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re:publica

OpenLeaks: Start verzögert sich weiter

„Bitte gebt uns noch mehr Zeit.“ Der Ex-WikiLeaks-Mitarbeiter und heutige OpenLeaks-Gründer Daniel Domscheit-Berg entschuldigte sich im Rahmen der Konferenz re:publica in Berlin für den verzögerten Start der neuen Whistleblower-Seite OpenLeaks. Er käme vor lauter Arbeit nicht einmal mehr dazu, Blog-Einträge zu schreiben. Angepeilt wird jetzt ein Alpha-Launch mit ausgewählten sechs Partnern „in den nächsten Wochen“. Erst danach sollen Schritt für Schritt weitere Partner dazukommen.

Die Zeitverzögerung entstand vor allem deshalb, weil OpenLeaks noch emsig am Submission-System arbeitet, über das in Zukunft brisante Dokumente von anonymen Personen eingereicht werden können. Auch gelte es, organisatorische und ethische Standards auszuarbeiten. „Die Leaks haben einen großen Hype erzeugt, aber es hat sich nicht wirklich etwas geändert“, so Domscheit-Berg in Bezug auf WikiLeaks. Deswegen wolle er ein „nachhaltiges Modell“ schaffen, das mehr ist als nur ein digitales Postfach. „Whistleblowing ist mehr als Cablegate.“

"Digitale Babyklappe"
Damit OpenLeaks künftig eine neutrale Position einnehmen könne, sollen die Nutzer etwa abstimmen können, welche Partner der Whistleblower-Dienst künftig annehme. Außerdem nehme das Projekt keine Geldspenden an, sondern ließe sich nur durch andere Ressourcen, etwa über zur Verfügung gestellte Server-Kapazitäten, unterstützen. „Das ist aus Steuersicht attraktiv für die Partner, weil sie diese Ausgaben abschreiben können“, so Domscheit-Berg. Über „Fellowships“ sollen Unterstützer etwa die Möglichkeit bekommen, einen Großrechner zu „adoptieren“, also für seinen Betrieb aufzukommen. Spenden werden nur in Form von Flattr, dem Micropayment-Dienst des ehemaligen Pirate-Bay-Gründers Peter Sunde, entgegen genommen. Bis dato seien etwa 600 Euro geflattert worden.

Auf technischer Seite wird derzeit noch emsig an einer „Toolbox“ gearbeitet: Diese wird das sichere Einreichungssystem beinhalten, das jeder Partner bekommt und in seine Webseite integrieren kann. Hinter dieser „digitalen Babyklappe“ wird ein System erarbeitet, das das Verteilen der eingereichten Dokumente genauso erlaubt wie deren Analyse und Auswertung.

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