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Analyse

Kinderpornografie meist auf Tauschbörsen

Nach der Studie des Kriminalwissenschaftlichen Instituts der Leibniz Universität Hannover spielen kostenpflichtige Angebote nur eine untergeordnete Rolle im Netz. „Gerade in den Peer-to-Peer-Netzwerken und in Newsgroups besteht ein breites, nahezu unerschöpfliches und grundsätzlich kostenfreies Angebot. Die Tauschbörsen sind nach unseren Erkenntnissen der größte Markt für kinderpornografisches Material“, sagte Studienleiter Bernd-Dieter Meier, am Montag in Berlin. Fast die Hälfte (47 Prozent) des für die Studie gesichteten Materials stammte aus kostenlosen Tauschbörsen.

Geschlossene Benutzergruppen
Neue Bilder und Filme würden vermutlich in erster Linie zunächst über geschlossene Benutzergruppen verbreitet. Bei geschlossenen Benutzergruppen stünden die Strafverfolger allerdings vor einer Herausforderung. Denn der Zugang werde nur bei persönlicher Bekanntschaft oder durch Lieferung von Bildern oder Filmen bzw. möglicherweise auch gegen Geld geöffnet. Gleichzeitig ist der Einsatz verdeckter Ermittler in diesen Benutzergruppen nur eingeschränkt möglich.

„Wir sind in diesem besonders abgeschotteten, hochkriminellen Bereich größtenteils blind. Aus diesem Grund müssen wir die Einsatzmöglichkeit von verdeckten Ermittlern nach der Strafprozessordnung auf die Straftaten des sexuellen Missbrauchs von Kindern bzw. auch auf die Herstellung und Verbreitung dieser kinderpornographischen Inhalte erweitern“, sagte der niedersächsische Innenminister Schünemann, der auch als Vorsitzender des Bündnisses gegen Kinderpornografie "White IT" fungiert, anlässlich der Studienpräsentation.

Auch kostenpflichtige Angebote
Neben der Verbreitung über Tauschbörsen spielt auch der Konsum von kostenpflichtigen Angeboten eine Rolle. Gerade „Einsteiger“ würden auf diese Angebote zurückgreifen, da sie nicht wüssten, welche Alternativen es gibt, erklärte Meier. So stammte 27 Prozent des sichergestellten kinderpornografischen Materials aus dem Web. Ein weiteres Viertel bezog Bilder und Filme über E-Mails und andere Quellen, wie geschlossene Newsgroups, die allerdings als erste Adresse für neues Material gelten.

Die Ergebnisse der Studie fußen auf Experteninterviews und Aktenuntersuchungen, die aus dem Jahr 2008 stammen. Auf über 50 Prozent der ausgewerteten Bilder waren schwere Missbrauchshandlungen von Erwachsenen an Kindern zu sehen. Auf Basis der Erkenntnisse soll ein ganzheitlicher Bekämpfungsansatz entwickelt werden, um die Nutzung und Verbreitung kinderpornografischer Inhalte noch besser verhindern oder zumindest erschweren zu können, so Schünemann.

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