Alienware Alpha: Voreilige Spielkonsole für PC-Games
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Dells Alienware Alpha kommt zu früh. Eigentlich hätte es eine der ersten Steam Machines sein sollen – ein Wohnzimmer-PC, der auf Valves Betriebssystem SteamOS zugeschnitten ist. Dieses wiederum ist ganz für das Spielen von Games optimiert, die über Valves PC-Spiele-Plattform Steam gekauft werden.
Weil Valve noch nicht den Controller fertig hat, die Hersteller wie Dell, Alternate und Gigabyte ihren Steam Machines beilegen werden, wurde der offizielle Start der Steam Machines verschoben. Gerüchten zufolge könnte es im März 2015 so weit sein.
Solange wollte Dell nicht warten und prescht mit der Alienware Alpha vor. Die futurezone hat die Mischung aus Spielkonsole und Windows-8-Wonzimmer-PC getestet.
Unauffällig
Da die Alienware Alpha Notebook-Innenteile verbaut hat, fällt der Platzbedarf gering aus. Durch die kompakten Maße ist die Alpha etwas kleiner als Nintendos Wii U und deutlich kleiner als die aktuellen Konsolen PS4 und Xbox One. Der Nachteil des kleinen Gehäuses: Das Netzteil hat darin nicht Platz gefunden. Dieses ist etwas größer als ein aktuelles Notebook-Netzteil, aber flach genug, um es hinter dem Fernseh-Kasten zu verstecken. Im Vergleich zum monströsen Xbox-One-Netzteil wirkt das der Alpha fast winzig.
In der Wohnzimmer-Landschaft würde das flache Kästchen fast untergehen, wenn nicht der Ein/Aus-Schalter in der Form des Alienware-Schädels und die linke Kante eine LED-Beleuchtung hätten. Die Lichtfarbe für Ecke und Schädel kann getrennt voneinander eingestellt werden.
Anschlüsse
An der Vorderseite befinden sich zwei USB-2.0-Anschlüsse, an der Rückseite zwei USB-3.0-Ports. Weiters sind hinten ein optischer Audio-Out, Ethernet-Anschluss, HDMI-In und HDMI-Out. Wie die Xbox One beherrscht auch die Alpha HDMI-Pass-Through, um das Signal eines anderen Geräts durchzuschleifen. So spart man sich bei Mangel an HDMI-Eingängen im Receiver oder TV das ständige Umstecken.
An der Unterseite befindet sich noch ein weiter USB-2.0-Anschluss, zusammen mit einer kleinen Kammer, versteckt hinter einer Klappe. Dieser Platz ist für den Dongle des Steam-Machine-Controllers vorgesehen, kann aber etwa auch für den USB-Receiver einer kabellosen Maus oder Tastatur genutzt werden.
Die Alpha wird mit einem Xbox-360-Controller, inklusive dem benötigten Wireless-USB-Adapter ausgeliefert. Der USB-Adapter ist zu groß um in die versteckte USB-Kammer zu passen. Wenn Valve den Steam-Machine-Controller veröffentlicht, kann dieser nachgekauft und für die Alpha verwendet werden. Dell hat bereits bekannt gegeben, dass SteamOS beim Erscheinen problemlos auf der Alpha installiert werden kann.
Konsolen-Modus
Um die Alpha schon jetzt als Spielkonsole und nicht bloß als Wohnzimmer-PC zu verkaufen, hat Dell getrickst. Neben Windows 8.1 ist ein eigener Launcher installiert, der das Menü einer Konsole imitieren soll. Fährt man die Alpha hoch, wird automatisch das Konsolen-Menü gestartet.
Hier stehen lediglich vier Punkte zur Auswahl: Steam starten, Einstellungen, Hilfe und Power. Die Einstellungen sind rudimentär und erlauben etwa den Audio-Output von HDMI auf den optischen Ausgang umzustellen, die Auflösung von 720p auf 1080p zu ändern oder die Lichtfarbe einzustellen. Ein wenig nervig: Man muss mit dem Steuerkreuz des Controllers im Konsolen-Menü navigieren, der Analogstick wird nicht unterstützt.
