Keynote

Apple macht iOS und OS X moderner

Dass die Entwickler diesmal ganz im Zentrum stehen, machte Apple bei der Eröffnungsveranstaltung der WWDC im Laufe der zweistündigen Präsentation Montagabend mehrmals deutlich. Laut dem Konzern gibt es weltweit sechs Millionen Programmierer, die Software zum Apple-Ökosystem beisteuern. Die Zahl wächst von Jahr zu Jahr rasant, alleine 2012 kamen 1,5 Millionen dazu. Sie haben seit dem Start des App Stores vor fünf Jahren über 900.000 Programme beigesteuert, 375.000 davon alleine fürs iPad. Bis dato hat Apple ihnen über 10 Milliarden Dollar für die Verkäufe im Online-Store ausgezahlt.

Software im Fokus
Entsprechend stand Software ganz im Zentrum der diesjährigen Keynote, die neben Apple-Chef Tim Cook diverse Apple-Manager bestritten. Das Highlight des Events war zweifelsfrei das neue iOS 7. Das Betriebssystem von iPhone und iPad – bis dato wurden 600 Millionen iOS-Geräte verkauft - wurde wie erwartet einem großen Redesign unterzogen. Dieses berücksichtigt sowohl optische Veränderungen wie auch neue Ideen bei der Bedienung.

Obwohl laut Apple-Chef Cook die Zufriedenheit der Kunden mit iOS-Geräten besonders hoch ist und weit vor anderen Herstellern und Plattformen liegt, wurde das Betriebssystem deutlich verändert. Der Look, der seit dem iPhone-Start 2007 unverändert war, ist Vergangenheit. Unter der Riege von Chef-Designer Jonathan Ive wurde ein modernes, schlichtes Aussehen gewählt und die Software aus den Nuller- in die Zehner-Jahre geholt.

Mehr Übersicht
Laut Ive soll die neue Oberfläche Ordnung in das komplexe System aus Apps, Daten und Informationen bringen. So wurde das Interface minimiert und der Content in den Vordergrund gerückt. Alles wirkt schlichter. Die Schriftarten sind deutlich dünner, neue Farbtöne dominieren die Optik. Hinzu kommen räumliche Effekte, die der Desktop-Ansicht mehr Tiefe verleihen. Schließlich gibt es viele halbtransparente Flächen, die erahnen lassen, was sich gerade im Hintergrund befindet.

Kürzere Menüwege
Gewisse Basis-Funktionen wurden ebenfalls überarbeitet, wobei man sich hier stark an der Konkurrenz orientiert hat. Im neuen Control Center, das vom unteren Displayrand mit einem Wischer noch oben geschoben wird, hat man nun alle wichtigen Funktionen schnell griffbereit. Lautstärke, Flugzeug-Modus, Taschenlampe – oft verwendete Menüpunkte sind dort schnell zu erreichen. In einzelnen Apps ist es auch verfügbar und bezieht für das Programm spezifische Optionen ein. Diese Funktion kennt man etwa vom neuen BlackBerry OS 10 – hier wischt man die Menüpunkte von oben ins Display hinein.

Multitasking für alle Apps
Auch beim Multitasking ist man an BlackBerry, mehr aber noch an WebOS erinnert. Offene Programme werden nun mit Live-Vorschau als Bild in einer horizontal scrollbaren Leiste angezeigt. So hat man nicht nur die Apps optisch besser im Blick, sondern kann auch schneller zwischen ihnen wechseln. Multitasking steht nun für alle Apps zur Verfügung. Damit dies nicht die Akkulaufzeit reduziert, hat Apple mehrere Techniken integriert, die den intelligenten Umgang mit den Programmen regeln. So analysiert das System, wie man Programme nutzt und versucht Vorhersagen zu treffen, wann man wie welche App braucht. Viel Facebook-Nutzung resultiert darin, dass die App im Ressourcen-Management bevorzugt wird. Wenn eine Push-Nachricht kommt, bringt das System ebenfalls die entsprechende App in Stellung – in der Annahme, dass der Nutzer sie gleich brauchen wird. Anhand der Nutzungsstatistik wird auch geregelt, welche Apps sich im Hintergrund automatisch mit Inhalten aktualisieren.

Bessere Nutzung von Internet-Verbindungen
iOS 7 berücksichtigt zudem, welche Internet-Verbindungen gerade verfügbar sind und wie hoch deren Bandbreite ist. Entsprechend werden große Downloads gestartet, oder eben hinten angereiht. Neu ist in diesem Zusammenhang, dass Apps automatisch aktualisiert werden. Der rote Kreis über dem App-Store-Symbol verschwindet.

Weiters wurde der Un/Lock-Screen überarbeitet. Er zeigt nun deutlich mehr Informationen an. Die Kamera wurde ebenfalls um Funktionen und neue Filter erweitert. Fotos können nun nach „Momenten" anhand der GPS-Daten und des Zeitstempels sortiert werden. Aufgeräumt wurde auch bei Mail, das von den dünneren Schriften profitiert.

