Cat S60
Cat S60
© Gregor Gruber

Cat S60 im Test: Wasserdichtes Handy mit Wärmebildkamera

Cat S60 im Test: Wasserdichtes Handy mit Wärmebildkamera

Der Wärmebildspezialist Flir hat bereits Ansteckmodule für Smartphones veröffentlicht. Im Cat S60 (UVP 649 Euro, ab 0 Euro bei A1 mit Erstanmeldung) ist diese Technologie erstmals fix in einem Smartphone verbaut.

Wie die anderen Cat-Smartphones auch, ist das S60 besonders robust gebaut. Dementsprechend wuchtig ist es ausgefallen. Mit 12,9mm ist es doppelt so dick wie aktuelle Handys und mit 223g recht schwer. Die einhändige Bedienung fällt durch die Dicke eher schwer, ist aber für Menschen mit großen Händen oder langen Fingern noch möglich.

Fallsicher

Sollte das Smartphone mal zu Boden fallen, ist das nicht tragisch. Das S60 ist bis zu 1,8 Meter fallsicher. Theoretisch zumindest. Der Verschluss für den kombinierten SIM- und SD-Karten-Slot ist mit einem kleinen Schiebehebel gesichert, der nicht sehr robust wirkt. Wird der Hebel zur Seite geschoben, springt die Klappe auf, deren Gelenk ebenfalls nicht den Eindruck erweckt, als würde sie viel wegstecken können.

Im Falltest auf Beton ist die Klappe nicht aufgesprungen. Dafür lässt sich das ungewollte Öffnen aber provozieren, indem das Smartphone über eine Kante gezogen wird – so als würde man an einer Tischecke damit hängen bleiben. Das dies passiert ist zwar eher unwahrscheinlich, dennoch würde ich mich als S60-Besitzer sicherer fühlen, wenn die Klappe besser geschützt wäre.

Wasserdicht

Cat S60

Das S60 ist bis zu 5m wasserdicht. Allerdings nur, wenn die zwei Hebel an der Front von 2m auf 5m umgelegt wurden. Diese blocken zusätzlich die Lautsprecheröffnungen. Die Lautstärke ist dadurch geringer, andere Beeinträchtigungen gibt es nicht.

Laut der Produktbeschreibung funktioniert das Display hinter dem Gorilla Glass 4 auch mit feuchten Fingern. Das stimmt zwar, allerdings sind die Eingaben auf einem feuchtem Display nicht präzise möglich. Also erst das Smartphone abwischen, bevor es nach einem Tauchgang wieder verwendet wird.

Dicke Tasten

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Problemlos funktioniert die Bedienung mit Handschuhen. Selbst mit dicken Handschuhen werden Eingaben präzise erkannt. Die Hardware-Tasten sind groß genug, um auch mit Handschuhen gut bedient werden zu können. Für die Wasserdichte-Hebel der Lautsprecher und den Hebel der SIM-Abdeckung muss der Handschuh ausgezogen und die Fingernägel bemüht werden.

Die SOS-Taste ist nicht Handschuh-geeignet. Diese ist durch eine Abdeckung geschützt und weiter als die anderen Tasten im Gehäuse versenkt. Die SOS-Taste vor ungewolltem Betätigen zu schützen, ist zwar eine gute Idee, aber im Ernstfall sollte die Taste auch erreicht werden können, wenn die Feinmotorik aufgrund von Verletzungen vielleicht nicht mehr ganz mitspielt.

Cat S60

Die gelbe Taste an der linken Seite ist mit verschiedenen Funktionen belegbar. Sie kann für PTT genutzt werden, das Aktivieren des Unterwasser-Modus (sperrt den Touchscreen) und für das Starten von Apps wenn die Taste lange oder kurz gedrückt wird.

Die großen Tasten und das wuchtige Design haben den Nebeneffekt, dass das S60 eine gewisse Spielzeug-Ästhetik hat. Nicht nur optisch problematisch ist der Buckel an der Oberseite, der die Technik für die Wärmebildlinse enthält. Dieser ist nämlich abgeschrägt und reflektiert einfallendes Licht. Nutzt man das S60 in einer Halterung im Auto als Navi, kommt es vor, dass man vom Sonnenlicht geblendet wird, wenn man auf das Display schaut.

Wärmebildkamera

Die Wärmebildkamera des S60 ist nur über die eigene Flir-App nutzbar. Diese braucht mehrere Sekunden zu starten. Wie bei anderen Wärmebildkameras zieht das Bild etwas nach, etwa bei Schwenks. Auch kommt es zwischendurch zu kurzen Pausen, in denen sich die Infrarotkamera neu kalibriert.

Die Flir-App ist zwar nicht intuitiv, bietet aber einige Funktionen, die auch eine große Wärmebildkamera hat. So gibt es neun Falschfarben-Paletten zur Auswahl und es können mehrere Messpunkte am Display gesetzt werden. Auch das Aufnehmen von Videos und Panoramen ist möglich, ähnlich wie bei der Standard-Google-Kamera-App. Durch das Nachziehen sind die Videos ruckelig. Bei den Panoramabildern funktioniert das Stitching nur mäßig.

