E-Mountainbike im Test: Fahrspaß mit Reichweitenangst
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Die Verkaufszahlen von Elektrofahrrädern steigen in Österreich kontinuierlich. Laut Austrian Mobile Power, der Plattform zur Förderung von Elektromobilität in Österreich, wurden 2011 mehr als 30.000 Elektrofahrräder verkauft. 2012 waren es rund 45.000.
Man muss nicht zu faul zum Fahrradfahren sein, um sich ein E-Bike zuzulegen. Das beweist etwa die große Auswahl an verschiedenen Modellen: von praktischen Klapprädern für den Stadtverkehr und elektrisch betriebenen Rollern über elegant klassische Fahrräder bis hin zu E-Bikes für Sportler.
Der Wiener Yoom-Store hat der futurezone das Elom Carbon 29er X-Cross E-Bike, ein Mountainbike mit Tretunterstützung für einen Test zur Verfügung gestellt. Ausgeliefert wird das Fahrrad normalerweise als 25 km/h Version. Auf Wunsch kann das Pedelec auch offen mit 45km/h ausgeliefert werden. Diese Version, die die futurezone für den Test erhalten hat, ist im Rahmen der Straßenverkehrsordnung allerdings nicht zulässig.
Ausstattung
Der Rahmen besteht nahezu vollständig aus Carbon, was sich positiv auf das Gesamtgewicht des Elom 29 auswirkt. So bringt das E-Mountainbike lediglich 18,5 Kilogramm auf die Waage. Gebremst wird das Fahrrad von Avid-T9-Trail-Scheibenbremsen mit vier Kolben und die SRAM X9 Schaltung stellt 30 Gänge zur Verfügung.
Betrieben wird das Mountainbike von einem vor Steinschlag geschützten Mittelmotor, der eine nominelle Leistung von 350 Watt (Spitze 650 Watt) und einen nominellen Drehmoment von 40 Nm (Spitze 50 Nm) aufweist. Das Gewicht des Motors beträgt 4,8 Kilogramm und die Spannung 36 Volt.
Der versperrbare Akku ist dort angebracht, wo sonst die Trinkflaschenhalterung befestigt wird. Er ist klein genug, sodass eine Trinkflasche auf dem Sitzrohr immer noch genügend Platz findet. Der Akku hat ein Gewicht von 2,8 Kilogramm und eine Kapazität von 12 Amperestunden. Mit dem 4-Ampere-Ladegerät soll die Ladedauer rund drei Stunden betragen. Vom Hersteller wird eine Kapazität von 75 Prozent nach 500 Vollladezyklen garantiert.
Die Kontrolleinheit bietet am monochromen Display einen Überblick über Ladezustand des Akkus, Reichweite, gefahrene Kilometer, aktuelle Geschwindigkeit, Uhrzeit und Motorunterstützungsstufe. Außerdem kann per USB-Schnittstelle ein Smartphone zum Laden angeschlossen werden.
Auf und davon
Schon das Erscheinungsbild des Elom Carbon 29er X-Cross E-Bikes deutet auf etwas Außergewöhnliches und Hochpreisiges hin. Der edle Carbon-Rahmen, die 29-Zoll-Bereifung sowie Brems- und Schaltkomponenten wirken professionell und hochwertig. Motor und Akku sind unauffällig und ziehen daher kaum Aufmerksamkeit auf sich.
Auf der Kontrolleinheit, die am Lenker angebracht ist und mit einem Fahrradcomputer vergleichbar ist, kann in zehn verschiedenen Stufen eingestellt werden, wie sehr man sich vom Motor unterstützen lassen will. Hohe Unterstützungsstufen wirken sich negativ auf die Gesamtreichweite aus; wenig Unterstützung erweitert den Bewegungsradius.
Bei der niedrigsten Unterstützungsstufe ist das Fahren im flachen Gelände ungefähr so, als wäre man bei etwas Rückenwind ohne E-Motor unterwegs. Die mittlere Fahrstufe zeichnet sich durch angenehme Beschleunigung aus. Die Unterstützung ist schon etwas mehr als nur ein Rückenwind. Die oberste Unterstützungsstufe ist am ehesten mit mit einem kleinen Moped vergleichbar.
Bei der ersten Fahrt mit hoher Fahrstufe offenbart sich die Stärke des Mittelmotors, der kräftig anschiebt, sobald man in die Pedale tritt. Schon auf den ersten Metern lässt man andere Radfahrer "stehen" ohne dabei an seine körperlichen Leistungsgrenzen zu stoßen.
Beim ersten Minimieren der Beschleunigungsintensität fühlte man sich vom Motor im Stich gelassen. Schnell wurde klar, dass man sich daher eher wohlfühlt, wenn die Unterstützungsstufe "max" anzeigt und man sich ohne Schweißausbrüche fortbewegt. Wer sich allerdings auf das Rad schwingt um in Form zu bleiben, wird wohl eher mit wenig Unterstützung unterwegs sein.
