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Österreich

Flimmit tritt mit Abo-Modell gegen Netflix an

Der österreichische Streaming-Anbieter Flimmit ist am Montag mit einem Abo-Angebot gestartet. Zuvor war der Dienst, der seinen Schwerpunkt auf deutschsprachige Inhalte legt, nur als Video-on-Demand-Anbieter tätig. Damit möchte Flimmit vor allem dem im Vorjahr gestarteten US-Anbieter Netflix entgegentreten. Das neue Angebot ist bei Abschluss eines Jahresabos um 6,25 Euro pro Monat verfügbar und beinhaltet einen Teil des 4.000 Titel umfassenden Angebots. Dieses kann, wie beim US-Vorbild Netflix, uneingeschränkt genutzt werden, Titel können beliebig oft angesehen, gestoppt und fortgesetzt werden.

Das Monats-Abo kostet 7,50 Euro, ein Drei-Monats-Abo kommt mit 19,90 Euro (6,63 Euro pro Monat) etwas günstiger. Zum Start wird zudem ein vergünstigtes Jahres-Abo angeboten, das 49,90 Euro statt 75 Euro kostet. Flimmit schwenkt jedoch nicht vollständig auf das Netflix-Geschäftsmodell um, das Video-on-Demand-Angebot bleibt weiterhin erhalten. Titel können auch in Zukunft ohne Abo ab 1,99 Euro ausgeliehen oder ab 5,99 Euro dauerhaft gekauft werden. Die Bezahlung des Abos ist derzeit per Kreditkarte, PayPal oder Sofortüberweisung möglich. Das Lastschriftverfahren soll laut Flimmit schon bald als zusätzliche Bezahlungsmethode folgen.

Boutique mit Österreich-Fokus

Im Abo ist jedoch nicht die komplette Flimmit-Bibliothek enthalten. So lässt sich beispielsweise die neue ORF-Serie Vorstadtweiber mit dem Abo ansehen, Braunschlag oder Schlawiner hingegen nicht. Die futurezone zählte am Montag 767 Filme sowie 40 Serien, die mit dem Abo abrufbar sind. Zum Vergleich: Netflix bietet derzeit in Österreich 1220 Filme sowie 284 Serien an. Flimmit betont zudem, dass im Angebot auch kinderfreundliche Inhalte enthalten sind, beispielsweise der Kinofilm "Tom Turbo" oder die Animationsserien "Fix & Foxi" und "Lucky Luke".

Das Angebot soll ein "Feinkostladen" und eine "Boutique-Plattform" werden, mit starkem Fokus auf österreichische Inhalte. Dank Kooperationen mit Lizenzgebern wie zum Beispiel Hoanzl, Filmladen, Arthaus, Constantin oder ZDF-Enterprises ist das deutschsprachige Angebote spürbar umfangreicher als bei der Konkurrenz. Flimmit ist jedoch nicht frei von Hollywood-Filmen, diese Titel sind aber auch im Originalton verfügbar. Nach eigenen Angaben zählt Flimmit 20.000 Kunden, mit dem Abo-Modell wolle man eine "mittlere vierstellige Zahl" erreichen.

Auch der optische Auftritt des 2007 gegründeten Start-ups wurde überarbeitet. Die Webseite wirkt nun deutlich moderner und orientiert sich am Layout bekannter Streaming-Anbieter. Die Oberfläche ist zudem “Responsive” und passt sich somit der Größe des Browserfensters an. Auch die Apps für iOS,Android und Smart-TVs wurden an das neue Design angepasst. Die Apps sind sowohl mit Smartphones als auch Tablets kompatibel und unterstützen AirPlay sowie Chromecast. Die Smart-TV-App ist vorerst für Geräte von Samsung, LG und Philips verfügbar.

ORF-Beteiligung wird aufgestockt

Der Strategiewechsel wird vor allem vom ORF vorangetrieben, der über die Tochtergesellschaften ORS und ORF-Enterprise derzeit mit 25,1 Prozent an Flimmit beteiligt ist. Aus dem Teilhaber soll aber schon bald der Mehrheitseigentümer werden, denn laut dem ORF-Finanzplan 2015 soll der Anteil auf 88 Prozent erhöht werden - sofern das Fusionskontrollverfahren der EU zugunsten des ORF ausgeht. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sieht in der Beteiligung am Start-up einen “Beitrag zur Stärkung einer unverwechselbaren österreichischen Identität in einem wachsenden Marktsegment.”

Wrabetz übte im Rahmen der Präsentation von Flimmit auch scharfe Kritik am europäischen Markt und den Wettbewerbsbedingungen. Partnerschaften mit anderen Mediatheken und Streaming-Plattformen scheiterten an den rechtlichen Rahmenbedingungen. "Das ist auch eine europäische Absurdität, dass die Zusammenarbeit innerhalb Europas erschwert wird, US-Unternehmen aber problemlos in den Markt einsteigen können", so Wrabetz. Die ORF-Akqusition wurde laut Wrabetz auch von Netflix bemerkt, die laut dem Horizont zuvor Gespräche mit Flimmit führten.

Zwei Millionen Euro investiert

Laut Richard Grasl, dem kaufmännischen Direktor des ORF, wolle man in drei bis vier Jahren die bisher investierte Summe von zwei Millionen Euro erwirtschaftet haben. Eine "Cash Cow" solle es dennoch nicht werden, die Investition hätte vor allem strategische Gründe. "Österreichische Inhalte haben bei iTunes oder Netflix meistens keinen Platz ganz vorne. Wir wollen dafür sorgen, dass österreichische Inhalte auch international einen Platz finden", so Grasl.

Die neue Vertriebsplattform soll nun auch genutzt werden, um österreichische Produktionen international bekannter zu machen. Die ORS sieht die Beteiligung offenbar vor allem als Chance, technisches Know-How und Kontakte einfließen zu lassen. Erstes Ergebnis dieser Partnerschaft ist das Hbb-TV-Angebot von Flimmit, dessen Angebot künftig auch über Satellit am Fernseher abgerufen werden kann. Zudem werden im Testbetrieb knapp 1.000 Titel von Flimmit über das CableLink Portal der Salzburg AG angeboten, weitere Partnerschaften mit Kabel-TV-Anbietern sollen folgen.

Die technische Plattform von Flimmit soll zudem für weitere Dienste genutzt werden, die nicht mit dem Flimmit-Branding ausgestattet werden. So sei laut Grasl eine Klassik-Plattform geplant.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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