Steam für den Flat-TV
Steam wird im „Big Picture“-Modus ausgeführt, den Valve bereits 2012 eingeführt hat. Dieser ist mit seinen großen Kacheln auf den Einsatz auf Flat-TVs und die Steuerung per Controller optimiert – hier wird auch der Analogstick unterstützt. Demnach klappt auch die Steuerung mit dem Xbox360-Controller problemlos. Nur bei einigen Games, die aus Steam Big Picture heraus gestartet werden, kann die Texteingabe per Controller Probleme machen. Da Steam Big Picture ein eigenes Interface hierfür verwendet, wird dies in einigen Games nicht richtig angezeigt.
Man darf sich nicht wundern, warum nicht alle Spiele in der Steam-Bibliothek angezeigt und auch der Steam-Shop kleiner als sonst erscheint. Standardmäßig sind auf der Alpha die Filter so gesetzt, dass nur Spiele angezeigt werden, die mit einer vollen Controller-Unterstützung getaggt sind. Diese Filter lassen sich deaktivieren, was man auch tun sollte. Skyrim etwa ist komplett mit dem Controller spielbar, obwohl es in der Steam-Plattform nicht als solches getaggt ist.
Die meisten Windows-Pop-ups werden im Konsolen-Menü und Steam weitestgehend unterdrückt. Sollte dennoch ein Pop-up auftauchen, etwa wenn man ein bestimmtes Spiel über Steam startet, kann der Controller als virtuelle Maus genutzt werden. Dazu drückt man die vier Schulter-Tasten plus den linken Analogstick. Danach wird mit den Analogstick der Cursor bewegt. Dies ist ein relativ guter Workaround und für die gelegentlichen Mauseingaben ausreichend.
Desktop-Modus
Will man die Alpha als ganz normalen PC nutzen, kann man über das Power-Menü im Konsolen-Modus den Windows-8.1-Desktop aufrufen. Allerdings nur, wenn eine Maus und Tastatur angeschlossen ist. Dies ist unverständlich, da Dell ohnehin einen recht guten Treiber installiert hat, der den Controller zur Maus macht. Außerdem kann in Windows 8.1 eine virtuelle Tastatur genutzt werden.
Für die Verwendung des Desktop-Modus gibt es mehrere Gründe. So ist im Konsolen-Modus keine Multimedia-Wiedergabe vorgesehen. In Steam kann man zwar Musik hören und einen Browser öffnen, will man aber Videos oder Netflix schauen, muss man in den Desktop-Modus.
Zudem ist die Alpha derzeit nur auf Steam ausgelegt. Games in Origin, Uplay und alle anderen, die nicht in der Steam-Bibliothek sind, können nicht aus dem Konsolen-Modus heraus gestartet werden. Dell arbeitet eigenen Angaben zufolge bereits an Möglichkeiten Games von EAs Origin in den Konsolen-Modus zu integrieren. Wann der Patch verfügbar ist, ist noch nicht bekannt. Bis dahin müssen Tastatur und Maus angesteckt sein, um im Desktop-Modus etwa FIFA 15 zu starten, dass dann erst recht wieder mit dem Xbox360-Controller gespielt wird.
Ausstattung
Ein weiterer guter Grund den Desktop aufzusuchen, ist um MSI Afterburner zu installieren. Denn aus der Grafikkarte kann noch etwas mehr Leistung herausgekitzelt werden. Bei allen vier Ausstattungs-Varianten der Alpha ist eine Nvidia Geforce-Grafikkarte verbaut, die eine modifizierte Version der Laptop-Grafikkarte GTX 860M sein dürfte. Da es kein gängiges Serienprodukt ist, lassen sich nicht die normalen Nvidia-Treiber installieren. Das ist ärgerlich, da die neuesten Treiber von Dell von Anfang November 2014 sind (Stand 30.1.), während die offiziellen Nvdia-Treiber deutlich aktueller sind.
Die futurezone hat von Dell die günstigste der vier Ausstattungs-Varianten zum Testen bekommen. Die Alpha hat eine Intel i3 CPU (vierte Generation), 4 GB RAM und eine 500 GB-Festplatte mit 5.400 RPM. Die UVPs für Österreich stehen noch nicht fest, diese Version wird aber voraussichtlich 550 Euro kosten. Die nächstbeste Variante hat 8 statt 4 GB RAM und 1 TB Speicher, danach folgen je eine Version mit i5- und i7-CPU.
