. Das Gerät kostet je nach Händler um die 100 Euro. "Mehr als 30 Euro möchte ich für ein Handy eigentlich nicht ausgeben."
Technik ja, Kontrollverlust nein
Auch das Navi, ein Garmin nüvi 1480 TV mit DVB-T, kommt in der Gruppe gut an. Probleme bei der Inbetriebnahme hat niemand, die TV-Funktion ist schnell entdeckt. "Natürlich sind solche Geräte aber mit Vorsicht zu genießen", sagt Fritz Machac - er ist verantwortlich für die Webseite der Senioren-Initiative - und spielt auf Autofahrer an, die nicht selbstständig denken und dann schon mal in engen Gassen stecken bleiben.
Laptop, Digitalkamera, Handy - solche Geräte gehören zur Standard-Ausstattung der Seniorenrunde. Auch mit Online-Banking, Facebook und dem Erstellen von Online-Fotoalben - etwa auf Flickr oder Picasa - kennen sich die Test-Teilnehmer aus. Einen speziellen Wunsch gibt es auch: Sprachsteuerungsprogramme sollten ausgebaut werden. Mit zunehmendem Alter werde die Texteingabe auf dem Computer und speziell auf dem Handy für viele zur Herausforderung. "Sprechen können die meisten aber doch recht lange", sagt Meinhard-Schiebel.
Grenzen
Es gibt auch Kritik. Oft stimme bei den Geräten das Verhältnis von Preis-Leistung nicht. Ein Dorn im Auge sind den Senioren zudem die anfallenden Roamingkosten bei der Handynutzung im Ausland. Außerdem müsse es trotz Fortschritts gewisse Grenzen geben. "Ich befürworte Technik, aber ich will nicht, dass mein Eiskasten mit mir spricht", sagt Susanna Kragora.
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Laut Statistik Austria hat in Österreich derzeit etwa die Hälfte der Menschen über 60 Jahren Zugang zum Internet. Der Anteil jener, die das Netz tatsächlich nutzen, liegt jedoch darunter - bis sich die digitale Kluft vollends schließt, wird es noch eine Weile dauern. Doch die Zuwachsraten der vergangenen Jahre zeigen: Die sogenannte "Silver Surfer"-Generation drängt zunehmend ins Internet. Waren im Jahr 2003 nur 20,3 Prozent der 55- bis 64-Jährigen bzw. 4,3 Prozent der 65- bis 74-Jährigen online, so sind es heute bereits 52,8 Prozent in der Gruppe ab 55 Jahren und 28,2 Prozent in der Gruppe ab 65 Jahren.
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