PROZESS

Früherer SAP-Chef drückt sich vor Gericht

Der frühere SAP-Chef Leo Apotheker hat sich vor einer Aussage im Industriespionageprozess zwischen US-Softwarekonzern Oracle und dem deutschen Konkurrenten SAP erfolgreich gedrückt. Bis zum Ende der Beweisaufnahme am Freitag gelang es dem Gericht und den von Oracle angeheuerten Detektiven nicht, den heutigen Chef von Hewlett-Packard (HP) aufzuspüren und zu einer Aussage zu zwingen.

Apotheker war der am meisten erwartete Zeuge in dem Verfahren um eine milliardenschwere Schadenersatzforderung. Oracle wollte Apotheker zu einer Aussage drängen, um ihn zu seinem Wissen über die Machenschaften der inzwischen aufgelösten SAP-Tochter TomorrowNow zu befragen. HP, der neue Arbeitgeber, lehnte dies aber ab.

Datenskandal
TomorrowNow hatte die Kundendaten von einer passwortgeschützten Oracle-Website gestohlen und den Kunden dann Angebote zu günstigeren Konditionen gemacht. SAP hat dies inzwischen auch eingeräumt. Während Oracle den Schaden durch illegale Geschäftspraktiken des deutschen Konkurrenten SAP auf vier Milliarden Dollar (2,9 Milliarden Euro) veranschlagt, geht SAP von einem Schaden in Höhe von 40 Millionen Dollar aus.

Auch die von Oracle angeheuerten Privatdetektive schafften es bis zuletzt nicht, Apotheker die Vorladung zuzustellen. Der HP-Chef nutzte eine juristische Besonderheit aus: Die Zustellung war nur in einem Umkreis von 100 Kilometern (160 Meilen) um das Gericht in Oakland möglich. Besonders kurios ist der Umstand, dass die HP-Zentrale in Palo Alto innerhalb dieses Radius" liegt. Der Chef des weltweit umsatzstärksten Technologieunternehmen musste also öffentliche Auftritte vermeiden und außerhalb dieses Kreises bleiben, damit man ihn nicht zur Aussage zwingen konnte. Die Aufenthaltsorte seines Vorstandschefs gab HP nicht bekannt.

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(//apa/dapd)//

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