Schwache App

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Die App hat mehrere Schwachstellen. Es kann ein Rahmen eingeblendet werden, der die niedrigste, höchste und Durchschnittstemperatur in diesem Bildausschnitt anzeigt. Der Rahmen kann aber nicht verschoben und nicht in der Größe angepasst werden.

Es ist ein Rahmen für den ganzen Bildausschnitt wählbar. Dieser zeigt aber eine andere Maximaltemperatur für den Bildausschnitt als die Skala an. Eigentlich sollte die Skala immer die niedrigste und höchste Temperatur anzeigen, anhand derer Farbdarstellung entsprechend angepasst wird. Der niedrigste und höchste Wert der Skala können gesperrt werden, ähnlich wie der AEL bei einer herkömmlichen Digitalkamera. Die manuelle Eingabe der Werte ist, im Gegensatz zu einer professionellen Wärmebildkamera, nicht möglich.

Zusatz-App

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Immerhin können nachträglich viele dieser Einstellungen vorgenommen werden. Dazu gibt es die App Flir Tools, die nicht vorinstalliert ist, aber kostenlos heruntergeladen werden kann.

Hier ist die Transparenz des Real-Overlay-Bildes einstellbar, Rahmen, Kreise und Messlinien sind positionier- und skalierbar. Es kann ein PDF für Reports generiert werden, was für Außendienstmitarbeiter praktisch ist. Das PDF listet die Daten und zeigt das Real- und Wärmebildfoto in einer druckergeeigneten Ansicht auf einer A4-Seite.

Geringe Auflösung

Cat S60 Wärmebild: Keine Emus

Auch wenn es die Flir Tools suggerieren, ist die Wärmebildkamera des S60 nicht gänzlich für den professionellen Einsatz gedacht. Die Kamera hat eine niedrige Auflösung, was die Reichweite und Präzision der Wärmemessung negativ beeinflusst. Mit 80 x 60 Pixeln ist die Auflösung geringer als beim aktuellen Ansteckmodul Flir One, das eine Auflösung von 160 x 120 Pixel bietet. Aktuelle professionelle Kameras, die mehrere tausend Euro kosten, bieten eine Auflösung von 320 x 240 Pixel.

Die Reichweite der Wärmebildkamera wird mit 30 Metern angegeben, in der Praxis ist die maximale effektive Reichweite aber eher bei 10 Metern. Die optimale Einsatzreichweite der S60-Wärmebildkamera liegt bei etwa zwei Metern, wodurch sie eher für das Finden von Lecks bei Leitungen oder einer schnellen Temperaturmessung von elektrischen Geräten/Relays geeignet ist.

Je höher die Auflösung des Wärmebildsensors, desto höher die Pixel des Fotos, das abgespeichert werden kann, ohne die Präzision allzu sehr zu verfälschen. Beim S60 sind die abgespeicherten Wärmebilder 640 x 480 Pixel groß.

Mäßige Ausstattung

Cat S60

Abgesehen von der Wärmebildkamera und der stoßfesten Hülle bietet das S60 nur mittelmäßige Ausstattung. Das LC-Display hat eine Auflösung von 720p und ist nicht hell genug, um bei prallem Sonnenschein vollständig ablesbar zu sein.

Das niedrig auflösende Display hat einen Vorteil. In Verbindung mit dem 3.800 mAh Akku hält das S60 bis zu zwei Tage durch, bzw. einen ganzen Tag, wenn die Wärmebildkamera öfters verwendet wird.

Der Snapdragon 617 CPU reicht für normale Smartphone-Anwendung. Gerade für die Wärmebild-Apps wäre aber mehr Leistung wünschenswert gewesen. Dafür gibt es 3 GB RAM und 32 GB internen Speicher (23 GB nutzbar). Die Hauptkamera hat 13 Megapixel, die Qualität der Fotos ist ist nur durchschnittlich.

Fazit

Cat S60

Das Cat S60 ist ein Mittelklasse-Smartphone, das durch die eingebaute Wärmebildkamera und das stoßfeste Gehäuse ins Premium-Preissegment rutscht. Die Wärmebildkamera ist aufgrund der geringen Auflösung eher als Erstdiagnose-Gerät geeignet, um festzustellen, ob es notwendig ist, eine richtige Wärmebildkamera zu holen. Immerhin hat das S60 im Gegensatz zu klassischen Wärmebildkameras den Vorteil, auch Unterwasser verwendet werden zu können.

Es ist schon eine nette Spielerei, wenn die Wärmebildkamera direkt im Smartphone verbaut ist. Aber werden eine Wärmebildkamera und ein stoßfestes Handy nicht beruflich gebraucht, macht das 649 Euro teure S60 wenig Sinn. Wer Wärmebilder mit dem eigenen Smartphone machen will, kann die Ansteckmodule Flir One für Android oder iOS um etwa 300 Euro kaufen.

Technische Daten auf der Website des Herstellers

Disclaimer: Das Testgerät wurde für einen befristeten Zeitraum von A1 zur Verfügung gestellt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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