USA platzieren aktiv Schadsoftware in Russlands Stromnetz
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Russland hat in den USA in der Vergangenheit eine Reihe von Cyber-Operationen durchgeführt, die der Regierung ein Dorn im Auge sind. Zuletzt wurden etwa eine massive Desinformations-Kampagne sowie Cyberangriffe im Zuge der Midterm-Wahlen 2018 festgestellt. Nun haben sich die USA dazu entschlossen, ihr Vorgehen gegen Russlands Cyber-Einheiten zu verschärfen, wie die New York Times berichtet.
Neue gesetzliche Bestimmungen haben den Weg dafür geebnet, dass das im Pentagon angesiedelte US Cyber Command aggressivere Maßnahmen denn je setzen kann. Diverse Regierungsmitglieder haben durchklingen lassen, dass die USA Schadsoftware in Russland verbreiten, die dem Stromnetz des Landes großen Schaden zufügen können.
"Du wirst dafür bezahlen"
Aktiviert wurde die Schadsoftware noch nicht. Zu groß sind die Bedenken vor einer Eskalation des neuen Kalten Krieges im Internet. Man möchte Russland allerdings zeigen, wozu man imstande sei, meint Präsident Trumps Sicherheitsberater John R. Bolton: "Wir wollen Russland oder jedem anderen, der Cyber-Operationen gegen uns durchführt, sagen: 'Du wirst dafür bezahlen.'"
Die verschärfte Rhetorik ist beabsichtigt, ist Robert Chesney, Rechtsprofessor an der Universität Texas überzeugt: "Das ist die Kriegsschiff-Diplomatie des 21. Jahrhunderts. Wir zeigen dem Gegner, dass wir ihm ernsthaften Schaden zufügen können, ohne tatsächlich viel zu machen. Früher haben wir Schiffe in Sichtweise einer Küste stationiert. Jetzt erhalten wir vielleicht den Schlüssel zu Schlüsselsystemen wie dem Stromnetz."
Blutige Nase
Ob eine Cyber-Attacke auf das russische Stromnetz wirklich von Erfolg gekrönt wäre oder ob man im Gegenzug großen Schaden für die eigene Infrastruktur in Kauf nehmen müsste, ist unklar. Einige Experten betrachten die Sicherheit des US-Stromnetzes als gefährdeter als jene von Russlands Stromnetz. Robert P. Silvers, ein früheres Mitglied der Obama-Regierung, die ebenfalls mit weitreichenden russischen Cyber-Einmischungen konfrontiert war, drückt es so aus: "Manchmal musst du dir eine blutige Nase holen um langfristig keine Kugel in den Kopf zu bekommen."
Trump weiß nichts
Interessant an der ganzen Angelegenheit ist, dass das Pentagon offenbar aufgrund neuer gesetzlicher Bestimmungen agiert, die es ausdrücklich erlauben, dies ohne Informierung des Präsidenten zu tun. Trump soll absichtlich keine Details über die Cyber-Taktik erhalten - einerseits, weil man befürchtet, dass er Maßnahmen unterbinden würde, andererseits weil man verhindern will, dass Trump dem Gegner aus Unbedachtsamkeit wichtige Informationen liefert. 2017 verriet Trump etwa dem russichen Außenminister, dass in Syrien eine geheime Militäraktion durchgeführt wurde.
Kommentare