Pussy Riot auf der re:publica 2015
Pussy Riot auf der re:publica 2015
© Claudia Zettel

re:publica 2015

Pussy Riot: “Conchita Wurst ist mehr Punk als alle anderen”

“Sorry, I can’t breathe”, heißt es in einem neuen Song der beiden Pussy-Riot-Aktivistinnen. Darin zeigen sie sich solidarisch mit Menschen, die in den USA unter Repression leiden. Anders als in ihren Anfangszeiten wenden sich Pussy Riot nun auch immer stärker einem internationalen Publikum zu und üben nicht mehr nur Kritik an den Zuständen in Russland. Allerdings, so Nadescha Tolokonnikowa, sei es nie die Absicht von Pussy Riot gewesen “nicht international zu sein”. “Wir reagieren einfach auf bestimmte Dinge.” Der Übergang, so die beiden Aktivistinnen, zwischen repressiven Staaten wie Russland und vermeintlich offenen Gesellschaften wie den USA sei oft fließend und es gebe da wie dort ähnliche Probleme.

Zuletzt hatten Pussy Riot eine eigene, unabhängige journalistische Plattform in Russland ins Leben gerufen. Dabei wollen die Aktivistinnen über jene Dinge berichten, die ansonsten aufgrund der russischen Zensur gar keinen Platz mehr in den Medien finden. Angst haben sie dabei nicht, betonen die zwei jungen Frauen, die aufgrund einer Performance in einer Kirche bereits zwei Jahre im Gefängnis verbringen mussten.

“Wir wollen ein anderes Russland schaffen. Uns kümmert nicht, was irgendwer denkt”, sagt Marija Aljochina. Sie hätten keine Angst, nur weil sie schon im Gefängnis waren, da der Grund dafür - wie es häufig in Russland vorkomme - so unlogisch gewesen sei, so Nadescha. “Wenn man ins Gefängnis kommt, weil man einen Schluck Wasser trinkt, warum sollte man sich danach fürchten, einen Schluck Wasser zu trinken”, zieht die Aktivistin einen Vergleich. Auch wer den “falschen Tanz” in Russland tanze, könne dafür ins Gefängnis kommen.

Punk und Pop

Im Gegensatz zu ihren ansonsten sehr vom Punk geprägten Aktivitäten fällt das neue Nachrichtenportal manchem Beobachter als sehr “seriöse” Angelegenheit auf. Doch darin sehen die beiden keinen Widerspruch. “Wenn man in Russland Journalismus macht, dann hat das auch etwas von Punk”, sagen sie. Immerhin müsse man dafür sehr viel Mut aufbringen.

Als Paradebeispiel für Punk macht Nadescha die österreichische Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst aus. “Conchita Wurst ist mehr Punk als alle anderen auf der Welt.” Die Frau mit Bart habe mit ihrer selbst erschaffenen Popfigur all das gewagt, worauf es im Punk ankomme. “Punk ist, wenn man alles zerschlägt, alle Stereotype. Und sich selbst”, so die Aktivistinnen.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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