Vorwurf

USA zwangen EU beim Datenschutz in die Knie

Ursprünglich hätte die EU-Kommission bei der Novelle der EU-Datenschutzverordnung einen Schutzmechanismus vorgesehen, von dem sie nun dem Bericht zufolge dann abgelassen hat. Die Maßnahme nennt sich Anti-FISA-Klausel - FISA ist das US-Gesetz für Auslandsspionage, das es den dortigen Ermittlern erlaubt, internationale Anrufe oder E-Mails einzusehen. Die Klausel hätte jegliche US-Anfragen an Technologie- oder Telekomkonzerne, Daten von EU-Bürgern weiterzureichen, für ungültig erklärt, schrieb die Financial Times am Donnerstag mit Bezug auf Dokumente. Sie beruft sich dabei auf drei hochrangige EU-Beamte. Die Kommission dementierte den Bericht am Donnerstag nicht.

"Hätte nichts gebracht"
Der Schutzmechanismus sei jedoch im Jänner 2012 von Kommissionsbeamten verworfen worden, trotz Beteuerungen von EU-Kommissarin Viviane Reding, dass die Ausnahme Überwachungen wie jene durch das nun enthüllte US-Spionageprogramm PRISM gestoppt hätte. Die meisten EU-Kommissare waren der Zeitung zufolge gegen eine solche Maßnahme: Da die meisten Server, auf denen Daten von EU-Bürgern gespeichert sind, ohnehin in den USA stünden, brächte eine solche Klausel nichts, hätten sie argumentiert.

„Gegner sagten, dass dies Datentransfers schwieriger machen würde und dass es damals schon klar gewesen sei, dass wir mit den USA letztendlich Verhandlungen über ein Handelsabkommen beginnen“, zitierte die Zeitung einen EU-Beamten. „Wir wollten an dieser Front keinerlei Komplikationen.“

Obama-Regierung intervenierte
Den EU-Beamten zufolge kam dieser Schwenk nach wiederholten Besuchen von Beamten der Obama-Regierung in Brüssel. Dabei gewesen sei auch Cameron Kerry, Spitzenanwalt im US-Handelsministerium und Bruder von US-Außenminister John Kerry. Sogar US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano habe persönlich in Brüssel lobbyiert. Für US-Firmen wäre die Schutzklausel ein „totaler Albtraum“ gewesen, wie der Datenschutzchef von einer der größten US-Technologiegruppen der „FT“ sagte.

Die EU-Kommission gab sich am Donnerstag in Brüssel „überrascht über die sehr einseitige Darstellung der Ereignisse“, wie Sprecherin Mina Andreeva auf Nachfragen von Journalisten sagte. Es sei „kein Geheimnis , dass es immenses US-Lobbying - auch von offiziellen US-Stellen - zur Zeit der Vorbereitung unseres Vorschlages gab.“ Trotzdem sei die Kommission hart geblieben und habe ihren Vorschlag am 25. Jänner 2012 einstimmig vertreten. Lobbyisten hätten „anscheinend nicht erreicht, was sie wollten.“

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