Schnellerer Browser und verständnisvolles Siri
Nachgebessert wurde des Weiteren bei Safari. Tabs werden nun übereinander gestapelt und zeigen eine Preview – was die Übersicht verbessern soll. Zudem sind nun mehr als acht Tabs erlaubt. Siri wurde ebenfalls ausgebaut. Es werden nun mehr Sprachbefehle verstanden und das Service für den Einsatz im Auto optimiert. In Kooperation mit 16 namhaften Autofirmen wird es nun möglich sein, iOS-Funktionen auf den Bildschirm in der Mittelkonsole zu spiegeln.

Einfaches Tauschen wie WLAN
Gänzlich neu ist die Funktion Air Drop. Darüber kann man einfach und unkompliziert Daten mit Freunden via Direct-WLAN tauschen. Es steht allerdings nur ab iPhone 5, iPad (4te Generation), iPad mini und iPod touch zur Verfügung.

Ab Herbst
iOS 7 ist als Beta für Entwickler ab sofort verfügbar. Im Herbst soll dann die finale Version für Endkunden kommen. Das Betriebssystem wird ab iPhone 4 und ab iPad 2 funktionieren.

Neuer Name für OS X
Apple hat die Keynote auch genutzt, um seine neueste Version des Computer-Betriebssystems OS X zu enthüllen. Dabei weicht man vom Namensschema der Wildkatzen ab. Stattdessen ließ man sich von kalifornischen Riesenwellen inspirieren und hat die Software OS X Mavericks genannt. Laut Apple soll es über 200 Verbesserungen geben. Jene, die demonstriert wurden, richten sich an Power-User. So gibt es nun Finder Tabs sowie Verschlagworten von Dateien. Dies soll das Organisieren von Dateien, etwa noch Themen oder Arbeitsaufgaben, deutlich vereinfachen. Auch das Einbinden und Nutzen von mehreren Monitoren wurde verbessert.

Mehr Akkulaufzeit
Hervorgestrichen wurde das optimierte Energie-Management. So soll die Akku-Laufzeit durch Techniken wie Compressed Memory oder App Nap verbessert werden. Erstere stellt Programmen schnell mehr Speicher zur Verfügung, letztere vermeidet vergeudete Rechen-Leistung. So wird grafisch nur das berechnet, was der Nutzer tatsächlich sieht. Überdeckt ein Fenster eine aufwendige Grafikdarstellung, wird diese schlicht pausiert. Apple will so 72 Prozent weniger CPU-Aktivität erreichen.

Schnellerer Browser II
Verbessert wurde auch der Browser Safari, der laut Apple schneller und energieeffizienter arbeiten soll. Zudem soll es einfacher werden, Webseiten und längere Artikel zu lesen bzw. von Freunden über Twitter oder Facebook empfohlene Links anzusehen. Im Notification Center wiederum kann man nun direkt Twitter-Nachrichten antworten, ohne extra ein Programm aufzumachen.

Passwort-Management
Neu ist auch die iCloud Keychain, ein Passwort-Management-Werkzeug im Stil von 1Password. Mit dem Dienst lassen sich Passwörter und Kreditkarten-Infos verwalten, für Sicherheit soll eine 256-bit AES Verschlüsselung sorgen.

Routenplanung auf Mac und iOS
Eine praktische Änderung in Maps ist schließlich die Möglichkeit, am Mac konzipierte Routen mit einem Klick aufs iPhone zu schicken, um sich vom Smartphone navigieren zu lassen. Diese Routenfunktion wird auch im neu designten Kalender Einzug halten, indem bei Terminen die Anfahrtzeit berücksichtigt wird. Via Meldung wird man dann erinnert, wann man los muss, um rechtzeitig dort zu sein

Ab Herbst
OS X Mavericks ist ebenso wie iOS 7 als Beta für Entwickler ab sofort erhältlich. Für Endkunden wird es im Herbst erhältlich sein.

Angriff auf Google und Microsoft
Das Software-Special rundet Apple schließlich mit einer neuen Funktion für iCloud, das 300 Millionen Accounts zählt, ab. Ab sofort gibt es mit iWorks für iCloud, die Möglichkeit, Dokumente, Tabellen und Präsentationen direkt im Browser zu bearbeiten – und zwar Plattform-unabhängig auf Mac und PC. Der Konzern greift damit Microsofts Office 356 und Googles Drive frontal an.

Zaghaft gegen Spotify
Schlusspunkt in der Programm-Offensive bildete der neue Musik-Service iTunes Radio, das in die Musik-App integriert ist. Dabei handelt es sich jedoch nicht wie bei Spotify um ein klassisches Streaming-Modell, sondern um ein Werkzeug, um neue Musik zu entdecken. Es ist ein Internetradio-Dienst, der über 200 Sender bietet und ähnlich wie Last.FM neue Songs basierend auf der eigenen Musik-Bibliothek und den Hörgewohnheiten vorschlägt. Apple ergänzt dies zudem mit kuratierten, personalisierten Vorschlägen.

Um Nutzer anzulocken, soll es zudem exklusive Hörproben geben. Der Quasi-Konkurrent zu Spotify, Deezer und Co wird als werbefinanzierte Gratis-Version verfügbar sein. Gegen Mitgliedschaft bei iTunes Match (25 Euro/Jahr) kann man sich von der Werbung freikaufen. Schwachpunkt des Angebots: Es ist vorerst nur in den USA verfügbar, weitere Ländern sollen nach und nach folgen. Wann es nach Österreich kommt, ist unbekannt.

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