Gefahr im Stadtverkehr
Im innerstädtischen Verkehr ist das Elom 29 nicht wesentlich langsamer als Autos. Schaltet die Ampel auf Grün, beschleunigt man mithilfe des Mittelmotors im Nu auf die Reisegeschwindigkeit von rund 40 km/h.
Der leistungsstarke Antrieb ist hilfreich wenn man eine Straße überqueren will. Allerdings kann es auch durchaus problematisch sein, weil andere Verkehrsteilnehmer nicht mit einer derartig schnellen Beschleunigung von Radfahrern rechnen. Gerade bei den ersten Fahrten ist es mehrmals vorgekommen, dass man beim Einfahren in eine Kreuzung von einem Autofahrer geschnitten wurde, der von einem solchen Antrieb überrascht wurde.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass man die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit, die sich mit dem Elom 29 kaum vermeiden lässt, leicht unterschätzt. Dies kann auf den engen Radwegen in der Stadt richtig gefährlich werden. Ebenso ist man mit den 29-Zoll Reifen im Stadtverkehr nicht so wendig, wie man es vielleicht von anderen, kleineren Fahrrädern gewohnt ist.
Fahrspaß im Gelände
Seine Stärken kann das Elom 29 vor allem bergauf und im Gelände ausspielen. Da der Motor nahezu lautlos läuft, erntet man beim Überholen von tief schnaufenden Rennradfahrern oft staunende Blicke.
Auf Waldwegen, bei denen es mal bergauf, mal bergab geht, kommt richtig Fahrspaß auf. Das Gewicht des E-Bikes ist so gering, dass es selbst beim schlängeligen Bergabfahren nicht weiter auffällt. Dank des leistungsstarken Motors kann man sich beim anschließenden Bergauffahren sogar erholen. Durch den Mittelmotor befindet sich der Schwerpunkt des Fahrrads beim Körper, wodurch das Halten des Gleichgewichts keinerlei Problem darstellt.
Reichweitenproblem
So toll das Fahren mit Tretunterstützung ist, so schlimm wird es, wenn dem Akku der Saft ausgeht. Denn beim Pedalieren mit leerem Akku oder ausgeschaltetem Motor kämpft man gegen den Widerstand an, der von der Sensorik im Motor verursacht wird. Es fühlt sich an, als würde man einen riesigen Dynamo antreiben oder gar bergauf fahren.
Das ist sehr schade, weil dadurch der Einsatzradius des E-Bikes praktisch auf die Reichweite des Akkus eingeschränkt wird. Im Test betrug die Reichweite bei maximaler Beschleunigungsintensität gerade einmal rund dreißig Kilometer. Dreht man die Unterstützungsstufe zurück, erhöht sie sich auf rund achtzig Kilometer.
Für ausgedehnte Radtouren ist die Reichweite viel zu knapp bemessen. Wer hauptsächlich im Gelände unterwegs ist, wird mit dem eingeschränkten Bewegungsradius eventuell das Auslangen finden. Eines ist allerdings gewiss: der ständige Blick auf den Display, wo die verbleibende Reichweite angezeigt wird.
Akkuladen
Zum Aufladen muss der Akku vom Fahrrad getrennt und mit dem externen Ladegerät verbunden werden. Da der Akku ohne dazugehöriges Ladegerät nicht geladen werden kann, ist das Anschließen an eine öffentliche Ladestation nicht möglich.
Will man die maximale Reichweite erweitern, muss man entweder das Ladegerät oder einen Ersatzakku mitführen. Ärgerlich dabei ist die unhandliche Größe des Ladegeräts. Ein Ersatz- oder Zweitakku kostet bei Yoom zwischen 300 und 500 Euro.
Die Dauer einer Vollladung des Akkus hielt sich an die Herstellerangabe von ungefähr drei Stunden. Fünf LEDs am Akku zeigen dabei den aktuellen Ladezustand an. Lästig ist, dass das Ladegerät einen Lüfter verbaut hat, der relativ gut zu hören ist.
Das Elom 29 ist so gestaltet, dass die durch das in die Pedale treten oder Bergabfahren erzeugte Energie nicht dazu verwendet werden kann, den Akku zu laden. Im Gegensatz zu Nabenmotoren, die entweder am Hinter- oder Vorderrad angebracht sind, sei Rekuperation bei Mittelmotoren nicht möglich, heißt es im Yoom-Shop.
Fazit
Der Fahrspaß - egal ob im Gelände, im Flachen oder im Stadtverkehr - ist mit dem Elom 29 durchaus gegeben. Vor allem bergauf ist das Fahren wirklich ein Genuss.
Problematisch ist allerdings die geringe Reichweite. Aufgrund des Widerstands im Motor strampelt man sich bei ausgeschaltetem Elektromotor ab, so dass der Fahrspaß auf der Strecke bleibt.
Bei einem derart hohen Preis von 4158 Euro könnte man sich einen größeren Bewegungsradius wünschen. Zumindest wäre es angebracht, das Elom 29 bei Verzicht auf den Elektromotor als herkömmliches Fahrrad verwenden zu können.
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