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Aus für Guitar Hero beendet Musikspiel-Ära

Es hat sich ausgerockt vor den TV-Bildschirmen: Der Games-Publisher Activision Blizzard wird seine populäre Musikspiel-Serie "Guitar Hero" einstellen und die dafür zuständige Abteilung gleich mit. Die ursprünglich noch für dieses Jahr angekündigte Fortsetzung des Musikspiels wird es nun doch nicht geben. Das hat das Entwicklerstudio am Mittwoch offiziell bekannt gegeben. Das Game werfe nicht mehr genug Profit ab, so die Erklärung.

Schon im November vergangenen Jahres hatte Viacom den Konkurrenten "Rock Band" aufgegeben, das dahinter stehende Entwicklerstudio Harmonix, das auch ursprünglich den ersten Teil der Guitar-Hero-Reihe geschaffen hatte, wurde verkauft. Die Gründe waren de facto dieselben: Das Game brachte keinen Gewinn mehr ein. Im Jahr 2006 hatte Viacom 175 Millionen Dollar in den Kauf von Harmonix investiert.

Damit dürfte das Ende der Musikspiel-Ära a la Guitar Hero endgültig besiegelt sein. Der Trend zum Knöpfchendrücken auf der Plastikgitarre hat sich innerhalb weniger Jahre abgenutzt. 2005 war das erste Spiel der Guitar-Hero-Serie erschienen und entwickelte sich schnell zu einem internationalen Boom. Zuletzt zeichnete sich jedoch bereits ab, dass die Euphorie für das gemeinsame Musikmachen vor dem Fernseher deutlich nachgelassen hat. "Das ist nichts Ungewöhnliches in der Videospielbranche. Ein Trend entwickelt sich zu einem Hype und wird nach einigen Jahren von etwas Neuem abgelöst", sagt Olaf Wolters, Geschäftsführer des deutschen Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware im Gespräch mit der FUTUREZONE.

Bewegung statt Musikmachen
Das heiße auch nicht, dass Musikspiele nun generell nicht mehr gefragt seien. "Es findet nur eine Verlagerung hin zu anderen Bereichen wie zum Beispiel Tanzspielen statt", so Wolters. Im Trend liegen jetzt neben Social Games, die auf Plattformen wie Facebook gespielt werden, vor allem die Bewegungssteuerungen Kinect (Xbox 360) und Move (Playstation). Statt gerockt wird jetzt vor dem TV getanzt und gesportelt. "Mit den Bewegungsteuerungen wurden neue Impulse gesetzt, die jetzt großen Anklang finden. Nur weil jemand nicht mehr Guitar Hero spielt, heißt das nicht, dass er gar nichts mehr spielt. Die Nutzer wenden sich anderem zu", erklärt der Experte.

Dass sich die Musikgames nicht mehr verkaufen, hat auch den Hintergrund, dass die damit verbundene Hardware einfach nicht mehr gefragt ist. "Wer sich einmal eine Gitarre gekauft hat, kauft in der Regel keine zweite mehr", sagt Wolters. Die bunten Plastikgitarren und anderen Spielutensilien wie Schlagzeug oder Turntable zählten zur Blütezeit von Guitar Hero und Rock Band zwar mit zu den angesagtesten Gadgets, allerdings hatten sie insbesondere in Europa einen stolzen Preis. Die Bereitschaft mehrfach in die Hardware zu investieren, um etwa neue oder verbesserte Modelle zu erwerben, hatten nur wenige.

500 Jobs in Gefahr
Im Zuge der Einstellung von Guitar Hero will Activision auch eine interne Reorganisation vornehmen, wie das Unternehmen ankündigte. Das würde bedeuten, dass etwa 500 Jobs im Publishing-Bereich bei Activison in Gefahr sind. Derzeit beschäftigt das Unternehmen circa 7000 Mitarbeiter. Der Publisher will sich künftig auf Titel wie das Kampfspiel "Call of Duty" und das Online-Game "World of Warcraft" konzentrieren. Im vergangenen Quartal machte das Unternehmen einen Verlust von 233 Millionen Dollar.

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Einfluss auf die Popkultur
Guitar Hero hat in den vergangenen Jahren so großen Ruhm erlangt, dass es seine Spuren auch in diversen Bereichen der Popkultur hinterlassen hat. So gab es beispielsweise eine eigene Folge der Serie South Park, die sich nur um das Spiel gedreht hat. Unbestritten ist auch der Einfluss auf die Musikindustrie. Viele Spieler kauften sich die Musik, die sie in den Games nachgespielt hatten. Auch Bands und Plattenfirmen kamen auf den Geschmack, gingen Kooperationen ein und brachten wie Aerosmith oder die Beatles sogar eigene Editionen des Games heraus.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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