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Übernahme

Drei & Orange: Was die Kunden erwartet

Die EU, das Kartellamt sowie die Bundeswettbewerbsbehörde haben nun ihr OK gegeben, die Übernahme von Orange durch Drei ist genehmigt. Für Orange-Kunden bedeutet dies, dass sie in Zukunft zu Drei-Kunden werden. Unmittelbare Auswirkungen für bestehende Tarife oder Verträge hat das aber nicht unbedingt.

Was passiert mit den Verträgen?
An den Verträgen der Orange-Kunden ändert sich unmittelbar nichts, sie werden zum überwiegenden Teil einfach auslaufen. Da ein einseitiges Eingreifen des Betreibers zum Nachteil des Kunden einen Kündigungsgrund darstellt, werden es die Mobilfunkbetreiber tunlichst vermeiden, etwas zu verändern. Um den Tarifdschungel zu reduzieren, wird Drei den Kunden mit wenig populären Tarifmodellen im Rahmen neuer Kampagnen freiwillige Umstiegsangebote vorlegen.

Dürfen Orange-Kunden ihren Vertrag wegen der Übernahme kündigen?
Da die Verträge in der Regel ohne Änderung weiterlaufen werden, gibt es für bestehende Kunden kein außerordentliches Kündigungsrecht. "Anbieter scheuen jede Maßnahme, die dem Kunden eine vorzeitige Ausstiegsmöglichkeit nach dem Telekommunikationsgesetz bieten", erklärt auch Daniela Zimmer, Konsumentenschützerin bei der Arbeiterkammer Wien.

Werden die Tarife jetzt billiger?
Vereinzelt wird es für Kunden älterer Tarife günstige Angebote geben, auf neue umzusteigen. Aktuell sind bei Orange etwa 60 bis 70 Tarife aktiv, die Betreiber werden darum versuchen, nicht benötigte Modelle möglichst schnell einzustellen.

Für die Mobilfunklandschaft in Österreich könnten weniger Anbieter längerfristig natürlich auch einen geringeren Preiskampf und weniger Wettbewerb bedeuten. Analysten sehen durchaus die Möglichkeit, dass der Preistreiber Drei durch die Übernahme weniger aggressiv vorgehen wird. Andere Analysten glauben nicht an derartige Auswirkungen und gehen davon aus, dass der harte Wettbewerb in Österreich erhalten bleibt. Man kann in den ersten Jahren sogar davon ausgehen, dass der Preiskampf weiter geht, da Drei unbedingt zu T-Mobile aufschließen will - und da fehlen noch etwa 800.000 bis eine Million Kunden. "Wir streben ein Drittel des Marktes an", zeigt sich Drei-Chef Ian Trionow kämpferisch. Nach der Orange-Übernahme liegt man aber "nur" bei 22 Prozent, es fehlen also noch mindestens 11 Prozent.

Sollte man zu einem anderen Betreiber wechseln?
Verbraucher sollten die Angebote der Konkurrenten im Auge behalten. Die Mitbewerber werden aggressive Kampagnen starten, um Orange-Kunden abzuwerben. Bei der T-Mobile/telering-Übernahme 2006 konnte One mit dem 4:0-Tarif punkten und Tausende telering-Kunden für sich gewinnen. Man kann aber davon ausgehen, dass es aggressive Drei-Tarife geben wird, um nicht nur Orange-Kunden, sondern auch Kunden der anderen Betreiber zum Umsteigen zu bewegen.

Wird der Empfang besser?
Im Rahmen der Zusammenlegung werden auch beide Mobilfunknetze optimiert werden. Dabei kommen einige Senderstandorte dazu, andere fallen weg. Die Wiener Arbeiterkammer verweist auf vergangene Übernahmen, wo die Netzqualität insgesamt gestiegen ist. "Im Einzelfall kann es sein, dass sich die Sendequalität an gewissen Orten verschlechtert, weil Sendemasten aufgelassen werden."

Ob dies dann im Einzelfall ein Kündigungsgrund ist, muss individuell beleuchtet werden. "Grundsätzlich könnte man argumentieren, das man sich bei Vertragsabschluss auf eine gleichbleibende Netzqualität verlassen hat", so Zimmer.

Wird das Netz an Basisstationen ausgedünnt?
Drei hat derzeit 4000 Funkstationen, Orange 5000. Markttechnisch gesehen sind 9000 Funkstationen um etwa 3000 zu viel. Etwa 600 davon - im Vertrag ist von 634 die Rede - wandern zur Telekom Austria Group ab. Da 8400 noch immer zu viel sind, wird das Basis-Stationen-Netz auf etwa 7000 bis 6000 konsolidiert.

Was passiert mit der Vorwahl 0699?
Die Vorwahl 0699 wird weiter bestehen bleiben, sie wurde von Drei mitgekauft.

Wer verschickt die Rechnung?
Nach dem Closing werden nun die alten Orange-Kunden zu Drei-Kunden und der Rechnungsabsender ist Drei.

Wird "mein persönlicher" Orange-Shop bestehen bleiben?
Derzeit gibt es 96 Orange-Shops, wobei die eine Hälfte Orange selbst betreibt und die andere Hälfte von Partnern betrieben werden. Drei hat im Moment 50 eigene Shops. Wie viele Orange-Shops bestehen bleiben, hängt von der Strategie von Drei ab, auf eigene Shops oder auf Partner zu setzen.

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