© highwaystarz - stock.adobe.com / Land NÖ/highwaystarz/Adobe Stock

Netzpolitik

Lehrer statt Algorithmus entscheidet über Schulnoten in England

Da in Großbritannien wegen der Corona-Pandemie weder Prüfungen zum A-Level (Abitur) noch zum GCSE (mittlere Reife) stattfinden konnten, hatte das Kultusministerium die Notenvergabe einem Computerprogramm überlassen. Ziel war es, die tendenziell zu positiven Einschätzungen der Lehrer auf ein Durchschnittsniveau der vergangenen Jahre zu drücken.

Nach unten gedrückt

Doch der Algorithmus der Firma Ofqual drückte die Ergebnisse wohl in manchen Fällen zu sehr nach unten - genauer gesagt bei rund 40 Prozent der Schüler, wie ein Vater eines Sohnes, der in Cambridge studieren wollte und wegen des Algorithmus zu schlechte Noten hatte, laut dem "Guardian" berichtete.

Der Algorithmus drückte die Schüler teilweise bis um drei Notenpunkte nach unten, also sie kamen weit schlechter weg, als ihre Lehrer empfohlen hatten. Grundlage war neben der individuellen Einschätzung der Schülerleistung auch der Durchschnitt der Prüfungen an der betreffenden Schule aus früheren Jahren.

Streit um Abschluss-Noten

Es folgte ein großer Streit um die Ergebnisse. Universitäten gaben bekannt, es mit den Noten nicht so genau zu nehmen wie sonst, Gewerkschaften stiegen auf die Barrikaden - weil vor allem Schüler benachteiligt worden waren, die auch zuvor schon benachteiligt waren.

Die britische Regierung hat nun umgeschwenkt. Die Abschluss-Noten werden nun doch vor allem auf Einschätzungen von Lehrern basieren, hieß es am Montag Das Ergebnis einer umstrittene Software soll nur dann zum Zuge kommen, wenn es besser ist als die Meinung der Lehrer.

Zuvor waren Premierminister Boris Johnson und Bildungsminister Gavin Williamson stark unter Druck geraten, weil die per Software generierte Notenvergabe ohnehin schon benachteiligte Schüler noch schlechter stellte. Williamson entschuldigte sich am Montag für das Chaos. Die Opposition hatte zuvor von einem "Fiasko" gesprochen. Etliche Schüler fürchteten um ihre Studienplätze.

Schottland, Wales und Nordirland hatte bereits zuvor mit demselben Ansatz Schiffbruch erlitten und eine Kehrtwende gemacht. Auch dort sollen nun die Einschätzungen der Lehrer maßgeblich sein.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare