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Botzeit

Chatbots sollen das Internet revolutionieren

Die Zahl der Dinge, die online erledigt werden können, wächst beständig an. Das Internet ist eine komplexe Maschine geworden, die Hunderte von Aufgaben durchführen kann. Bedient wird dieses System aber nach wie vor so wie in den Anfangstagen des Netzes. Komplizierte Benutzeroberflächen und verschachtelte Webseiten machen viele Dinge unnötig kompliziert.

Die großen Technologiekonzerne suchen deshalb nach Alternativen. Das große Ziel ist ein System, mit dem sich Nutzer ganz natürlich unterhalten können, und das sämtliche Wünsche erfüllen kann. Das ist technisch allerdings noch nicht möglich. „Ein perfektes System, das problemlos mit Sprache umgehen kann, wird es noch länger nicht geben“, sagt auch Ernst Buchberger, Experte für künstliche Intelligenz an der Medizinischen Universität Wien.

Mäßig intelligent

Die großen Technologiefirmen sind aber anscheinend der Meinung, dass die Stunde der sprachbegabten Maschinen zumindest in einzelnen Nischen gekommen ist. Facebook arbeitet etwa an einer Plattform, die es Unternehmen erlaubt, eigene Bots zu programmieren. Das sind in diesem Fall maschinenbetriebene Chatprogramme, die über den Facebook-Messenger erreicht werden können.

Solche Bots, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind, können dann etwa direkt im Chatfenster dazu aufgefordert werden, Flüge zu buchen, Konzertkarten zu kaufen oder andere Aufgaben zu übernehmen. Die Airline KLM bietet seit Kurzem bereits einen Flugbuchungs-Bot an. Entsprechende Chatsoftware könnte auch andere Einkäufe erledigen oder in begrenztem Ausmaß den Kundendienst ersetzen. Microsoft hat für seinen Messenger-Dienst Skype ebenfalls eine offene Bot-Plattform angekündigt. Weiß das System einmal nicht mehr weiter, werden die Kunden an eine menschliche Auskunftsperson vermittelt.

Kompromisse

„Spracherkennung und Übersetzung sind noch nicht vollständig gelöst. In sehr eingeschränkten Aufgabengebieten können heute aber bereits nützliche Systeme mit Spracheingabe konstruiert werden“, sagt Buchberger. Google, Apple, und Microsoft arbeiten zudem an Software, die die Aufgaben eines persönlichen Assistenten übernehmen kann. Hier sind Siri, Google Now und Cortana die Plattformen, über die entsprechende Dienste angeboten werden. Gesteuert werden die Assistenten per Sprachbefehl.

„Dass die großen Konzerne Geld in die Hand nehmen, zeigt, dass die Technologie Potenzial hat. Datenbanksysteme mit Texteingabe gibt es schon seit den 1980ern. Heute gibt es aber mehr Akzeptanz, mehr Geld für die Forschung und die nötige Rechenpower, um auch für den Endkunden interessante Systeme anzubieten“, sagt Buchberger. Im Kundendienst und bei der Buchung einfacher Dienstleistungen werden die Bots aufgrund der Marktmacht von Facebook und Co wohl schon bald eine vielversprechende Option für viele Nutzer werden. „Die Frage ist immer, wie gut das System sein muss und welche Kompromisse eingegangen werden können“, sagt Buchberger.

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Markus Keßler

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