Leistung
Die Festplatte ist einer der Hauptgründe, dass das Konsolen-Feeling nicht gänzlich überschwappt. Bis die Alpha in den Konsolen-Modus gebootet ist, vergehen fast zwei Minuten. Auch das Laden von Spielen dauert relativ lange. Immerhin kann die Alpha mit vier Schrauben vom Gehäuse befreit werden, um Festplatte und RAM auszutauschen. Es gibt zwei RAM-Slots, einer ist mit einem Samsung 4-GB-Riegel belegt.
Obwohl es der i3 und die 4 GB RAM nicht vermuten lassen, ist die Alpha dennoch in der Lage viele Games problemlos in FullHD mit hohen Details dazustellen. Dazu gehören etwa Skyrim, Bioshock Infinite und Grid 2. Bei aktuelleren Games, wie Call of Duty: Advanced Warfighter, Battlefield 4, Titanfall und Metro: Last Light muss man Details reduzieren, um Frameraten über 30 fps zu erzielen oder am besten gleich die Grafikeinstellungen auf Mittel setzen. Selbst dann sehen im direkten Vergleich mit einer PS4 die Games auf der Alpha noch einen Tick besser auf – die Framerate ist auf der PS4 dafür oft etwas stabiler.
Die Lautstärke der Alpha im Betrieb ist akzeptabel, verglichen mit einer anderen Spielkonsole. Flüsterleise ist sie allerdings nicht, speziell wenn neuere Games gespielt werden, wie etwa Advanced Warfighter und Battlefield 4. Die Alpha wird zwar beim Spielen warm, aber nicht heiß. Selbst nach einer mehrstündigen Spielesession lässt sie sich noch gefahrlos abstecken und in ein anderes Zimmer tragen um dort weiterzuspielen, falls Kinder oder Lebensgefährten den primären Flat-TV beanspruchen sollten.
Fazit
Die Alienware Alpha ist zwar teurer als die PS4 und Xbox One, dafür aber auch leistungsstärker – wenn auch nicht um viel. Aktuelle Spiele, Indie-Games und so ziemlich alles was in den Humble Bundles verfügbar ist, schafft auch die günstigste Variante der Alpha in einer annehmbaren Qualität wiederzugeben.
Noch lässt sich nicht sagen, wie zukunftssicher die Konfiguration mit i3 und 4 GB RAM ist, da das für Games optimierte SteamOS noch nicht verfügbar ist. Auch bleibt abzuwarten, ob Dell sein Versprechen hält und Updates für die Alpha nachreicht oder stattdessen lieber an einer „echten“ Steam Machine arbeitet und die Alpha unter den Tisch fallen lässt.
Wenn man nicht unbedingt sofort einen PC-Spielkonsolen-Hybrid benötigt, sollte man auf Valves fertiges SteamOS warten und dann weiterschauen. Hat man sowieso vorgehabt das konsolenfreie Wohnzimmer mit einem Multimedia-PC aufzuwerten, auf dem man noch dazu die meisten Games aus der eigenen Steam-Bibliothek spielen kann, kann man zur Alpha greifen. Nimmt man die günstige Version, sollte man den RAM und die Festplatte aufrüsten und die GPU übertakten.
Technische Daten
Modell: Dell Alienware AlphaMaße und Gewicht: 199,89 x 199,89 x 55,11 mm, 1,6 kgCPU:Intel i3-4130T Dual-Core processor (3M Cache, 2,9 GHz)GPU:NVIDIA GeForce GTX GPU 2GB GDDR5RAM:1x 4 GB DDR3Speicher: 500 GB Festplatte, 5.400 Umdrehungen/MinuteSonstiges:2x USB 3.0, 3x USB 2.0, HDMI In, HMDI Out, WLAN AC, Bluetooth 4.0, Ethernet, Optical OutPreis: 550 Euro (finaler Preis für Österreich steht noch nicht fest)Link:Website des Herstellers
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