Ex-Google-Ingenieurin hilft dabei, Internet-Zensur zu umgehen
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In Russland und im Iran wurde die Internet-Zensur in den vergangenen Jahren massiv verschärft. Auf viele Websites und Dienste können Nutzer*innen nicht mehr zugreifen. Auch wird immer wieder gern der Internet-Zugang abgedreht, sodass sich Protestierende nicht mehr übers Netz organisieren können.
Die Netzaktivistin Serene hat deshalb mit „Snowflake“ ein Tool geschaffen, mit dem es möglich ist, die Internet-Zensur zu umgehen und etwa trotzdem Websites aufzurufen, die eigentlich gesperrt sind oder Dienste zu nutzen, um sich zu organisieren.
So funktioniert Snowflake
Snowflake ist eine Browser-Erweiterung, die man zum Beispiel für Firefox oder Chrome herunterladen und eben mit einem Klick installieren kann. Der eigene Computer, auf dem der Browser läuft, fungiert als Proxy und öffnet so den Weg in ein freies Internet im Tor-Netz. Damit ist ein neuer Zugangspunkt ins Tor-Netz geschaffen, den die Nutzer*innen im Iran nutzen können, um sich einzuloggen. Dadurch wissen die Zensur-Behörden im Iran oder in Russland nicht mehr, welche Website von User*innen aufgerufen werden, oder wo was gepostet wird.
Das Browser-Plugin gibt es nun bereits seit einiger Zeit und wird von vielen Nutzer*innen regelmäßig genutzt. Mein Rechner zeigt etwa aktuell an, dass ich bereits 41 Personen am heutigen Tag dabei geholfen habe, sich mit dem Tor-Netzwerk zu verbinden. „Letztes Jahr, als Putin in die Ukraine eingefallen ist und in Russland den Internet-Zugang blockiert hat, hat Snowflake als einziges Werkzeug noch funktioniert“, sagt Serene gegenüber „Mashable“.
Google Ideas für Technologien gegen Zensur
Die Internet-Aktivistin und Programmiererin, die auch Konzert-Pianistin ist, steckt vorrangig hinter Snowflake. Sie begann mit der Arbeit an dem Snowflake-Tool bereits 2016, wie sie Forbes in einem Interview erzählt hat. Snowflake entstand in Zusammenarbeit mit Arlo Breault und David Fifield und wurde vom Open Tech Fund Programm in den USA gefördert, heißt es in dem Bericht. Snowflake ist außerdem ein offizielles Tor Projekt.
Davor arbeitete Serene bei Google, nachdem sie bereits mit 9 Jahren Programmieren gelernt hatte. Sie wurde eine der ersten Ingenieur*innen bei Google Ideas, einer Gruppe von Menschen, die Technologien entwickelten, um jenen Menschen zu helfen, die von Repression, Konflikten und Instabilität betroffen waren. Das erste Projekt, an dem Serene bei Google arbeitete, war uProxy, eine Erweiterung für Chrome und Firefox, die es Nutzer*innen ermöglichte, über einen Web-Proxy auf das Internet zuzugreifen.
Snowstorm als Nachfolge-Projekt mit Beta-Version
Nach ihrer Zeit bei Google bekam sie eine Förderung durch das Open Tech Fund Programm und arbeitete weiter an Technologien, mit denen man Internet-Zensur umgehen kann. Jetzt hat Serene nach Snowflake ein weiteres Tool geschaffen, das dies ermöglicht. Sie hat es „Snowstorm“ genannt, weil es, anders als Snowflake weitaus größere Dinge ermöglicht.
Protestierende im Iran könnten sich mit dem Tool auch abseits des Tor-Netzwerks verbinden, und damit wäre die Verbindung auch wesentlich schneller, stabiler und es wäre sogar möglich, Inhalte zu streamen. Es ist damit aber auch kein offizielles Tor-Projekt und hat mit Tor nichts mehr zu tun.
Snowstorm befindet sich derzeit aber noch in einer frühen Beta-Version, die man nur auf Einladung nutzen kann. Außerdem gibt es vorerst ausschließlich eine macOS-Version. Laut dem Forbes-Bericht wurde auch eine eigene Firma gegründet, damit sicher gestellt wird, dass eine Gruppe an Entwickler*innen Vollzeit daran arbeiten kann. Kritiker*innen bemängeln, dass Snowstorm derzeit nach einem "Closed Source" Projekt aussehe.
Mit Snowstorm will man laut Serene aber vielen Limitierungen von Snowflake ein Ende setzen. Serene will damit „Brücken bauen, um Menschen wieder näher zusammen zu bringen“, anstatt diese durch Zensur zu trennen.
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