USA wollen 290.000 Blogger und Influencer überwachen
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Das US-Heimatschutzministerium (Department of Homeland Security) hat eine Ausschreibung für eine Software-Lösung veröffentlicht. Gesucht wird eine Datenbank, die Informationen zu über 290.000 „globalen Nachrichtenquellen“ sammelt und auswertet. Das klingt jetzt nicht so schlimm, bis man sich fragt, wie das Heimatschutzministerium auf die hohe Zahl von 290.000 Medien kommt.
Laut der Ausschreibung handelt es sich dabei nicht nur um traditionelle Medien und ihre Web-Plattformen, wie Print, TV und Radio, sondern auch um einzelne Journalisten, Korrespondenten, Social Media Influencer, Blogger und ähnliche. Die Software soll analysieren können, wer bei welchem Thema der wichtigste Influencer ist. Zudem sollen die Daten der Influencer gesammelt werden, wie etwa Name, Wohnort, Adresse, Kontaktdaten, die Art ihrer Berichterstattung und „jede andere Information, die relevant sein könnte.“
Systematische Überwachung
Menschenrechtsschützer schlagen deshalb Alarm. Kritische Medien wurden schon immer überwacht. Mit diesem Programm würden jetzt aber systematisch die Aktivitäten von Bloggern und Influencern weltweit überwacht und ausgewertet werden, selbst wenn die möglicherweise keine politischen Ambitionen oder eine für die US-Sicherheit relevante Berichterstattung haben. Auch das Offenlassen, welche Informationen noch gesammelt werden, sehen sie als kritisch. Dies könnte alles sein, von privater Social-Media-Aktivität über die Informationen von Freunden und Familienmitgliedern bis zu Daten, die eigentlich nicht öffentlich zugänglich sind.
Die Datenbank, in der alles gespeichert ist, soll von den Mitarbeitern des US-Heimatschutzministeriums per App durchsucht werden können. Der Zugriff soll lediglich per Passwort geschützt sein. Eine zusätzliche Sicherung per Token oder Netzwerkbeschränkung wird in der Ausschreibung nicht gefordert. Das birgt laut Datenschutz-Experten die Gefahr, dass Unberechtigte sich relativ einfach Zugang zu der Datenbank verschaffen können.
Aluhutträger
Laut dem Heimatschutzministerium sei so eine Datenbank legitim. Sie würde etwa dabei helfen, Fake News und politische Beeinflussung auf User in sozialen Netzen aufzudecken. Dies ist laut Datenschützern ein schlechter Scherz, da US-Präsident Trump regelmäßig Medien, die eine andere Meinung als er vertreten, vorwirft Fake News zu verbreiten. Zudem beruhe der aktuelle Datenskandal bei Facebook darauf, dass das Analyseunternehmen Cambridge Analytica abgegriffene Userdaten verwendet hat, um die US-Wahl zugunsten Trumps zu entscheiden.
Das US-Heimatschutzministerium hat jedenfalls eine klare Botschaft für die Kritiker des neuen Programms. Es sei nichts mehr als die übliche Praxis, um aktuelle Ereignisse in den Medien zu beobachten. Alle anderen Vermutungen seien nur etwas für Aluhut-tragende Verschwörungstheoretiker.
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